© Nissan / Feldtest für "V2G" in Großbritannien
© Nissan / Feldtest für "V2G" in Großbritannien

Vom Elektroauto zum Energieversorger: „Vehicle-to-Grid“-Test in Großbritannien im Test

Rund 100 spezielle Ladestationen für Elektroautos in Großbritannien geplant - Energie kann ans öffentliche Stromnetz verkauft werden - Bis zu einem Megawatt Strom bei Bedarf abrufbar

Dass es möglich ist, Elektroautos in rollende Energieversorger zeigt ein Feldversuch in Großbritannien, den Nissan gemeinsam mit dem Stromkonzern Enel startete. Es ist der erste großflächigen ‘Vehicle-to-Grid’ (V2G)-Feldtest in Europa. Im Rahmen des Projekts werden 100 V2G-Ladestationen miteinander vernetzt, die bei privaten oder Flottenkunden eines Nissan Leaf oder eines Nissan e-NV200 installiert werden. Fahrer können so künftig nicht nur Strom ‘tanken’, sondern diesen auch wieder abgeben – und ans öffentliche Netz verkaufen. Nissan und Enel hatten im Dezember 2015 im Rahmen der UN-Klimakonferenz in Paris eine Zusammenarbeit vereinbart und im Januar 2016 in Dänemark die ersten 40 V2G-Einheiten aufgestellt.

Mit dem Test beginnt eine neue Ära des Energiemanagements in Großbritannien: Dank ‘Vehicle-to-Grid’ (V2G) können Besitzer von Nissan Elektroautos künftig eine aktive Rolle bei der Sicherstellung der Netzstabilität spielen und zusätzlich eine neue Einkommensquelle erschließen; die Art und Weise, wie Energie ins Stromnetz fließt, wird revolutioniert.

‘Dieser Feldversuch ist ein bedeutender Schritt beim Management erneuerbarer Energien und trägt dazu bei, die Zukunft von Industrien, Städten und Gesellschaften zu gestalten’, erläutert Paul Willcox, Chairman Nissan Europe. ‘Intelligentes Energiemanagement gehört in allen Ländern zu den größten Herausforderungen. Daher ist dieser Test so wichtig: Er bringt Erkenntnisse zur Nutzung verschiedener, flexiblerer Energiequellen. Wir sehen Nissan Elektroautos als mobile Energiespeicher der Zukunft und als Vorreiter einer sich selbst erhaltenden Energie-Infrastruktur, die dazu beiträgt, Kapazitätsprobleme der Zukunft zu lösen.’

Enel und Nissan wollen das gesamte Ökosystem eines Elektroautos unterstützen. Sie blicken über das reine Fahrzeug hinaus und entwickeln neue Dienste für die Energiebranche. Außerdem ist die Einführung der V2G-Technologie auch deshalb wichtig, damit bei wachsender Anzahl von Elektroautos und dadurch steigender Stromnachfrage die Funktionsfähigkeit des Stromnetzes sichergestellt werden kann.

‘Die Installation unserer innovativen Zweiwege-Ladetechnik wird nicht nur zum Einspeisen erneuerbarer Energien ins Stromnetz ermutigen, sondern auch zur weiteren Verbreitung der Elektromobilität im ganzen Land beitragen’, sagt Ernesto Ciorra, Leiter für Innovation und Nachhaltigkeit bei Enel. ‘Dies bringt Vorteile für den Energiesektor und die Umwelt – und auch für die Geldbörsen der Elektroauto-Halter. Dass Nissan sich für die Ladetechnologie von Enel entschieden hat, zeigt, wie viel Potenzial in unserem V2G-Ladesystem für Elektroautos steckt. Dieses System hat das Zeug dazu, nicht nur die Mobilität zu revolutionieren, sondern auch die Art und Weise, wie die Verteilung von Elektrizität funktioniert.’

Industrieprognosen zufolge könnte sich bis 2050 die Zahl der Fahrzeuge, die weltweit auf den Straßen unterwegs sind, gegenüber dem heutigen Stand auf 2,4 Milliarden verdoppeln. Es erfordert intelligentes Denken, dieses Wachstum auf nachhaltige Weise zu bewältigen. Als Elektroauto-Pionier arbeitet Nissan gemeinsam mit Enel an Möglichkeiten zur Nutzung von Elektroautos, die über traditionelle Mobilität hinausgehen. Die Fahrzeuge werden nicht nur dafür eingesetzt, um von A nach B zu kommen; sie werden zu sauberen mobilen Energieeinheiten, die mit ihrer ungenutzten Energie Häuser, Büros, Schulen und Krankenhäuser versorgen können.

‘Unsere Aufgabe bei National Grid ist es, das Übertragungsnetz zukunftssicher zu machen und stets ausreichend Kapazitäten für den nationalen Energiebedarf bereitstellen zu können ’, sagt Steven Holliday, Aufsichtsratsmitglied von National Grid. ‘Die steigende Nachfrage nach Elektroautos ist natürlich positiv, könnte uns aber auch vor Herausforderungen stellen. Wir müssen genau verstehen, welche Auswirkungen diese neue Technologie auf das Elektrizitätssystem hat. Unser Zukunftsenergie-Team sagt voraus, dass es bis 2020 bis zu 700.000 Elektroautos geben könnte, die zusätzliche 500 MW Energie benötigen. Darum unterstützen wir innovative Technologien und Vorreiterprojekte wie dieses, die neue Wege aufzeigen, wie wir in Zukunft Energiebereitstellung und –nachfrage regeln.’

Die bislang 18.000 in Großbritannien verkauften Nissan Elektroautos könnten die Energie eines 180-Megawatt-Kraftwerks erzeugen. Wenn auf den britischen Straßen ausschließlich E-Fahrzeuge unterwegs wären, könnte Vehicle-to-Grid sogar 370 Gigawatt Energie zur Verfügung stellen. Dies entspricht dem Energiebedarf von Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen.

V2G-Technologie bindet Elektroautos ins Stromnetz ein und hilft so, erneuerbare Energiequellen zu integrieren und Schwankungen auszugleichen – dadurch wird grüne Energie noch lohnenswerter. Die von Enel entwickelte V2G-Ladeinfrastruktur gibt privaten E-Autobesitzern und Flottenkunden die Möglichkeit, eigene mobile Energieversorger zu werden. Bei niedriger Nachfrage und entsprechend günstigen Strompreisen werden Elektroautos geladen. Zu Zeiten höherer Kosten kann die gespeicherte Energie zuhause oder am Arbeitsplatz genutzt oder an das öffentliche Netz abgegeben werden, wodurch die Besitzer der E-Autos sogar noch Geld verdienen können.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /