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Wiener Stadtwerke diskutieren Digitalisierung und Dekarbonisierung in Brüssel

Vorstand der Wiener Stadtwerke fordert optimale Rahmenbedingungen für Daseinsvorsorge - Herausforderungen des Zuzugs durch Digitalisierung bewältigen

Bei einem zweitägigen Besuch Dienstag und Mittwoch in Brüssel hat der Vorstand der Wiener Stadtwerke Gespräche mit zahlreichen politischen VertreterInnen auf europäischer Ebene geführt. Im Zentrum standen die aktuellen Herausforderungen des Infrastruktur-Konzerns in den Themenfeldern Dekarbonisierung, Digitalisierung und Energiemarktdesign neu. Die Reise fand pünktlich zur Veröffentlichung des lange erwarteten Energie-Winterpakets der EU-Kommission am 30. November statt.

Unter dem Titel "Building the smart city of the future" wurde am Dienstag im Wien Haus in Brüssel mit europäischen EntscheidungsträgerInnen, Städte- und VerbandsvertreterInnen zu transport- und energierelevanten Zukunftsfragen diskutiert. Die Veranstaltung markierte den Abschluss einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe im Wien Haus zum Thema "Growing Cities - Growth in Cities", organisiert von den Wiener Stadtwerken, der Stadt Wien und der Wirtschaftsagentur Wien.

Stadtwerke in ganz Europa stünden laut Generaldirektor Martin Krajcsir vor der Herausforderung, wachsende Bevölkerungszuströme mit entsprechenden Energie- und Transportnetzen zu versorgen, und das bei immer engeren Budgetspielräumen. Die Chancen der Digitalisierung richtig zu nutzen sei letztlich der Schlüssel zum Erreichen einer leistbaren Infrastruktur für alle BewohnerInnen der Stadt. Daher sei die Frage zentral, "wie die traditionell vorhandene Hardware mit neuen Software-Lösungen verknüpft werden kann", sagte Krajcsir. Dass Wien und die Wiener Stadtwerke punkto intelligenter digitaler Verknüpfung international ganz vorne mitspielen, zeigte die Verleihung des "World Smart City Awards" vor drei Wochen, der im Bereich "Projekte" an die Wiener Forschungsgesellschaft (Aspern Smart City Research - ASCR) ging.

Digitalisierung wird von den Wiener Stadtwerken in erster Linie als Chance begriffen, um ihre Dienstleistungen (nach außen) noch kundenfreundlicher und (nach innen) noch effizienter zu gestalten. Für den Verkehrsbereich hielt Vorstandsdirektorin Gabriele Domschitz fest: "Richtig umgesetzt stellt beispielsweise das vernetzte, automatisierte Fahren eine Chance für den öffentlichen Personennahverkehr dar. Wichtig ist, dass wir uns auf EU-Ebene Gehör schaffen und die neuen Anwendungen nicht nur allein der Auto-Industrie überlassen, sondern darauf achten, dass die städtische Umwelt einen zusätzlichen Nutzen hat." Das gleiche gelte für die E-Mobilität in der Stadt, die im Idealfall leitungsgebunden und netzbasiert abläuft. Im Klartext: durch die Öffis, mit denen in Wien derzeit 39 Prozent aller Wege zurückgelegt werden, die aber nur für sechs Prozent der Transportemissionen in der Stadt verantwortlich sind.

Vorstandsdirektor Peter Weinelt betonte im Zusammenhang mit der Europäischen Energiepolitik v.a. die entscheidende Rolle von Verteilnetzen, die in einem zunehmend dezentralen Energiesystem (Stichwort: Prosumer) immer relevanter werden. "Versorgungssicherheit und Black-out Prävention sind unsere Kernaufgaben." Damit diese auch künftig erfüllt werden können sei es wichtig, dass auf EU-Ebene die Rollen im Energiesystem klar definiert werden. "Als verlässliche und neutrale Datenmanager sind Verteilnetzbetreiber bereits heute eine wichtige Voraussetzung für die Herausbildung von neuen Energie-Dienstleistungen" stellt Weinelt fest. Das in Österreich entwickelte Modell eines sicheren, dezentralen Abwicklungssystems von Daten (Energiewirtschaftlichen Datenaustauschs (EDA)) gilt in Brüssel schon heute als Vorzeigemodell.

Kommunale Unternehmen sind von Entscheidungen auf EU-Ebene in höchstem Maße betroffen. So wird das Energie-Winterpaket der EU-Kommission die gesamten heimischen energiewirtschaftlichen Bedingungen auf den Kopf stellen. Dem Umstand, dass es dadurch eine starke Vertretung in Brüssel benötigt, tragen die Wiener Stadtwerke seit 2015 durch ein im Wien-Haus beheimatetes Brüssel-Büro Rechnung.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /