© Machado / pixabay.com
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30 Jahre Walfangverbot – Norwegens Walfang wird ignoriert

Artenschutzorganisationen fordern eine führende Rolle der EU gegen Walfang in europäischen Gewässern

Portoroz/Wädenswil - Anlässlich des 66. Treffens der Internationalen Walfangkommission (IWC), das derzeit im slowenischen Portoroz stattfindet, kritisieren Artenschutzorganisationen, dass kein Land den kommerziellen Walfang auf die offizielle Agenda gebracht hat. Die Organisationen OceanCare (Schweiz), Pro Wildlife (Deutschland) und Animal Welfare Institute (USA) stellen deshalb am Mittwoch auf der Tagung ihren Bericht Frozen in Time vor. Dieser zeigt, wie das moderne Norwegen an seiner Walfangvergangenheit hängt und das IWC-Walfangverbot unterwandert. In den letzten beiden Jahren sind die norwegischen Walfleischexporte nach Japan sprunghaft angestiegen.

«Während die IWC das dreissigjährige Jubiläum des Moratoriums feiert, macht Norwegen einfach mit seiner Jagd weiter und genehmigt sich eigenmächtig Quoten», sagt Nicolas Entrup, Sprecher von OceanCare. «In den letzten Jahren hat sich Norwegen still und heimlich zur Walfangnation Nummer eins entwickelt – und tötet mehr Wale als Japan und Island zusammen.» Norwegen tötete allein 2016 fast 600 Zwergwale.

Die Organisationen stellen den Bericht Frozen in Time den IWC-Delegierten am Mittwoch vor, gleichzeitig übergeben sie eine Petition an die Europäische Union. «Wir sind sehr enttäuscht, dass die EU zu dieser Jubiläums-IWC mit leeren Händen kam: Sie schaffte es wegen interner Querelen nicht, hier eine Resolution gegen kommerziellen Walfang in europäischen Gewässern einzureichen», kritisiert Sandra Altherr von Pro Wildlife. «Seit 2001 hat die IWC nicht eine einzige Resolution zu kommerziellem Walfang verabschiedet – und dieses Schweigen legt Norwegens Regierung als Einverständnis für sein blutiges Treiben aus.»

Kate O’Connell, die das Animal Welfare Institute (AWI) auf der IWC vertritt, unterstreicht die Eskalation der Walfleischexporte von Norwegen nach Japan: «Norwegens heimische Nachfrage nach Walprodukten ist minimal und das Überleben seiner Walfangindustrie hängt fast vollständig von den Exporten nach Japan ab. Im September exportierte eine norwegische Firma 175 Tonnen Walfleisch nach Japan – der grösste Export aus Japan seit dem Moratorium. Und gerade erst Anfang Oktober folgten weitere drei Tonnen, die im Transit über drei EU-Häfen abgewickelt wurden.»

Pro Wildlife, OceanCare und AWI verweisen darauf, dass diese Exporte auch das internationale Handelsverbot durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) unterminieren. Als Reaktion auf das IWC-Walfangverbot hat CITES alle Grosswale in Anhang I gelistet. Seither ermahnte CITES immer wieder die Mitgliedsstaaten, keine Ex- oder Importgenehmigungen auszustellen.

Die drei Organisationen betonen, dass die EU-Bevölkerung, aber auch IWC-Mitgliedsstaaten von der EU erwarten, die Führung zu übernehmen, um den kommerziellen Walfang in Europa zu beenden. Während Australien und Neuseeland sich auf Japans Walfang in der südlichen Hemisphäre konzentrieren, drängen die lateinamerikanischen Länder auf ein Walschutzgebiet im Südatlantik. Die Europäische Union hingegen kam zur IWC mit leeren Händen, obwohl in europäischen Gewässern die meisten Wale getötet werden.


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