© Paulina101  pixabay.com
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VCÖ: Schneckentempo von VW-Reparaturplan inakzeptabel

In Österreich heuer zum Teil massive Überschreitung von Stickstoffdioxid-Grenzwerten

Mindestens ein Jahr soll es laut VW dauern, bis eine technische Lösung für die manipulierten Motoren vorliegt. Der VCÖ kritisiert diese lange Wartezeit als inakzeptabel. Durch die manipulierten Motoren gelangt beim Fahren ein Vielfaches an Schadstoffen in die Luft und belastet die Gesundheit der Bevölkerung. Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass heuer im 1. Halbjahr in Österreich der Stickstoffdioxid-Grenzwert vielerorts massiv überschritten wurden. Hauptverursacher sind Dieselfahrzeuge.

Österreich ist vom VW-Dieselskandal besonders betroffen. Zum einen haben in Österreich rund 57 Prozent der Pkw einen Diesel-Motor, was einer der höchsten Werte in Europa ist. Zum zweiten fahren im Transit- und Tourismusland Österreich Millionen von Diesel-Pkw aus anderen Staaten. "Die Folge der hohen Anzahl von Dieselfahrzeugen auf Österreichs Straßen ist, dass eine viel zu große Menge an Schadstoffen in der Luft ist", weist VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen auf die Konsequenzen hin.

So haben Messungen des Forschungsinstituts ICCT gezeigt, dass die getesteten neuen Dieselautos (Abgasklasse EURO 6) im Schnitt sieben Mal so viele Stickoxide emittieren als der Grenzwert vorschreibt. Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass in Österreich im 1. Halbjahr vielerorts die Stickoxidbelastung deutlich über den Jahresgrenzwert lag (30 Mikrogramm Stickstoffdioxid / Kubikmeter Luft plus 5 Mikrogramm Toleranzgrenze). Am höchsten war im 1. Halbjahr die Belastung im Tiroler Vomp an der A12 (61 Mikrogramm / Kubikmeter Luft). Auch in den Städten wurde bei einigen Messstellen der Grenzwert massiv überschritten, etwa in der Stadt Salzburg,, in Linz, in Wien (Hietzinger Kai), in Feldkirch und in Innsbruck, informiert der VCÖ.

"Wenn Autos beim Fahren auf der Straße die Luft mit deutlich mehr Schadstoffen verschmutzen, als der Grenzwert vorschreibt, dann geht das auf Kosten der Gesundheit der Bevölkerung", betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Stickstoffdioxid kann Entzündungen in den Atemwegen verursachen. Bonchitis, Asthmaanfällen und Beeinträchtigungen der Lungenfunktion können die Folgen sein. Bei Kindern kann es zu Verzögerungen des Lungenwachstums kommen, was Folgen bis ins Erwachsenenalter hat. Bei älteren Menschen steigt das Herzinfarktrisiko.

"Die gestrige Aussage des US-VW Chefs Horn lässt für Europa schlimmes befürchten. Laut Horn dauert es ein bis zwei Jahre bis die rund 430.000 in den USA betroffenen Fahrzeuge repariert sind. Wie lange dauert das dann in Europa, wo acht Millionen Autos mit manipuliertem Motor fahren? Dieses Schneckentempo ist eine Verhöhnung aller Betroffenen und geht auf Kosten der Gesundheit der Bevölkerung", kritisiert VCÖ-Expertin Rasmussen.

Zuletzt hat VW zugegeben, dass die Abschaltsoftware auch in Europa eingesetzt wird. Die Typenzulassung ist in diesem Fall Zuständigkeit Deutschlands. Österreichs Behörden können aber die tatsächlich beim Fahren verursachten Schadstoffe bei ausgewählten Fahrzeugen messen, betont der VCÖ. Denn Österreichs Behörden sind für die Einhaltung der Grenzwerte nach dem Immissionsschutzgesetz Luft zuständig.

Zudem fordert der VCÖ verstärkte Investitionen zum Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und der Radfahrinfrastruktur in den Ballungsräumen. "Der Dieselskandal hat deutlich gemacht, dass die Autokolonnen, die in die Städte fahren, eine größere Luftverschmutzung verursachen als Herstellerangaben vermuten lassen", fordert VCÖ-Expertin Rasmussen mehr S-Bahnverbindungen und Radschnellverbindungen in den Ballungsräumen.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /