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Studie: Wie (un-)nötig ist die 380kV Leitung wirklich?

Die Wahrheit über die Notwendigkeit des 120 Millionen Euro teuren 380kV Leitungsausbaus in der Steiermark und den Stromausfällen in Europa

Die Stromausfälle dieses Sommers zeigen die Anfälligkeit unserer „fossilen“ Stromversorgung

In den letzten Monaten konnte man Stromausfälle in den USA, in Georgien, in England, in Ungarn in Schweden und heute auch in Italien beobachten, bei denen das Hochspannungsnetz zusammen gebrochen ist. Daraus lässt sich bereits erkennen, wie anfällig unsere Hochspannungsnetze in Wirklichkeit sind. Auch der Wirbelsturm, der vor einigen Tagen in den USA die Leitungen zerrissen hat, zeigt die Schwächen der Übertragungsnetze. Auch vier Tage nach dem Sturm waren viele Häuser und Wohnviertel noch immer ohne Strom, weil die Übertragungsleitungen nicht rasch genug repariert werden konnten und die Häuser über keine eigene Stromversorgung verfügen. Die Schäden für die Wirtschaft, die von einer sicheren Stromversorgung ausgeht, diese aber durch den Strompreisdruck gefährdet, sind enorm.

„Sichere“ dezentrale Energieversorgung durch Erneuerbare Energie und mehr Arbeitsplätze

Dabei sind die Häuser, Landwirtschaften, Gewerbebetriebe, Dörfer und Städte durchaus in der Lage, sich selbst mit Strom zu versorgen. Die Produktion mit Hilfe von Wärme-Kraft-Kopplungen in Biomassekraftwerken und Biogasanlagen, sowie die Nutzung von Photovoltaikanlagen, Kleinwasserkraftwerken, Windkraftanlagen, Pflanzenöl- und Holzgasblockheizkraftwerken und Geothermieanlagen ermöglicht nicht nur eine nachhaltige Energiegewinnung aus Erneuerbarer Energie, sie sichert auch die Stromversorgung. Alle diese Anlagen können technisch so ausgelegt werden, dass sie im Netzparallelbetrieb Strom ins Stromnetz einspeisen. Wird zusätzlich auch ein Inselbetrieb vorgesehen (zum Beispiel durch Inselwechselrichter bei Photovoltaikanlagen oder durch Anpassung der Steuerungen bei Kleinwasserkraftwerken und Blockheizkraftwerken sowie bei Wärme-Kraft-Kopplungen), so kann die Stromversorgung auch bei Ausfall des Stromnetzes im Haus, in der Siedlung bzw. in der ganzen Ortschaft aufrechterhalten werden. Dadurch kann auch in einer gesamten Region eine Unabhängigkeit von Hochspannungsleitungen erreicht werden. Diese Energieautarken Gemeinden, Regionen und Länder sind dann von Stromimporten unabhängig, die Ausgleichsenergien können direkt unter den Regionen ausgetauscht werden, wobei durch einen vernünftigen Mix an Erneuerbaren Energieträgern die Menge der benötigten Ausgleichs- bzw. Speicherenergie reduziert werden kann. So können zum Beispiel Wärme-Kraft-Kopplungen den Großteil des Strombedarfs in der kalten Jahreszeit sicherstellen, während die Photovoltaik zur Mittagszeit parallel zu den Lastspitzen eine steigende Produktion aufweisen kann und auch die Stromversorgung über trockene Sommermonate die Versorgung sichert. Der heurige Sommer hat gezeigt, wie schnell große Atom-, Kohle-, Öl-, Gas- und Wasserkraftwerke in Produktionsengpässe geraten können. Es zeigt sich, dass hier die Photovoltaik und die Wasserkraft eine sehr gute Kombination bei der Stromversorgung darstellt. Die dezentrale Produktion von Strom durch Erneuerbare Energie hat aber nicht nur den Vorteil der sicheren Stromversorgung (dezentrale Stromnetze können nicht so leicht zerstört werden wie Stromnetze mit großen Kraftwerken und der Notwendigkeit von Hochspannungsleitungen), sie tragen auch zur lokalen Wertschöpfung bei und schaffen und sichern Arbeitsplätze in allen Regionen Österreichs.

Die unnötige 380kV-Leitung / warum die 220kV-Leitung ausgelastet ist

In den letzten Monaten hat der Verbund immer wieder behauptet, dass die 380kV-Leitung durch die Oststeiermark unbedingt notwendig ist, weil die 220kV-Leitung überlastet wird und die Versorgungssicherheit der Steiermark gefährdet ist. Die Studie ‘Die 380kV-Höchstspannngsleitung Südburgenland – Kainachtal (Steiermark) und mögliche Alternativen’ von DI Dr. Dieter Hornbachner bezieht sich unter anderem auf die Studie der TU Graz, Lothar Fichert, ‘Engpässe im 220/380kV-Übertragungsnetz der Verbund APG’, die im Auftrag des Verbundes erstellt wurde. Diese Studie kommt zu der Erkenntnis, dass es in der bestehenden 220kV-Leitung immer wieder zu Überschreitungen der (n-1)-Sicherheitsgrenze kommt. Diese Studie gibt aber auch Aufschluss über die Lastflüsse in den kritischen Zeiten (meist nachts, wo der Verbrauch normalerweise sinkt), woraus Hornbachner ablesen konnte, dass die starken Belastungen der bestehenden 220kV-Leitung nicht durch den Stromverbrauch in der Steiermark sondern durch Stromtransit und durch die Durchleitung von Pumpstrom für die Speicherkraftwerke ausgelöst wird. Die Studie von DI Dr. Dieter Hornbachner, die im Auftrag der Grünen angefertigt wurde, und auch mögliche Alternativen (Lastmanagement, Einsatz von Erneuerbarer Energie) dürfen wir Ihnen zum Download anbieten (siehe unten).

Analysen von Global 2000 zur 380kV-Leitung / geplanter Atomstromtransit durch Österreich

Auf der Homepage von Global 2000 gibt es bereits auch einige Informationen rund um die geplante 380kV-Leitung. Diese zeigen unter anderem, dass es in Tschechien und der Slowakei eine jährliche Stromüberproduktion von 11.900 GWh und 4.400 GWh gibt, während in Italien über 40.000 GWh Strom benötigt werden. Aus diesem Grund gibt es beim Verbund ein sehr großes Interesse den Strom vom Norden in den Süden durchzuleiten und damit Geld zu verdienen. Es bleibt nun zu befürchten, dass die Anrainer, die die neue 380kV-Trasse ablehnen, aus Gründen der Profitoptimierung und wegen des Stromtransits mit Elektrosmog belastet werden, obwohl nicht nur Österreich sondern auch Italien bzw. der gesamte EU-Raum zu 100% mit Erneuerbarer Energie ohne 380kV-Leitungen versorgt werden können. Aus diesem Grund hat sich auch in der Steiermark eine Bürgerinitiative gegründet. Sprecher DI Richard Hubmann lehnt, so wie auch die Vertreter von EUROSOLAR AUSTRIA den Bau der 380kV-Leitung ab.


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Kurzstudie 380kV Steiermarkleitung.pdfDOWNLOAD Kurzstudie 380kV Steiermarkleitung.docDOWNLOAD


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