Der gesamte Pazifik ist radioaktiv verseucht

Die nukleare Katastrophe im japanischen Fukushima gerät wieder in Vergessenheit. Das sollten sie aber keinesfalls, denn im Pazifik befindet sich eine riesengroße Blase mit radioaktiv verseuchten Wasser aus Fukushima, welche für erhebliche Schäden sorgt

Es ist fatal noch immer fließen täglich bis zu 300 Tonnen hochradioaktives Wasser ins Meer. Das Wasser aus den leckenden Tanks auf dem Kraftwerksgelände hat nach Angaben des Kraftwerksbetreibers Tepco Strahlenbelastungen von 100 Millisievert pro Stunde.
Das ist der Strahlungswert, den ein Mitarbeiter in einem japanischen Atomkraftwerk innerhalb von 5 Jahren abbekommen darf.

Das ausgetretene Wasser enthält unter vielem, vielem anderen Strontium, welches Wissenschaftler gerne als ‘Knochenkiller’ bezeichnen. Strontium schädigt das Knochenmark und kann Leukämie auslösen. Hält sich ein Mensch nur eine Stunde direkt neben diesem Wasser auf, treten nach zehn Stunden erste Anzeichen der Strahlenkrankheit auf: Übelkeit und ein Rückgang der weißen Blutkörperchen.

Wie Wissenschaftler herausgefunden haben, hat dieses stark belastete Wasser eine riesige Blase gebildet.
Nach Untersuchungen der Strömungsverhältnisse im Pazifischen Ozean hat das gravierende Folgen für den gesamten Pazifikraum und die angrenzenden Küstengebiete.

Fische bluten aus Kiemen, Bäuchen und Augäpfel

Entlang der Pazifikküste Kanadas und Alaskas ist die Population des Rotlachses auf ein historisches Tief gesunken. Entlang der kanadischen Westküste erkranken Fische: Sie bluten aus Kiemen, Bäuchen und Augäpfeln. Experten schätzen, dass sich die Radioaktivität der Küstengewässer vor der US-Westküste in den nächsten Jahren verdoppeln wird. In Kalifornien stellten Wissenschaftler bei einer Untersuchung von 15 Blauflossen-Thunfischen fest, dass alle durch radioaktive Stoffe aus Fukushima kontaminiert waren.

Experten haben im Plankton zwischen Hawaii und der Westküste der USA sehr große Mengen von Cäsium 137 gefunden. Plankton ist der Beginn der maritimen Nahrungskette.
Nach einer Simulation des Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel werden bis zum Jahre 2020 auch die entlegensten Winkel des Pazifischen Ozeans mit größeren Mengen radioaktiver Stoffe verseucht sein.

100-mal so viel wie Tschernobyl

Was in den achtziger Jahren in Tschernobyl passierte (Super-GAU), war bereits eine Katastrophe unfassbaren Ausmaßes. Fukushima hat das bei weitem übertroffen!

Forscher am Meteorologischen Forschungsinstitut der japanischen Behörde für Meteorologie schätzen, dass täglich radioaktive Elemente mit einer Aktivität von jeweils 30 Milliarden Becquerel in den Pazifik gelangen.
Zur Information: 30 Milliarden Becquerel bedeutet 30 Milliarden radioaktive Zerfälle pro Sekunde.

Tepco gibt an, dass seit Beginn der Fukushima-Katastrophe radioaktives Tritium mit einer Aktivität zwischen 20 und 40 Billionen Becquerel ins Meer gelangt ist.

Es wird geschätzt, dass durch Fukushima bis zu 100 Mal so viel radioaktive Strahlung in den Ozean freigesetzt wurde und noch immer freigesetzt wird, wie während der gesamten Katastrophe von Tschernobyl.
Es ist eine Wette auf die Zukunft. Tepco hat bereits mehr als 1000 Tanks auf dem Gelände der Atomruine und in den Bergen um Fukushima errichtet, in denen das verseuchte Kühlwasser gespeichert wird – und der Zustand dieser Tanks ist eine einzige Katastrophe.

Leckende Tanks- bis heute!

Ein Zeuge dieser Flickschusterei ist der Automechaniker Yoshitatsu Uechi, der im Auftrag von Tepco sechs Monate am havarierten AKW Fukushima gearbeitet hat. Seine Aufgabe: Tanks zusammenbauen! Im Eiltempo.

‘Ich muss klar sagen, dass wir schludrig gearbeitet haben. Wahrscheinlich lecken die Tanks deshalb’, sagte der 48-Jährige und ergänzt: ‘Jedes Mal, wenn hier die Erde ein bisschen bebt, bricht mir der Schweiß aus.’
So wurden etwa Rostschutz auf Nieten und Schweißnähten nicht wie vorgeschrieben unter trockenen Bedingungen aufgebracht wurden, sondern bei Regen und Schneefall. Und: Es wurde schon radioaktives Wasser in die Tanks gefüllt, bevor diese überhaupt fertig waren. Ebenso unfassbar: Die Dichtheitsprüfungen der Tanks wurden bei Regen durchgeführt.

‘Wir waren in einer Notsituation und mussten viele Tanks so schnell wie möglich bauen’, rechtfertigt Teruaki Kobayashi von Tepco die unorthodoxe Dichtheitsprüfung der Tanks und gibt zu: ‘ihre Qualität ist an der absoluten Untergrenze.’

Auf dem Gelände des Kraftwerks werden derzeit rund 370 000 Tonnen radioaktiv kontaminierten Wassers gelagert. Etwa ein Drittel davon befindet sich in Stahltanks mit gummierten Nähten, die mit Bolzen geschlossen werden. Ein absolutes Provisorium.

Bis März 2016 will die Verbrecherfirma Tepco diese Provisorien komplett gegen robustere Tanks ausgetauscht haben. Auch will man die Speicherkapazität für das kontaminierte Wasser auf 800 000 Tonnen erhöhen. Was davon in die Tat umgesetzt wird, kann bestenfalls geraten werden.

Unterdessen wird die radioaktive Wasserblase nicht nur größer und größer, sondern auch tödlicher, da nach wie vor jeden Tag hunderte Tonnen hochradioaktives Wasser in den Pazifik nachfließen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /