Waldviertler Energiestammtisch besucht Gföhl

Ökoenergieanlagen rund um Gföhl und Emissionsbilanzen wurden vorgestellt

Der Waldviertler Energie-Stammtich hat sich im August 2001 gegründet und sich zum Ziel gesetzt, die Waldviertler über die Möglichkeiten Erneuerbarer Energie zu informieren. Nach zahlreichen Informationsabenden in der Gründungsstadt Waidhofen/Thaya wurden auch Stammtische in anderen Orten und Bezirken organisiert. Nach Veranstaltungen in Götzles, Liebnitz, Kollmitz, Schrems und Vitis und nach über 1000 Besuchern freute es die Organisatoren des Stammtisches besonders, die Einladung der Bildungstankstelle Gföhl annehmen zu können und den ersten Stammtisch im Bezirk Krems auszutragen.

Toni Rohrmoser von der Bildungstankstelle in Gföhl übernahm die Organisation vor Ort und freute sich auf die Zusammenarbeit. Nach der Begrüßung und einer kurzen Einleitung durch Martin Litschauer vom Stammtisch stellte die Vizebürgermeisterin Ludmilla Etzenberger die Gemeinde Gföhl vor, die bereits 1995 mit der Erstellung eines Energiekonzeptes begonnen hat und später dem Klimabündnis beigetreten ist. Durch die Errichtung des Heizwerkes werden 120 Haushalte mit Wärme aus Biomasse versorgt. Nach der Umsetzung des Ökopunkteprogramms gründete die Gemeinde auch das Bodenbündnis, bei dem der Bodenverbrauch durch Siedlungsbau aber auch durch Bodenerosion überwacht werden soll.

Franz Aschauer, Landwirt, stellte im Anschluss seine 100kW-Biogasanlage vor, mit der er 700.000 bis 800.000 kWh Strom pro Jahr erzeugen kann. Für den Betrieb der Anlage verwendet er täglich 3 bis 5 m³ Gülle anderer Landwirte und 10 bis 12 m³ Grünschitt, Mais und andere Biomasse, die hauptsächlich von seiner 75 ha Landwirtschaft stammen. Das Material wird im Fermenter der Anlage vergoren, so dass Methan (Biogas) entsteht. Anschließend gelangt das Material in den Nachfermenter, wo es bis zu 200 Tage gelagert werden kann, damit es nicht im Winter ausgebracht werden muss. Für die Landwirte dient dieses Material als wertvoller Dünger, das im Gegensatz zur Gülle nicht mehr stinkt. Das Biogas wird mit Hilfe eines Gasmotors in einem Blockheizkraftwerk zu Strom und Wärme umgewandelt. Die Anlage von Aschauer besitzt einen Synchronmotor der mit einer speziellen Steuerung auch einen Inselbetrieb ermöglicht, bei dem auch beim Ausfall des öffentlichen Stromnetzes Strom produziert werden kann. Der Strom aus der Biogasanlage wird in der Regel ins öffentliche Stromnetz eingespeist und mit fixen Tarifen vergütet, wodurch sich diese Anlagen wirtschaftlich betreiben lassen und gesicherte Rahmenbedingen vorfinden.

Walter Enzinger berichtete danach über seine 200kW-Windkraftanlage, die zu einer der ersten Windkraftanlagen Österreichs zählt. Als die Anlage errichtet wurde, waren viele Behördenwege durch fehlende Bestimmungen sehr mühselig. Karl Fuchs berichtete über die 500kW-Alagen, die später durch eine Betreibergesellschaft in Gföhl errichtet wurden. Bei guten Windverhältnissen kann das Gemeindegebiet mit Windstrom versorgt werden, so dass der Atomstrom aus dem Netz verdrängt werden kann.

Im letzten Referat berichtete Bernhard Schneider über ein Berechnungsprogramm der Waldviertler Energieagentur, mit dem durch Fragebögen in der Gemeinde und Vergleichsrechnungen und Simulationen die Treibhausgasemissionen einer Gemeinde bestimmt werden können, die durch den Wärme- und Energieverbrauch, aber auch durch den Verkehr und durch Warenproduktion und -import verursacht werden. Dadurch können jene Bereiche in der Gemeinde bestimmt werden, die den größten Treibhausgasausstoß verursachen. Hier konnte auch deutlich gemacht werden, wie z.B. mit einer Biogasanlage gleichzeitig der Methanausstoß (ebenfalls ein Treibhausgas) reduziert und die Wärme- und Stromversorgung sichergestellt werden kann. Schneider machte deutlich, dass die meisten Klimabündnisgemeinden von Ihren versprochenen Treibhausgaseinsparungen noch weit entfernt sind und viele Anstrengungen notwendig werden, um das Ziel 2010 noch zu erreichen. Durch den Umstieg auf Erneuerbare Energie und die Effizienzsteigerung in Produktion und Verkehr sind diese Ziele aber noch zu erreichen.

Kontakt:
Waldviertler Energie-Stammtich
Bildungstankstelle Gföhl



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