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Atomstromimporte auf Rekordniveau

Österreich importiert aus Deutschland und Tschechien immer mehr Atomstrom

Laut dem Dachverband der erneuerbaren Energien EEÖ importiert Österreich in den letzten Jahren eine Rekordmenge an Atomstrom. Österreich ist zwar nach der Volksabstimmung 1978 zum Atomkraftwerk (AKW) Zwentendorf und dem darauffolgenden Atomsperrgesetz, seit 1999 auch in Verfassungsrang, frei von inländischen AKW aber der Import von Atomstrom steigt jedes Jahr an. "Speziell an einem traurigen Jubiläumstag wie heute, 30 Jahre nach dem Super-GAU in der Ukraine müssen wir endlich beginnen Atomstromimporte aus deutschen und tschechischen Atomkraftwerken, wie Temelin und Dukovany, stoppen", fordert EEÖ-Sprecher Erwin Mayer.

Seit 2001 ist Österreich ein Stromimportland, d.h. dass mehr Strom nach Österreich fließt, als von Österreich abgegeben wird. "Da der Stromverbrauchszuwachs seit Jahren höher ist als der Ökostromausbau, ist der Nettostromimport nach Österreich auf 15,5% oder rund 9,2 TWh im Jahr 2014 gestiegen. Davon stammt zumindest ein Drittel, aus grenznahen deutschen oder tschechischen AKWs", warnt Erwin Mayer.

Ein österreichisches Stromkennzeichnungssystem sollte den Atomstromanteil offenlegen. "Aber leider müssen wir heute, 30 Jahre nach Tschernobyl und 5 Jahre nach Fukushima feststellen, dass dieses österreichische System der Stromkennzeichnung irreführend ist", bedauert Mayer. "Entgegen den Angaben der e-control in ihrem Stromkennzeichnungsbericht beweisen die auf der Stromrechnung der Endkunden gemachten Angaben keineswegs die Atomstromfreiheit in Österreich" stellt Mayer klar. So genannte Herkunftsnachweise (HKN) weisen eben nicht die Herkunft des Stroms nach sondern nur wohin eine sehr kleine Spende für erneuerbare Energien hin überwiesen wurde. "Das Hauptproblem liegt in der getrennten Handelbarkeit von HKN und dem eigentlichen Stromgeschäft" erklärt Mayer.

So ist es möglich und wahrscheinlich, dass österreichische Stromlieferanten entweder direkt in Deutschland oder Tschechien Strom mit einem entsprechenden Atomstromanteil einkaufen oder Strom von der EEX Stromhandelsbörse in Leipzig beziehen. Dadurch wurden in den vergangenen Jahren rund 3 Cent/kWh oder 30 Euro/MWh an z.B. die CEZ, einem tschechischen Atomstrombetreiber, oder EON, Vattenfall in Deutschland überwiesen. Österreichs Haushalte bezahlen so unfreiwillig rund 84 Mio Euro an Atomkraftwerkbetreiber.

Zur Verschleierung dieses eigentlichen KERN(kraft)-Geschäfts werden aus Norwegen oder Deutschland oder auch aus Österreich davon völlig getrennt gehandelte HKN um unter 0,01 Cent/kWh oder 1 Euro/MWh eingekauft und überdecken so den Einkauf von Atomstrom. Der Strom wird weder physisch noch kaufmännisch von Norwegen oder Schweden und auch nicht zwingend von einem österreichischen Ökostromproduzenten bezogen, sondern eben zu einem großen Anteil von Tschechien und Deutschland. "Das ist eine Art Ablasshandel mit Herkunftsnachweisen und jedenfalls eine Irreführung der Stromkunden, wenn auch gesetzlich gedeckt und erlaubt", kritisiert Mayer und fordert eine Änderung der Stromkennzeichnung in Österreich und in Europa. Zusätzlich braucht es ein Ökostromgesetz mit dem Ziel, dass "100% des Stromverbrauchs in Österreich durch 100% Ökostrom aus Österreich bis 2030 abgedeckt werden" Aber das haben schon Kanzler Faymann und Umweltminister Rupprechter bei der Klimaschutzkonferenz in Paris versprochen.

Quelle: Erneuerbare Energie Österreich



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /