© Martin Litschauer
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Energie-Stammtisch besucht Pflanzenölkraftwerk

Kraftwerk als Heizung in der Silberbauerfabrik

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Am Donnerstag, den 6.Juli 2006 besuchte der Waldviertler Energie-Stammtisch die Silberbauerfabrik in Groß Siegharts, wo das Pflanzenölkraftwerk und die Ölpresse besichtigt wurden. Herr Ulrich Achleitner, der Besitzer der Fabrik, begrüßte die Besucher, die auch aus den Nachbarbezirken Horn, Zwettl, Krems und Gmünd angereist waren.

Die Silberbauerfabrik wurde 1848 gegründet und wird nun bereits in der 5. Generation, von Herrn Achleitner, geführt. Zurzeit sind dort 16 Mitarbeiter beschäftigt, die vor allem Textilerzeugnisse, z.B. Gewebe, herstellen. Meist handelt es sich dabei um Spezialgewebe, die mit Sondermaschinen produziert werden, welche im Betrieb selber durch Herrn Achleitner und seine Techniker entwickelt werden.

Vor ein paar Jahren zeichnete sich ab, dass die Ölheizung nicht mehr lange halten wird und dass die Ölpreise sich stark nach oben entwickeln. Deshalb suchte Herr Achleitner eine neue Heizung, bei der von stabilen Preisentwicklungen ausgegangen werden kann. Eine Hackschnitzelheizung schied auf Grund des großen Platzbedarfes aus und schließlich wurde die Idee geboren ein Pflazenölblockheizkraftwerk zu errichten, das für den notwendigen Heizbedarf aufkommen soll. Nach einiger Zeit wurde in Deutschland ein Anbieter gefunden, der auch schon langjährige Erfahrungen mitbrachte und so entschied sich Herr Achleitner ein Blockheizkraftwerk mit einer thermischen Leistung von knapp über 70 kW und einer elektrischen Leistung von 50 kW zu errichten. Das Kraftwerk wird allerdings nur dann gestartet, wenn die Wärme tatsächlich benötigt wird. Im letzten Winter bei -25°C Außentemperatur ist das Kraftwerk im Dauerbetrieb gewesen, aber sonst kommt das Kraftwerk wesentlich kürzer zum Einsatz, wobei die Energie auch in einem Pufferspeicher zwischengespeichert wird. Der Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist und mit dem Tarif des alten Ökostromgesetzes vergütet. In einem Jahr kommt das Kraftwerk, das als Wärme-Kraft-Kopplung arbeitet, auf 2000 Betriebsstunden, woraus sich eine Produktion von 100.000 kWh Strom ergibt.

Ursprünglich wollte man das Pflanzenöl für das Kraftwerk zukaufen, doch kurz vor der Inbetriebnahme kam es zu Verknappungen und Preisansteigen am Pflanzenölmarkt, so dass man sich kurzfristig entschloss, das Pflanzenöl auch gleich selber zu pressen. Der ersten Pflanzenölpresse, die über zwei Schnecken gleichzeitig presst, folgten bald zwei weitere. Die Zuführung des Raps´ zu den Pressen wurde automatisiert und auch mit Sieben und Magnetabscheidern ausgestattet und auch die Filtertechnik für das Pflanzenöl wurde selber weiterentwickelt. Die hauseigenen Techniker sind sich stolz auf Ihre Anlage, die nun pro Tag 600 Liter Pflanzenöl an 7 Tagen in der Woche produziert. Insgesamt werden bereits 500 Tonnen Raps pro Jahr gepresst, das ist weit mehr, als das Pflanzenölkraftwerk benötigt. Deshalb wird der gepresste Raps auch zum Diesel beigemengt, um bei den Treibstoffkosten zu sparen. Dass dies möglich ist, hat sich schnell rum gesprochen, so dass das gepresste Pflanzenöl aber auch der Presskuchen als Futter von vielen Landwirten und auch von Fuhrunternehmern von der Silberbauerfabrik bezogen wird. Der Raps wiederum wird von den heimischen Landwirten und der Rest vom Lagerhaus angeliefert. So sichert der Sieghartser Gewerbebetrieb auch Einkommen in der Landwirtschaft.

Anschließend gab es noch im Gashaus Fischer eine Diskussionsrunde, bei der Erfahrungen bei der Pflanzenölproduktion und beim Einsatz in Kraftwerken und Fahrzeugen ausgetauscht wurden. Im interessantesten ist sicher der Einsatz im Kraftwerk, da dort bei Wärmenutzung ein wesentlich höherer Gesamtwirkungsgrad erreicht werden kann. Außerdem wurde diskutierte, wie in Zukunft auch mehr Pflanzenöl aus biologischer Landwirtschaft zum Einsatz kommen kann, die auf diese Weise noch mehr CO2 eingespart werden kann, weil weniger "graue" Energie zum Einsatz kommt.



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