Geht die Feinstaub-Farce weiter?

Viele Jahre Tatenlosigkeit müssen ein Ende haben. Schluss mit unverantwortlicher Verharmlosung und Halbwahrheiten, so die „ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt“

Seit knapp zwanzig Jahren ist bekannt, dass Feinstaub und ultrafeine Partikel (UFP) ernste Folgen für die Gesundheit haben. Beispielsweise wurde Diesel von der MAK-Werte Kommission (MAK: Maximale Arbeitsplatz Konzentration) schon 1987 als krebserregend im Tierversuch ausgewiesen. Viele Untersuchungen haben seither die Erkenntnisse erhärtet.

Feinstaub führt u.a. zu Beeinträchtigungen des Lungenwachstums bei Kindern, Asthmaanfällen, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Lungenkrebs und vorzeitigen Tod. Laut EU-Kommission (2004) ist für Österreich eine Verkürzung der Lebenserwartung von rund acht Monaten auf die Feinstaubbelastung zurückzuführen.

Über gesundheitliche Wirkung wird wenig gesprochen

Die gravierenden gesundheitlichen Wirkungen von Feinstaub und Dieselabgasen seien leider von entsprechenden Lobbys lange Zeit heruntergespielt und verleugnet worden, so Univ.-Ass. DI Dr. med. Hans-Peter Hutter, Sprecher der ‘ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt’. Damit wurden der Dieselboom und die UFP-Zunahme in Österreich gefördert. Nachdem heute die medizinische Datenlage unangreifbar ist, wird neuerdings versucht, über Diskussionen zur Quellenzuordnung von Feinstaub das Problem weiter zu verschleppen.

Jüngste - verantwortungslose - Äußerungen von Auto-Lobbys bestätigen die Befürchtung, so Hutter, dass über unzulässige Risikovergleiche (Rauchen als selbst gewähltes Risiko / unfreiwillige Feinstaub-Belastung) versucht werde, den stetig anwachsenden KfZ-Verkehr als einen wesentlicher Verursacher der Partikel aus der Pflicht zu entlassen.

Auto-Innenraum und Feinstaub

Doch speziell im städtischen Bereich ist davon auszugehen, dass ein hoher Prozentsatz dieser gefährlichen Partikel von Diesel-Pkw und Klein-Lkw stammt. Auch die Autofahrer selbst sind in ihrer Gesundheit bedroht, wie Studien z.B. über das erhöhte Lungenkrebsrisiko von Berufskraftfahrern belegen. Im Auto-Innenraum sind die Partikel-Konzentrationen besonders hoch.

Konkrete Schritte erforderlich

Aus ärztlicher Sicht sind die vorliegenden Gesundheits-Daten alarmierend. Man wird erwartet vom Feinstaub-Gipfel, dass energische und mutige Maßnahmen zur Reduktion des Feinstaubes beschlossen werden würden; selbstverständlich müsste bei allen Verursachern, so Hutter, angesetzt werden. Die Politik ist aufgerufen, sich im Sinne des Gesundheitsschutzes für die österreichische Bevölkerung und insbesondere für Kinder einzusetzen. ‘Doch lieber engagieren sich einige für die Anhebung der Feinstaub-Grenzwerte, um so das Problem ‘aus der Welt’ zu schaffen - statt sich u.a. für mehr zu Fuß gehen, Rad fahren und damit für mehr Gesundheit einzusetzen’, so Hutter.

Mehr unter: www.aegu.net


Artikel Online geschaltet von: / stevanov /