© Hans Braxmeier / Windenergie
© Hans Braxmeier / Windenergie

Energiezukunft: Dekarbonisierung des Energiesektors ist ein Muss

Bloomberg New Energy Outlook zeigt, dass Europa den Anschluss bei erneuerbaren Energien verliert

Wien- Europas Investitionen im Bereich erneuerbarer Energien sinken, es geht zu langsam voran, so der Tenor im Rahmen der Tagung "Energie 2050", die von GLOBAL 2000, Greenpeace und dem WWF gemeinsam mit dem Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) und der IG Windkraft im Wiener Museumsquartier veranstaltet wurde. Bei der Veranstaltung wurde mit der Präsentation des New Energy Outlook 2016 von Bloomberg New Energy Finance deutlich, dass Europa im Begriff ist, den Anschluss bei der Entwicklung der erneuerbaren Energien zu verlieren. "Marktkräfte allein würden zwar die Richtung der Entwicklung nicht ändern, wären aber aus klimapolitischer Sicht zu langsam," so Steffen Bukold vom unabhängigen Forschungs- und Beratungsbüro EnergyComment Hamburg. "Es braucht rasch die Umsetzung politischer Maßnahmen wie die kleine Ökostromnovelle", ist Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, überzeugt.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde der New Energy Outlook 2016 von Bloomberg New Energy Finance präsentiert. Dieser Bericht ist der größte und umfangreichste Bericht zu Investitionen am Sektor erneuerbarer Energien.

Investitionen in erneuerbare Energien in Europa sinken stark

Die Zahlen sind beeindruckend: 2015 wurden 54 % der neuen Stromerzeugungskapazitäten im Bereich erneuerbare Energie (134 GW) errichtet. Die Großwasserkraft ist jedoch in diesen Zahlen nicht enthalten. Dabei überholten die erneuerbaren Energien die Kohlekraftwerke (42 GW) und Gaskraftwerke (40 GW) jeweils um das Dreifache, wie Angus McCrone, Chefredakteur des Bloomberg New Energy Outlook, berichtete.

Das Dramatische daran: Leider hat Europa beinahe den Anschluss an diese Entwicklung verloren. Seit 2011 sind die Investitionen in erneuerbare Energien in Europa um knapp 60 % gesunken, während diese im Vergleich dazu weltweit um 10 % gestiegen sind. Die öffentlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Europa sind in den letzten drei Jahren von 2013 bis 2015 ebenfalls um 18 % zurückgegangen, wie einem Bericht der Frankfurt School of Finance and Management zu entnehmen ist. "Dies ist den in vielen Ländern in Änderung begriffenen Rahmenbedingungen für die erneuerbaren Energien geschuldet", stellt Moidl fest und ergänzt: "Derzeit scheint der Fokus in Europa mehr auf dem Erhalt der konventionellen Energieerzeugung zu liegen, als mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien den Weg zur CO2-freien Energieerzeugung zu ebnen."

Rasche Maßnahmen sind ein Muss

Weltweit ist erst ein knappes Drittel der Stromerzeugungskapazität durch erneuerbare Energien abgedeckt. Für die Dekarbonisierung des gesamten Energiesektors sind daher noch große Anstrengungen notwendig. "Windstrom und Photovoltaik werden sich in der globalen Energieversorgung allein schon auf Kostenbasis in diesem Jahrhundert durchsetzen und fossile Alternativen weitgehend verdrängen", bringt Steffen Bukold vom unabhängigen Forschungs- und Beratungsbüro EnergyComment Hamburg die Situation auf den Punkt und setzt fort: "Marktkräfte allein würden zwar die Richtung der Entwicklung nicht ändern, wären aber aus klimapolitischer Sicht zu langsam. Klimapolitik bedeutet letztlich "nur" diesen Prozess stark zu beschleunigen und teure fossile Lock-In-Investitionen (z.B. neue Kohlekraftwerke) zu verhindern."

Wann setzt die österreichische Politik ihr Versprechen um?

Leider gilt der negative europäische Trend auch in Österreich. Zwar werden seit einem Jahr immer wieder Ankündigungen von der österreichischen Politik gemacht, die Umsetzung von Maßnahmen blieb bisher allerdings aus. "So warten wir schon seit drei Jahren auf die kleine Novelle des Ökostromgesetzes", bemerkt Moidl und fordert: "Die kleine Ökostromnovelle muss noch heuer kommen, damit man den Windkraftausbau wieder in Schwung bringt."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /