© Stefan Fencl
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Österreichische Bioenergie: Ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaschutzziele

Große scheinbare Harmonie zwischen Vertretern der Biomasseunternehmen sowie -forschung sowie Interessenvertretungen nach der Ratifizierung des Klimaschutzabkommens

Biomasseunternehmen und -forschung sowie Interessensvertretungen

Wien - Die BIOENERGY 2020+ GmbH lud in Kooperation mit dem BMVIT sowie dem Österreichischen Biomasse-Verband zur Podiumsdiskussion ein.

Trotz scharfer Diskussionen in den zurückliegenden Monaten betreffend der energetischen und stofflichen Nutzung von Biomasse herrschte zwischen den Diskutanten weitestgehend scheinbare Harmonie. Themen wie z. B. höhere nationale Klimaziele,die Beseitigung von rechtlichen, finanziellen, … Hemmnissen u.a. im Rahmen der Sanierung (Bauwerkskosten im Gründerzeitbau in Wien z.B. bei € 2.000 pro m², manche nennen Gesamtkosten von € 6.000 pro m²; Biomasse aus der Landwirtschaft (Lebensmittel, Futtermittel, stoffliche Nutzung, energetische Nutzung; Biogasanlagen und Monokulturen, Ineffizienz biogener Treibstoffe, …) wurden leider nicht angesprochen.

In der ersten Runde waren am Podium Christian Aichernig (Protec GmbH & Co KG), Walter Haslinger (K1-Kompetenzzentrum BIOENERGY 2020+ GmbH) sowie Erwin Stubenschrott (KWB – Kraft und Wärme aus Biomasse GmbH) vertreten.

Aichernig machte darauf aufmerksam, dass der Anteil von Ölkesseln gestiegen und der von Pelletkessel an den verkauften Kesseln gesunken ist. Er war der Meinung, dass zahlreiche Prozesse in der Industrie von fossil auf biogen durch Nutzung von Holzgas umgestellt werden könnten. Allerdings fehlen nach seiner Meinung der Wille zur CO2-Reduktion und die Kostenwahrheit. Zum Thema Forschung und Entwicklung war er überzeugt, dass finanzielle Mittel für mittelgroße Projekte in Österreich zu gering sind.

Haslinger war der Ansicht, dass eine CO2-Steuer vieles voranbringen würde. Österreich ist führend bei der Entwicklung von Vergasungstechnologien und Synthesegas, informierte er. Leider erfolgt die Umsetzung von Projekten im Ausland, ... Betreffend Kleinfeuerungsanlagen forderte er gleiche Rahmenbedingungen bei der Zulassung wie beim Pkw. Ferner wies er darauf hin, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen derzeit suboptimal sind. Es müssten Anreize (ordnungspolitisch, …) für Kleinfeuerungsanlagen geschaffen werden. Nach seiner Meinung würde in Österreich noch Forschungsbedarf bei der Verstromung von Biomasse sowie bei der Erzeugung von Treibstoffen bestehen. Ferner würden Instrumente für Neuentwicklungen benötigt, um das Tal des Todes zu überwinden. Außerdem würden in Österreich zu wenig Demonstrationsanlagen gebaut, …

Stubenschrott informierte darüber, dass es im Bereich der Kleinfeuerungsanlagen bei den Verkaufszahlen eine Entwicklung nach unten gibt. Er machte darauf aufmerksam, dass es im Inland viele mittelständische Unternehmen gibt, die Forschung betreiben. Allerdings gehen 70% der Anlagen in den Export. Der Geschäftsführer von KWB sprach sich für eine CO2-Steuer aus und war der Meinung, dass alle erneuerbaren Energien sinnvoll eingesetzt werden müssen. Auch sollten beim Einsatz von Technologien Lebenszyklusbetrachtungen erfolgen. Aus seiner Sicht fehlt der Wille der Politik. Er war schon bei vielen Ausarbeitungen von Klimastrategien in den letzten Jahrzehnten anwesend, Umsetzungen würden nur zögerlich erfolgen. Ferner fehlt die Investitionssicherheit, die Rahmenbedingungen sind nicht optimal. Kooperationen zwischen der heimischen Branche sollten gestärkt werden, war er überzeugt.

Kasimir Nemestothy (LK Österreich), der im Publikum saß, antwortete auf eine Frage zur Verfügbarkeit von Biomasse und der derzeitigen Importe. Er machte darauf aufmerksam, dass die heimische Papier- sowie Holzindustrie den internationalen Markt bedient, die Wertschöpfung im Inland erfolgt und die Holzimporte so zu erklären sind. Ein weiterer Experte war der Meinung, dass mit der Nutzung von Biomasse Wertschöpfung im Inland erfolgt, Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen und Devisenabflüsse reduziert werden. Diese Punkte griff auch Michael Fuchs von der Industriellenvereinigung (IV) auf.

Interessenvertretungen

Als nächste Referenten folgten Michael Fuchs (IV), Stephan Schwarzer (WKÖ) sowie Christoph Pfemeter (Österreichischer Biomasse-Verband).

Fuchs informierte darüber, dass die IV zur globalen Umsetzung des Klimaschutzabkommens steht und die kaskadische Nutzung bis zur energetischen Nutzung großes Potenzial bietet. Jetzt müssten die 2030-Ziele auf Ebene der EU-Mitgliedsländer herunter gebrochen werden, … Er meinte, dass Subventionen in erneuerbare Energien zu hinterfragen sind. Es würden sich auch Investitionen in fossile Energie nicht mehr rechnen, … Für die Industrie ist nach Ansicht von Fuchs langfristige Planungssicherheit für Investitionen erforderlich. Er forderte, dass sich die Kostenbelastung für Unternehmen im Rahmen des Klimaschutzes in Grenzen halten muss.

Schwarzer teilte mit, dass auch die WKÖ zur globalen Umsetzung des Klimaschutzabkommens steht. Er meinte, je mehr Länder mittun umso besser. Die EU-Verpflichtungen wären jetzt eine Arbeitsgrundlage. Die Ausarbeitung der Klima- und Energiestrategie betrachtete er als Chance. Aus Sicht der Wirtschaft sind langfristige Rahmenbedingungen zur Erreichung der Klimaziele erforderlich, also kein Denken in Legislaturperioden bzw. keine jährlichen Kürzungen bei Förderungen.

Lösungen finden

In einigen Bereichen müssten noch technologische Lösungen gefunden und umgesetzt werden, so die Experten. In vielen Sektoren sind Lösungen aber bereits vorhanden. Wenn der Energiebedarf zurückgeht, könnte der Bedarfe mit CO2-armen Energieträgern gedeckt werden, war Schwarzer überzeugt.

Im Bereich der Förderung von Ökostrom wurden in den letzten Jahren Fortschritte erzielt. Es müssen jetzt Anreize zur Ökostromvermarktung durch Produzenten geschaffen werden.

Der Industriebereich ist nach Meinung von Schwarzer der schwierigste Bereich bei der Erreichung der Klimaziele. Ferner war er überzeugt, dass man Gas noch in den nächsten Dekaden im Bereich der Industrie benötigen werde. Insgesamt wird, so seine Meinung, der Strombedarf im Rahmen der Energiewende steigen.

Pfemeter ist überzeugt, dass die Paris-Ziele eine gewaltige Herausforderung darstellen und Bioenergie kosteneffizient wäre. Allerdings wären die Rahmenbedingungen in Österreich für den Umstieg schlecht. Zur Erreichung der Energieziele muss der Verbrauch reduziert werden, so Pfemeter. Auf der anderen Seite wird der Strombedarf mit der Umstellung auf E-Mobilität oder z.B. bei der voest alpine durch andere Technologien, weiter ansteigen. Nach seiner Überzeugung besteht Forschungsbedarf bei der Nutzung landwirtschaftlicher Abfälle und zur Dekarbonisierung der Industrie braucht es langfristige Strategien. Im Vergleich dazu sind im Raumwärmebereich allerdings die benötigten Technologien bereits vorhanden. Für volatile Bereiche besteht noch F&E-Bedarf. Biomasse könnte zur Ausbilanzierung von Lasten eingesetzt werden. Abschließend meinte er, dass der Strommarkt versagt und Österreich vom EEG und dem Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland profitiert.


Artikel Online geschaltet von: / wabel /