© Martin Litschauer
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Bauen und Dämmen mit Stroh

Waldviertler Energie-Stammtisch: Stroh – ein vielseitiger Bau- und Dämmstoff aus der Region!

Der 64. Waldviertler Energiestammtisch fand am Donnerstag, den 5. Oktober statt und war dem Thema ‘Bauen und Dämmen mit Stroh’ gewidmet. Besonders hoher Dämmwert, durchaus vergleichbar mit handelsüblichen Dämmmaterialien, macht Stroh zu einem exzellenten und unschlagbar günstigen Baustoff für die Dämmung von Außenwänden und Decken, im Bodenaufbau und zwischen den Dachsparren. Zahlreiche Beispiele, auch im Bezirk Waidhofen, bestätigen den Trend. Der einführende Film ‘Stroh im Kopf’ gab einen sehr guten Überblick über die historische Entwicklung der Verwendung von Stroh im Hausbau. Arch. DI Erwin Schwarzmüller vom Ökobaucluster NÖ betonte in seinem Referat das große Potenzial, das der Bau- und Dämmstoff Stroh bietet.

Stroh als Baustoff fand in Amerika vor 100 Jahren – besonders in holzarmen Gebieten – breite Anwendung. Noch heute werden Strohgebäude, die damals errichtet wurden, bewohnt. In Europa ist Strohbau vor allem in Deutschland verbreitet. In Österreich ist der Strohballenbau noch wenig verbreitet, jedoch nimmt die Verwendung von Stroh zur Dämmung von Fertigteilbauten, speziell im Holzbau, zu. Eine weitere Einsatzmöglichkeit für Stroh ist in Kombination mit Lehmputz zu sehen.

Als konkretes Beispiel für die Verwendung von Stroh zur Dämmung ist der Passivhauskindergarten in Ziersdorf, der vom Horner Architekturbüro ah3 als Holzrahmenkonstruktion gefüllt mit Stroh, Lehm und Zellulose geplant wurde, zu erwähnen. Der Bau wurde 2006 mit dem NÖ Klimaschutzpreis ausgezeichnet und war für den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006 nominiert. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt des Einsatzes von Stroh liegt auch in der Verwirklichung einer sehr preisgünstigen Bauweise.

Wenn es um Stroh als Baustoff geht, ist jedenfalls auch das S-House in Böheimkirchen zu erwähnen. Stroh wird dort von der Dämmung bis zu den Schreibtischen und Innentüren, die nicht aus Holz-, sondern aus Strohplatten bestehen, verwendet. Die Umweltentlastung bezüglich der Konstruktion zeigt im Vergleich zu einer konventionellen Wandkonstruktion einen »Faktor 10«. Interessant ist außerdem, dass der Heizwärmebedarf des Passivhaus-Standards hier noch deutlich unterschritten wird. Das S-Haus wird als Büro, Innovations- und Schulungszentrum genutzt und ist gleichzeitig ein innovativer Demonstrationsbau für die Verwendung von Stroh als Baustoff, der vor wenigen Tagen mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2006 ausgezeichnet wurde.

DI Erwin Schwarzmüller sieht den Strohbau heute dort, wo die Passivhaustechnik vor 10 Jahren stand. Der Ökobaucluster NÖ (www.oekobaucluster.at) arbeitet gemeinsam mit der Baubranche an der Realisierung dieses großen Potenzials von Stroh als Baustoff. Die umgesetzten Objekte helfen Vorurteile, auch bezüglich Brandbeständigkeit, abzubauen. So wird immer mehr Menschen bewusst, dass Stroh eine Bauweise ermöglicht, die ökologisch ist und Arbeitsplätze vor Ort schafft



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