Sind Österreichs Atomgegner Ökostrommuffel?

Warum der Atomstromanteil in Österreich ohne Atomkraftwerk steigt

Vor 25 Jahren haben die Österreicher mehrheitlich entschieden, auf das Atomkraftwerk Zwentendorf und damit auf die Atomkraftnutzung zu verzichten, wodurch erfolgreich verhindert wurde, dass Atomkraftwerke in Österreich zur Energieversorgung in Betrieb gehen. Seitdem gab es regelmäßig Proteste gegen verschiedene grenznahe Atomkraftwerke, trotzdem ist der Atomstromanteil in Österreich in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Durch den Ankauf von Atomstrom werden immer noch ausländische Atommeiler wirtschaftlich am Leben erhalten. Erst im letzten Jahr haben über 900.000 Österreicher das Volksbegehren gegen das AKW Temelin unterschrieben, die Mehrheit der Unterstützer bezieht aber nach wie vor Atomstrom über österreichische Stromversorger, obwohl in der Zwischenzeit durch die Strommarktliberalisierung der Anbieter frei gewählt werden kann. Offensichtlich werden die Österreicher immer träger, wenn es darum geht, für Ideale einzutreten. So haben beim letzten Anti-Atom-Volkbegehren von Greenpeace auch nur mehr 131.853 Unterzeichner den Weg in die Gemeindeämter gefunden. Dies liegt wohl auch an der Politikverdrossenheit vieler, wurden doch zum Beispiel nach dem Melker Abkommen im Jahre 2000 von Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel einheitliche europäische Sicherheitsstandards für Atomkraftwerke und eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung für das AKW Temelin versprochen und bis heute nicht erfüllt.

Dabei könnte jeder Österreicher durch kleine Windkraft- oder Photovoltaikanlagen einen deutlichen Beitrag zum Ausstieg aus der Atomindustrie und zum Umstieg auf Erneuerbare Energie leisten. Bei entsprechender Nutzung kann mit Solarstromanlagen auf Wohnhäusern bereits mehr Strom produziert werden, als im Haus verbraucht wird. Stromknappheit durch Wassermangel und hohen Energieverbrauch durch Klimaanlagen würden sofort der Vergangenheit angehören.

Dass manche Österreicher aber Mut zur Energiewende haben, zeigen zahlreiche Bürgerbeteiligungsprojekte bzw. Unternehmen. Viele Windkraftfirmen, bei denen man sich als Teilhaber, Gesellschafter oder Aktionär beteiligen kann, zeigen seit einigen Jahren, dass diese Modelle funktionieren. So entstanden bereits über 100 MW Windkraft in Österreich. Ein ähnliches Wachstum könnte die Photovoltaik an den Tag legen, wenn sie nicht weiter durch den 15 MW-Deckel politisch blockiert würde. Zahlreiche Beteiligungsmodelle zeigen, dass die Solarstromtechnologie marktreif ist und viele Anlagen und Projekte warten auf die Aufhebung der Begrenzung für Strom aus Sonnenlicht. Im Bereich der Biomasseverstromung und der Biogasnutzung sind ebenfalls Bürgerbeteiligungsmodelle zu erwarten.

Die österreichischen Privatkunden verbrauchen rund ein Drittel des österreichischen Stroms. Würde jeder Haushalt bereits jetzt für die eigene Stromversorgung aufkommen, in dem sich die Österreicher an Gemeinschaftsanlagen oder bei Ökostromfirmen beteiligen, wäre Österreich zu 100% aus Erneuerbarer Energie versorgt. Dadurch ist die Wertschöpfung gesichert und es werden zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen.

Nun liegt es daran, ob die Österreicher handeln und umsetzen oder doch nur reden und diskutieren, wodurch es keinen Unterschied zur österreichischen Energiepolitik gäbe, die nur 78% Erneuerbare Energie bis 2008 anstrebt, obwohl Österreich bereits 2010 zu 100% aus Erneuerbarer Energie versorgt sein könnte.

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Artikel Online geschaltet von: / litschauer /