© Gerd Altmann / geralt- pixabay.com
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Rote Karte für Atomfabrik in Lingen gefordert

Nachdem es im Emsland in der Brennelementefabrik in Lingen wieder einen Störfall gab, fordert der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) die sofortige Stilllegung der deutschlandweit einzigartigen Anlage.

Bonn, Hannover, Lingen - Das Niedersächsische Umweltministerium hat erst am Donnerstag (11.02.2016) der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass es bereits vor über einer Woche, am 3. Februar 2016, in der Anlage in Lingen zu einem Zwischenfall gekommen ist. Das Ministerium gab bekannt, dass es eine Undichtigkeit bei einer Prozessgasleitung gab und dass betroffene Prozesslinie daraufhin außer Betrieb genommen wurde. Der BBU kritisiert, dass das Vorkommnis nicht zeitnah der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde. Weiterhin kritisiert der BBU, dass das Ministerium in seiner Mitteilung nicht angibt, wie es zu der Undichtigkeit kam und ob zu Freisetzungen von radioaktiven Stoffen gekommen ist.


Betrieben wird die umstrittene Anlage von der Advanced Nuclear Fuels GmbH, die zum AREVA-Konzern in Frankreich gehört. In der Brennelementefabrik in Lingen werden ohne Laufzeitbegrenzung Brennelemente für Atomkraftwerke im In- und Ausland hergestellt. So wird auch das belgische Atomkraftwerk Doel, das immer wieder mit Störfällen in die Schlagzeilen kommt, mit Brennelementen aus Lingen versorgt. Gegen die Atomexporte von Lingen und für die sofortige Stilllegung der Anlage hat am 31. Januar, nur drei Tage vor dem Störfall, eine Demonstration in Lingen stattgefunden. Und noch zwei Tage vor dem Störfall haben Anti-Atomkraft-Initiativen am 1. Februar 2016 mehrere Stunden die Zufahrt zur Brennelementefabrik blockiert.

Die Situation in Lingen erinnert BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz immer mehr an die Atomanlagen im hessischen Hanau. In den dortigen Brennelementefabriken kam es in den 80er Jahren auch immer wieder zu Störfällen und die Proteste rissen nicht ab. Letztlich wurden alle Anlagen in Hanau stillgelegt. Buchholz fordert, dass Niedersachsens Umweltminister Wenzel den Betreibern der Lingener Brennelementefabrik endlich die rote Karte zeigt und die Betriebsgenehmigungen sofort und dauerhaft entzieht! ‘Was vor rund 25 Jahren in Hessen möglich war muss heute, 5 Jahre nach Fukushima, auch im rot-grün regierten Niedersachsen möglich sein’, betont Buchholz.

Inzwischen werden die Proteste der Anti-Atomkraft-Bewegung gegen die Brennelementefabrik in Lingen und gegen das benachbarte Atomkraftwerk Lingen 2 fortgesetzt. Schon mehr als 150 Initiativen, Verbände und Parteien haben die ‘Lingen-Resolution’ unterschrieben, in der die sofortige Stilllegung der beiden Atomanlagen gefordert wird. Und der Elternverein Restrisiko Emsland (eine Mitgliedsorganisation des BBU) wird am 11. März, dem 5. Jahrestag der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima, erneut in Lingen vor den Gefahren der Atomenergienutzung warnen. Mit einem Schweigekreis wird um 18 Uhr vor dem Alten Rathaus in Lingen an die Reaktorkatastrophe in Fukushima erinnert und gegen die Atomanlagen direkt vor Ort protestiert.

Lingen-Resolution


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /