© Peggy und Marco Lachmann-Anke- pixabay.com
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Indische Elektro- und Elektronikgeräte-Abfallwirtschaft: Boom durch E-Waste-Management-Vorschriften?

Abfall und insbesondere Elektronikabfall ist bereits in Europa eine Herausforderung. Wie sieht das in einem bevoelkerungsreichen Land wie Indien aus?

Frankfurt am Main - Frost & Sullivan hat eine Studie zu den anzunehmenden Auswirkungen einer neuen Vorschrift erstellt. Eines der ehrgeizigen Ziele ist es, die Ruecknahme von Elektroabfall schrittweise, im siebten Jahr bereits auf 70% zu steigern.


Das Interesse an der Elektro- und Elektronikgeräte-Abfall entsorgung (engl. e-waste oder Waste Electrical and Electronic Equipment) in Indien hat sich seit der Veröffentlichung der neuen Verordnung mit dem Namen E-Waste Management Rules 2016 weiter verstärkt.

Starttermin war der 01. Oktober, an dem die Verantwortung für das Management von E-Schrott auf Hersteller, Händler, Sammelstellen, Online-Einzelhändler und Refurbished-Anbieter, die Wiederaufbereiter von gebrauchten Geräten, übertragen wurde. Die Anwendung der 2016-Vorschriften wird auch öffentliche Institutionen und Gesundheitseinrichtungen (mit einem Umsatz von mehr als einem Crore INR) in die Gruppe der Großverbraucher einbeziehen.

Die Richtlinien für eine erweiterte Herstellerhaftung (engl. Extended Producer Responsibility, EPR) überantwortet den Herstellern von elektrischen und elektronischen Geräten die Abfallentsorgung bei Lebensdauerende. Hersteller von elektronischen Produkten, die die EPR bis Ende dieses Jahres nicht umgesetzt haben, dürfen ihre Produkte zukünftig nicht mehr kommerziell vermarkten. Die erweiterte Herstellerhaftung verpflichtet die Hersteller zudem, 30 Prozent des in den ersten zwei Jahren erzeugten Abfalls zurückzunehmen. Im siebten Jahr muss die Rücknahme- bzw. Sammelquote auf 70 Prozent angestiegen sein.


‘Das jährliche Aufkommen von E-Schrott in Indien wird in 2017 voraussichtlich bei mehr als zwei Millionen Tonnen liegen, wobei das Volumen des E-Schrotts bei einer durchschnittlichen, jährlichen Wachstumsrate von 21 Prozent in den Jahren 2015 bis 2020 ansteigen soll,” erklärt Kshitij Nilkanth, Program Manager der Frost & Sullivan Energy & Environment Practice. ‘Mehr als 70 Prozent des E-Schrotts wird durch staatliche, öffentliche und private Industrien generiert, während die Haushalte und die verarbeitenden Industrien auf jeweils 15 Prozent kommen.”

Der so genannte organisierte Sektor ist für lediglich vier bis fünf Prozent des gesamten E-Schrott-Verwaltungsmarktes verantwortlich, der kolossale Anteil von 95 Prozent fällt damit auf den unorganisierten Sektor. Dieses Verhältnis wird sich ändern, sobald die neuen Regelungen in Kraft treten, da sowohl Hersteller als auch Großverbraucher für die ordnungsgemäße Handhabung und systematische Entsorgung von E-Schrott verantwortlich gemacht werden.

‘Die meisten Unternehmen im Bereich E-Schrott-Management sind in den zehn indischen Bundesstaaten aktiv, in denen der Großteil von E-Schrott erzeugt wird,” fügt Nilkanth hinzu. ‘Die Einführung der Rechtsvorschriften von 2016 wird Unternehmen in den Fokus nehmen und neue Möglichkeiten in anderen Bundesstaaten und Tier-2-Städten eröffnen.”

Das steigende Volumen von E-Schrott wird dafür sorgen, dass der E-Schrott-Management-Markt neue Unternehmen anzieht bzw. solche, die im E-Schrott-Management ein angrenzendes Geschäftsfeld sehen. Die Schlüsselaufgabe wird sein, Möglichkeiten entlang der Wertschöpfungskette auszumachen und Strategien zu formulieren, mit deren Hilfe die aktuelle Situation ausgeschöpft werden kann.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /