© David Mark / pixabay.com
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Windkraft in Europa am Abgrund

Österreich fällt im Ranking erstmals seit Jahren hinter die besten Zehn

Im Jahr 2016 konnte der Windkraftausbau in Europa noch halbwegs stabil gehalten werden. Dies war nur Aufgrund des starken Ausbaus in Deutschland und Frankreich möglich. Obwohl die Windkraft mit 51% mehr als die Hälfte der neu errichteten Erzeugungskapazität stellte, sind die Investitionen bei der Windenergie an Land um knapp 30% eingebrochen. "Es fehlt die klare Politik in Europa", so Giles Dickson, Geschäftsführer des europäischen Windenergie-Verbandes "WindEurope". Österreich fällt weit zurück auf Platz 12 im Ausbau der Windkraft. "Das ist die logische Folge der österreichischen Politik", bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und fordert einmal mehr einen Warteschlangenabbau mit der kleinen Ökostromnovelle. Mit dem Ausbau von 12.490 MW Windkraftleistung nimmt der Ausbau in der EU im Vergleich zum Vorjahr um 3% ab. Verantwortlich dafür, dass es letztes Jahr in Europa nicht zu einem kompletten Einbruch des Windkraftausbaus gekommen ist, ist einmal mehr Deutschland. Mit einem Zubau von 5.443 MW Windkraftleistung wurde 44% der europäischen Windkraftleistung in Europa in Deutschland errichtet. Mit 1.561 MW konnte Frankreich seinen Ausbau vom letzten Jahr um 45% steigern und somit den zweiten Platz belegen. Beide Länder stehen kurz vor dem Umstieg der Fördersysteme und bekommen dann Ausschreibungen vor die Fördersysteme gestellt. In keinem andern Land in Europa wurden sonst mehr als 1.000 MW ausgebaut. "Der Umstieg von Einspeisetarifsystemen auf Fördersysteme mit Ausschreibungen hat viel weniger gut funktioniert als wir gehofft haben", bemerkt Giles Dickson und ergänzt: "Noch immer haben wir Strommärkte, die nicht funktionieren und nicht fit sind für die erneuerbaren Energien." Moidl ergänzt: "Die europäischen Zahlen bestätigen leider unsere Analysen, dass Ausschreibesysteme für den ambitionierten Windkraftausbau ungeeignet sind."

Investitionen an Land eingebrochen

Eine deutliche Sprache sprechen auch die Investitionen beim Windkraftausbau an Land. Diese sind um knapp 30% eingebrochen und zeigen die unsichere Situation der Windbranche derzeit in Europa. Lediglich die Windräder am Meer können noch sichere Investitionen binden. Während nur 12,5% des Ausbaus auf den Offshore-Bereich entfallen, sind mit 18,2 Mrd. Euro 2/3 der Windkraftinvestitionen in diesem Bereich zu finden.

51% der neuen Kraftwerksleistung in Europa ist Windkraft

Neue Kraftwerke werden zum überwiegenden Teil nur mehr im Bereich der erneuerbaren Energien ausgebaut. 86% der neuen Kraftwerksleistung waren 2016 in der EU erneuerbare Energien. Mit 51% war mehr als die Hälfte der neu errichteten Erzeugungskapazität Windkraft. "Diese Zahlen sollten auf eine strahlende Zukunft für die Windbranche hinweisen. Aber dem ist nicht so", bemerkt Dickson und ergänzt: "Die Energiepolitik überall in Europa ist weniger klar und ambitioniert wie noch vor ein paar Jahren. Nur 7 von 28 EU-Staaten haben bereits Ziele und Rahmenbedingungen beschlossen, die über das Jahr 2020 hinausgehen. Aber eine klare Politik ist die wichtigste Grundvoraussetzung für die Windbranche, wenn wir in die Zukunft blicken."

Österreich fällt immer weiter zurück

Viele Jahre konnte Österreich unter den besten zehn Staaten in Europa im Windenergieranking mitspielen. Heuer ist Österreich erstmals seit Langem nicht mehr unter den besten Zehn. Dies ist umso bedenklicher, da es in Europa in vielen Staaten sehr schlechte Bedingungen für den Windkraftausbau gibt. Waren wir noch 2014 auf Platz 6 so sind wir nun nur noch auf Platz 12. Die österreichische Politik muss diesen Abwärtstrend endlich beenden. Die kleine Ökostromnovelle liegt am Tisch und könnte mit wenigen Änderungen den Reformstau beseitigen. "Der Warteschlangenabbau der genehmigten Windkraftprojekte wäre die Kehrtwendung und könnte die Ökostromproduktion in Österreich wieder deutlich steigern", bemerkt Moidl und ergänzt abschließend: "Es liegt jetzt nur mehr am Willen der Politik den Ökostromausbau voran zu bringen."



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Weitere Infos: IG Windkraft

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /