© Berger/ATTAC  „System Change, not Climate Change!“
© Berger/ATTAC „System Change, not Climate Change!“

Profit-Interessen dominieren Klimagipfel in Paris

NGO-Bündnis: Klimakrise ist die Folge unseres Wirtschaftssystems

Mit einer Aktion vor dem Parlament verdeutlichte vorgestern ein breites NGO-Bündnis (1), wie sehr Profit-Interessen multinationaler Konzerne und des Finanzsektors die Klimaverhandlungen in Paris dominieren. Das Bündnis fordert einen Systemwandel, der an den Ursachen des Klimawandels ansetzt.

"Ölkonzerne, Agrarmultis und der Finanzsektor trichtern den Regierungen Lösungsvorschläge ein (2), die ihre Profit-Interessen absichern und von den wahren Ursachen des Klimawandels ablenken. Marktbasierte oder technische Scheinlösungen wie Emissionshandel, REDD+, Climate Smart Agriculture, groß angelegte Produktion von Agrotreibstoffen und Carbon Capture and Storage (3) werden die Klimakrise verschärfen", erklären die Organisationen.

Tatsächlich notwendige Maßnahmen wie ein Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas, eine Reduktion der globalen Fleischproduktion oder die Förderung regionalen statt globalen Güterhandels werden in Paris kein Thema sein. Die Staaten ignorieren damit auch grundlegende Menschenrechte wie die Rechte auf Nahrung, Gesundheit oder Wohnen, die durch die direkten Folgen des Klimawandels millionenfach verletzt werden. Parallel zu den Klimaverhandlungen treiben die EU und die USA weltweit Handelsabkommen wie TTIP voran, die zu noch mehr Treibhausgasemissionen führen werden.

Klimakrise ist die Folge unseres Wirtschaftssystems

"System Change, not Climate Change!" ist die Ansage einer wachsenden globalen und österreichischen Bewegung, die Widerstand gegen diese falschen Klimalösungen leistet. "Klimawandel ist kein isoliertes Umweltproblem sondern untrennbar mit der profit- und wachstumsorientierten Produktions- und Konsumweise verbunden", so die Organisationen. Sie fordern einen Systemwandel. Dieser beinhaltet die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe, Energiedemokratie, mehr öffentlichen und umweltschonenden Verkehr sowie eine agrarökologische Landwirtschaft und Ernährungssouveränität. (4)

Weltweite Proteste für effektiven Klimaschutz am 28./29.11. auch in Österreich

Am letzten November-Wochenende, also direkt vor Beginn des Klimagipfels, gehen weltweit hunderttausende Menschen auf die Straße. In Österreich finden Aktionen in Wien, Graz, Linz und Innsbruck statt. In Wien startet der "Climate March" um 12:30 Uhr beim Sigmund-Freud-Park. Ab 14 Uhr findet ein Straßenfest vor dem Parlament statt, auf dem der "Systemwandel, der hier und jetzt mit uns beginnt", gefeiert wird. (5) "Angesichts des Verbots der Demonstrationen in Paris ist es umso wichtiger, dass wir sichtbar und lautstark unseren Protest gegen die falschen Lösungen, die in Paris diskutiert werden, zeigen und für einen Systemwandel überall auf der Welt auf die Straße gehen."

(1) "System Change, not Climate Change!" wurde in Österreich von Finance & Trade Watch, Attac Österreich, Alternatiba, FIAN, ÖBV-Vía Campesina und der Dreikönigsaktion, Hilfswerk der KJSÖ, initiiert und wird mittlerweile von über 80 österreichischen Organisationen und Initiativen unterstützt. http://systemchange-not-climatechange.at/

(2) Mit Hilfe von professionellen Lobbyfirmen sichern sich Konzerne Zugang zu politischen EntscheidungsträgerInnen. Sie besitzen ihre eigenen Medien und gründen sogar BürgerInneninitiativen. Unter den SponsorInnen des Klimagipfels sind unter anderem die Fluggesellschaft Air France, der Atom- und Kohle-Riese EDF, der Energiekonzern Engie und kohlefinanzierende Banken wie BNP Paribas. Der Klimagipfel ist der ideale Ort für ihre Strategie des Greenwashings. Siehe auch: The Corporate Cookbook. How climate criminals have captured COP21.

(3) REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) ist ein marktbasierter Mechanismus, durch den Zertifikate für die Kohlenstoffspeicherleistung eines Waldes verkauft oder erworben werden sollen. Siehe: http://bit.ly/1MzumBr Climate Smart Agriculture wird als Ansatz von mehreren internationalen Organisationen vorangetrieben. Das Problem liegt in seiner Vagheit: Mangels Kriterien, was wirklich "smart" ist, stehen durchaus sinnvolle Initiativen und z. B. Gentechnik völlig gleichwertig nebeneinander. Siehe: http://bit.ly/1jhw67V Carbon Capture and Storage: Industriell erzeugtes CO₂ soll abgeschieden, verflüssigt und unterirdisch gespeichert werden. Dies birgt enorme Risiken.



(5) Infos: systemchange-not-climatechange.at/aktionen


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /