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Niederösterreich: LR Androsch stellt Hitze-Tool vor

Kluges Vorwarnsystem als "Instrument, um präventive Maßnahmen einzuleiten und für den Extremfall gerüstet zu sein"

Der Klimawandel macht uns zu schaffen. Es wird immer wärmer - nicht nur im Süden, sondern auch bei uns. Gerade eine Hitzewelle im Sommer ist ein Thema, das gesundheitliche Belastungen für den Körper mit sich bringen kann.

Rechtzeitig zu Sommerbeginn präsentierte Landesrat Ing. Maurice Androsch gemeinsam mit Dr. Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), am heutigen Dienstag in St. Pölten ein in Kooperation zwischen dem Land Niederösterreich und der ZAMG entwickeltes Hitze-Tool, das vor Hitze warnt und einen Mechanismus in Kraft setzt, der wichtige Bedarfsträger darüber informiert.

"Eine Hitzewelle ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und bringt insbesondere Personen mit Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, älteren Menschen, Säuglingen und Kleinkindern gesundheitliche Probleme", betonte dabei der Gesundheits-Landesrat. Neben Vorkehrungen wie ausreichender Flüssigkeitszufuhr, leichter Kost, luftiger Kleidung, der Vermeidung von schwerer Arbeit oder körperlicher Betätigung im Freien sowie einer Dosierungsänderung in der Medikamentation komme dabei auch der Frühwarnung besondere Bedeutung zu, um präventive Maßnahmen einzuleiten und für den Ernstfall gerüstet zu sein.

Das Vorwarnsystem informiert per e-mail Institutionen wie Landespflege- und Landesjugendheime, Landeskliniken, Kinderbetreuungseinrichtungen, den Notruf NÖ, die Rettungsorganisationen sowie die Ärztekammer und die Abteilung für Zivilschutz. "Damit wollen wir die Menschen sensibilisieren, dass Hitze ein gefährdendes Element für die Gesundheit ist und entsprechend vorgebeugt werden soll", unterstrich Androsch.

Hitzewellen werden häufiger

Die Zahl der Hitzetage (30 Grad und mehr) hat sich in Niederösterreich in den letzten Jahrzehnten verdoppelt, in einigen Regionen sogar verdreifacht. So registrierte die ZAMG in den 1950er-Jahren in St. Pölten durchschnittlich neun Hitzetage pro Jahr. Seit den 2010er-Jahren gibt es in St. Pölten schon durchschnittlich 19 Hitzetage pro Jahr. In Amstetten stieg die Zahl der Hitzetage im gleichen Zeitraum von sieben auf 19 Hitzetage.

Seit den 2000er-Jahren kam es erstmals in der Messgeschichte in einigen Regionen von Niederösterreich vor, dass pro Jahr mehr als 40 Hitzetage registriert wurden, zum Beispiel im Jahr 2015 in St. Pölten (41 Hitzetage), in Wr. Neustadt (42 Hitzetage) und in Krems (43 Hitzetage).

Auch die Zahl der Tropennächte (Tiefsttemperatur nicht unter 20 Grad) hat sich in Niederösterreich in den letzten Jahrzehnten verdoppelt bzw. in einigen Regionen verdreifacht.

Hitze wird oft unterschätzt

Berechnungen von Klimamodellen lassen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten im Großteil von Europa einen weiteren Anstieg von Hitzetagen erwarten. ‘Daher ist es wichtig, effektive Warnroutinen zu installieren, damit rechtzeitig Vorkehrungen und Maßnahmen gesetzt werden können", sagt ZAMG-Direktor Staudinger, ‘Hitze ist eine oft unterschätzte Wettergefahr, kann aber sehr dramatische Folgen haben. Die besonders gut untersuchte Hitzewelle im Jahr 2003 wird in Europa mit rund 70.000 Todesfällen in Zusammenhang gebracht."

Staudinger erläuterte, dass dem Hitze-Tool ein Energiebilanzmodell zugrunde liege, das neben der Temperatur auch Luftfeuchtigkeit, Wind und Strahlung berücksichtige. Von der ZAMG würden stündliche Prognosen dieser "gefühlten Temperatur" auf in Quadratkilometer-Größe unterteilte Raster übertragen und bezirksweise ausgewertet. Wenn an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die zweithöchste Warnstufe zu erwarten sei, werde 48 Stunden vor dem Wetterereignis die Warnung an die betroffenen Bezirke und Institutionen ausgelöst. Damit stehe diese Vorfeldprognose auf einer Stufe wie die Privatpersonen zugänglichen Hitzewarnungen auf der ZAMG-Homepage.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /