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Fish Dependence Day: Europa konsumiert das restliche Jahr importierten Fisch

Österreich verbraucht bis 19. Jänner alle heimischen Fisch-Ressourcen

Wien - Heute hat Europa seine eigenen Fisch-Ressourcen verbraucht und hängt für den Rest des Jahres von Importen ab. Europa konsumiert bedeutend mehr Fisch- und Meeresfrüchte-Produkte als in heimischen Gewässern gefischt werden kann. Mehr als die Hälfte der Fisch-Nachfrage wird durch Importe gedeckt, wovon mehr als 50 Prozent aus Entwicklungsländern stammen.

Nach Angaben der Food and Agriculture Organisation (FAO) konsumiert Österreich 13,3 kg Fisch pro Kopf und Jahr und nimmt damit den 24. Platz in der europäischen Rangliste ein. Portugal (56,8 kg), Litauen (43,4 kg), Spanien (42,4 kg), Finnland (35,6 kg) und Frankreich (34,6 kg) haben den höchsten Pro-Kopf-Fischkonsum in der EU. Alle fünf Länder machen alleine ein Drittel des gesamten europäischen Fischkonsums aus. Durchschnittlich konsumiert jeder Europäer 23 kg Fisch und Meeresfrüchte pro Jahr.

Seit sieben Jahren veröffentlicht die New Economics Foundation (NEF) jährliche Berechnungen zur Fisch-Import-Abhängigkeit der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Länder, die ihre Nachfrage durch eigene Produktion decken können oder gar mehr produzieren als konsumieren, werden als autonom bewertet (z. B.: Dänemark, Estland, Irland). Die meisten Länder hängen jedoch von Importen ab, um ihre Konsum-Nachfrage stillen zu können. Der europäische Fish Dependence Day fällt in diesem Jahr auf den 13. Juli. Der Tag soll zum Ausdruck bringen, dass der Kontinent bis dahin das Äquivalent aller eigenen Fischerei-Produkte aufgebraucht hat. Die folgenden Länder haben die höchste Abhängigkeit von außerhalb der EU importiertem Fisch, und dementsprechend frühere Fish Dependence Days: Österreich (19. Jänner), Slowenien und die Slowakei (5. Februar), Rumänien (22. Februar), Belgien (23. Februar), Litauen (3. März), Italien (3. April), Portugal (20. April), Deutschland (2. Mai), Spanien (10. Mai) etc.

"Innerhalb eines Monats hat Österreich das Äquivalent aller heimischen Fisch-Ressourcen aufgebraucht. Wir hängen stark von Importen ab, vor allem aus Entwicklungsländern. Daher tragen der Gesetzgeber, Handelsbetriebe und Konsumenten große Verantwortung im Umgang mit den globalen marinen Ressourcen. Wir müssen uns besonders der Auswirkungen auf Menschen in Entwicklungsländern bewusst sein, die von Fisch als Einkommens- und Nahrungsquelle abhängen – und verantwortlich mit den Ressourcen umgehen", betont Simone Niedermüller, Fischerei-Expertin des WWF Österreich.

Vor 30 Jahren lag der europäische Fish Dependence Day noch im September bzw. Oktober. In den letzten drei Jahrzehnten rückte dieser Jahr für Jahr an einen früheren Tag im Kalender. Im selben Zeitraum verstärkte sich das globale Problem der Überfischung der Meere sukzessive. Heute sind 31,4 Prozent der weltweiten Fischbestände überfischt und weitere 58,1 Prozent bis an die Grenzen befischt. Illegale Fischerei erhöht den Druck auf Fischbestände zusätzlich.

Obwohl sich einige europäische Fischbestände, dank Maßnahmen der Gemeinsamen Europäischen Fischerei-Politik stabilisiert haben, gelten nach Angaben der EU-Kommission gegenwärtig 48 Prozent der Fischbestände im Atlantik und gar 93 Prozent der Fischbestände im Mittelmeer als überfischt. Es ist vorhersehbar, dass sich dieser Trend verstärken wird, sollten keine einschneidenden Maßnahmen getroffen werden. Überfischung wirkt sich auch negativ auf Fischbestände in Entwicklungsländern aus, deren Einkommen und Nahrungsgrundlage wesentlich von den wertvollen Meeres-Ressourcen abhängen.

Um das Bewusstsein dafür unter Konsumenten zu stärken, hat der WWF das europaweite Fish Forward Projekt initiiert. Dieses informiert über die sozialen und ökologischen Auswirkungen unseres Fischkonsums und rät zum Kauf von nachhaltigem Fisch: "Ob heimischer oder importierter Fisch, Konsumenten sollten sich immer für das nachhaltige Produkt entscheiden. Das hilft Ozeanen und Fischbeständen sich zu erholen, unterstützt aber auch die Lebensgrundlage von Menschen in Entwicklungsländern, die es am nötigsten haben", schließt Niedermüller.

Mehr Informationen unter: www.fishforward.eu



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Weitere Infos: WWF Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /