Futtermittelindustrie sabotiert Fleischerzeugung ohne Gen-Futter

Greenpeace deckt systematische Falschkennzeichnung von Futtermitteln auf

Hamburg, 22. 4. 2004 - Die deutsche Futtermittelindustrie will die Entstehung gentechnikfreier Futtermittelmaerkte verhindern. Damit will sie Fleischvermarkter wie Edeka Nord in die Knie zwingen, die auf Tierfutter ohne Gentechnik bestehen. Dies ergibt sich aus aktuellen Schreiben von Futtermittelkonzernen, die Greenpeace vorliegen. Der Hamburger Lieferant Una-Hakra hat die fuer Edeka produzierende Erzeugergenossenschaft vor wenigen Tagen informiert, dass ihre Ware zwar keine Gen-Pflanzen enthalte, auf den Saecken dennoch Gen-Soja angegeben wuerde.

Bereits der Zulieferant von Una-Hakra, der Bunge-Konzern - weltweit groesster Anbieter von Soja-Futter - kennzeichnet seine Ware falsch aus und unterlaeuft damit die neue
Kennzeichnungsverordnung. Im Januar hatte der Raiffeisen Verband zudem schriftlich
angekuendigt, Futtermittel ohne Genpflanzen zukuenftig nur noch als ueberteuerte
Nischenprodukte anzubieten. Anlass dieser Schreiben ist die neue EU-Verordnung, die seit 18.
April gilt und erstmals auch eine Kennzeichnung von Futtermitteln vorsieht.

"Durch die falsche Kennzeichnung haben Landwirte keine Wahl mehr. Sie werden von den Futtermittelkonzernen gezwungen, als Gen-Futter deklarierte Ware zu kaufen", erklaert Christoph Then, Gentechnikexperte von Greenpeace. "Damit wollen sie einen neuen Qualitaetsstandard ohne Gen-Soja verhindern. 70 Prozent der Landwirte lehnen aber den Einsatz von Gen-Futter ab. Die Industrie muss sich dieser Ablehnung beugen und die verschiedenen Qualitaeten der Futtermittel trennen. Futter ohne Genpflanzen muss zum Standard werden", fordert Then.

Die von Una-Hakra belieferten Landwirte gehoeren zum Gutfleisch-Programm der Firma Edeka Nord. Sie verlangt von ihren Landwirten, auf Gen-Mais und Gen-Soja zu verzichten. Durch den Etikettenschwindel der Futtermittelhersteller kann der Landwirt nicht mehr erkennen, ob seine Tiere Gentechnik erhalten oder nicht. Nach Ansicht von Greenpeace soll somit Edeka Nord gedraengt werden, das Qualitaetsfleischprogramm ohne Gen-Soja einzustellen.

Die Industrie will sich eine aufwaendige und teure Trennung der Vertriebswege fuer Futtermittel ersparen. "Zum Teil bestehen enge Kooperationen zwischen Gen-Konzernen und internationalen Sojahaendlern. Aus Profitinteressen und Bequemlichkeit soll Gentechnik durchgesetzt werden", sagt Then. Die falsche Kennzeichnung von Futtermitteln ist nach EU-Bestimmungen nicht zulaessig. Greenpeace prueft deswegen auch rechtliche Schritte gegen die beteiligten Futtermittelhersteller.

Gentechnikfreie Soja ist derzeit keine Mangelware. Seit Dezember 2003 hat Greenpeace in Hamburg auf zehn Schiffen mit Soja Proben genommen und von unabhaengigen Instituten auf Gentechnik untersuchen lassen. Bei den letzten beiden Schiffen, die aus Brasilien kamen, lagen die Verunreinigungen mit Gen-Soja deutlich unter 0,9 Prozent. Die Ware muesste daher nach der neuen Verordnung nicht gekennzeichnet werden. Soja-Schiffe aus den USA haben hingegen generell einen hohen Anteil von 27 bis zu 97 Prozent Gen-Soja an Bord.



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Weitere Infos bzw. Quelle oder weitere Infos: WWF Deutschland

Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /