© System Change not Climate Change - Eine rote Linie am Flughafen Wien
© System Change not Climate Change - Eine rote Linie am Flughafen Wien

Protestaktionen am Flughafen Wien gegen dritte Piste und Staatszielveränderung

"System Change, not Climate Change!" (SCnCC) protestierte am Wochenende mit etwa 200 TeilnehmerInnen gegen die dritte Piste am Flughafen Wien, und die geplante Verfassungsänderung.

© System Change not Climate Change - Rote Linie zum Stopp
© System Change not Climate Change - Rote Linie zum Stopp

Rund 80 Menschen in roten Anzügen markierten am Flughafen Wien-Schwechat rote Linien, die nicht überschritten werden dürfen, wenn unsere Lebensgrundlagen auch in Zukunft erhalten bleiben sollen. "Rote Linie: Kein weiter wie bisher" stand auf dem 45 Meter langen Transparent, das die AktivistInnen unter anderem dort aufspannten, wo die dritte Piste mehr als 700 Hektar landwirtschaftlich genutzte und teilweise biodiversitätsreiche Fläche verbauen würde. Am Flughafen selbst bildeten die AktivistInnen im Rahmen einer Kundgebung eine rote Linie. "Das Wachstum klima- und umweltschädlicher Sektoren muss ein Ende haben. Es liegt an uns allen, das Limit für die Umweltzerstörung zu markieren. Statt die Flugindustrie massiv zu subventionieren, sollte Österreich eine zukunftsweisende Mobilität fördern", forderte eine junge Aktivistin.

Nach dem Ende der Kundgebung mit 200 TeilnehmerInnen, an der sich auch Bürgerinitiativen gegen die Lärmzunahme durch eine dritte Piste beteiligten, markierten Dutzende AktivistInnen im Flughafengebäude eine weitere rote Linie. Sie reihten sich im Terminal nebeneinander auf und fielen schließlich im Domino-Effekt um, womit sie das Limit für klimaschädliches Flugwachstum symbolisierten. Buchstäblich angestoßen wurde die Aktion von einer "Justitia", als Zeichen, umweltfreundliche Gerichtsentscheidungen zu respektieren.

Viele der Protestierenden kamen direkt vom ersten österreichischen Klimacamp. Rund 200 Menschen zelteten von 24. bis 28. Mai auf einer Obstwiese im flughafennahen Enzersdorf an der Fischa und nahmen am vielfältigen Workshop-Programm teil. Klimacamps sind wichtige Vernetzungspunkte der internationalen Bewegung für Klimagerechtigkeit.

Auf Dritte-Piste-Urteil darf kein Abbau von Umwelt- und Klimaschutz folgen

Der Bau der dritten Piste würde eine dramatische Erhöhung der Fluganzahl ermöglichen und damit die Treibhausgasemissionen immens anwachsen lassen. "Angesichts des Klimawandels sind weitere Investitionen in klimaschädliche Infrastruktur absolut unverantwortlich. Besonders weil der Ausbau nicht aufgrund von Bedarf, sondern wegen Profitinteressen forciert wird", so Manuel Grebenjak von SCnCC.

Der aktuelle Vorstoß, "Wachstum, Beschäftigung und einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort" in der Verfassung zu verankern sowie die Versuche, Gerichte in ihren Kompetenzen zu beschränken und Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren zu verwässern, sind inakzeptabel. "Das Staatsziel sollte ein gutes Leben für alle und eine zufriedenstellende Beschäftigung sein. Wachstum an sich ist zukunftsfähige Lösung mehr. Unsere Wirtschaft funktioniert nur, wenn deren natürliche Grundlagen erhalten bleiben", so Magdalena Heuwieser von SCnCC. "Die aktuellen Reaktionen auf den Dritte-Piste-Entscheid zeigen, dass Österreich das erst im letzten Jahr unterzeichnete Pariser Klimaabkommen nicht ernst nimmt. Den Worten müssen endlich Taten folgen!"

Die Protestierenden fordern nicht nur einen Stopp der Ausbaupläne des Flughafens und anderer klimaschädlicher Infrastruktur. Sie setzen sich auch dafür ein, dass die erst im März beschlossene Halbierung der Flugabgabe rückgängig gemacht wird. Durch die Halbierung entgehen Österreich mehr als 50 Millionen Euro an Steuereinnahmen jährlich, welche nun den Fluglinien und Flughäfen höhere Gewinne bescheren. Dieses Geld wäre besser in Förderungen für nachhaltige und leistbare Mobilität investiert, so müssten Kurzstreckenflüge dringend durch die Bahn ersetzt werden. Zudem darf Kerosin nicht weiter steuerfrei bleiben. Die kürzlich verabschiedete Klimastrategie der internationalen Luftfahrt (CORSIA) wiederum ist reinstes Greenwashing und darf nicht dazu verwendet werden, den Ausbau der Luftfahrt zu legitimieren.

Mehr Informationen: www.systemchange-not-climatechange.at www.drittepiste.org



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /