© voestalpine, Johann Prammer
© voestalpine, Johann Prammer

Energiewende heißt Veränderung - Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer?

Spannender Fachdialog gab Einblick in die Entwicklungen

Chancen der Energiewende nutzen

‘Durch die Erschließung der Potenziale erneuerbarer Energien können Treibhausgas-Emissionen reduziert, der Abfluss finanzieller Mittel für Energieimporte gemindert und inländische Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen werden. Effizienzpotenziale auszuschöpfen ermöglicht es, Energiedienstleistungen (erreichter Arbeitsplatz, beleuchtete, behaglich warme Räume, getrocknete Wäsche …) mit geringerem Energieaufwand in besserer oder zumindest gleicher Qualität zur Verfügung zu stellen’ so fasste Prof. Dr. Reinhold Christian, Geschäftsführer von Umwelt Management Austria, grundlegende Elemente der seiner Meinung nach unabdingbar notwendigen Energiewende in der Einleitung zur Veranstaltung ‘Energiewende heißt Veränderung - Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer?’ am 23. September 2015 zusammen.

An der Entwicklung von Aktienkursen sind bereits Gewinner und Verlierer der Energiewende erkennbar

Prof. Mag. Herbert Lechner, wissenschaftlicher Leiter der Österreichischen Energieagentur, präsentierte Daten zu Stand und Perspektiven der Energiewende in Österreich im Vergleich zu Deutschland. Es zeigte sich, dass ein mühsamer Weg bevorsteht, auf dem Österreich hinsichtlich einiger Aspekte, wie etwa der Energieeffizienz noch Herausforderungen zu bewältigen hat. An der Entwicklung der Aktienkurse sind bereits Gewinner und Verlierer der Energiewende zu erkennen. Lechner sprach damit insbesondere konventionelle Energieproduzenten und -versorger an. Die voestalpine wird auf Grund hochqualitativer Stähle, diverser Forschungsaktivitäten und einer hohen Bereitschaft zu Innovationen wohl zu den Gewinnern gehören, so Lechner.

Energiewendeziele jetzt beschließen

Dr.in Angela Köppl vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung machte darauf aufmerksam, dass die Frage ‘Gewinner und Verlierer’ vielleicht falsch gestellt ist. Im Rahmen der notwendigen Transformationsprozesse der Energiewende wird es einen technologischen Wandel geben, der das gesamte Energiesystem betrifft. Herkömmliche Analysen des Energiesystems fokussieren hauptsächlich auf die Bereitstellung und Umwandlung von Energie. Durch eine solche Perspektive werden jedoch technologische Potentiale zur Steigerung der Energieproduktivität auf anderen Ebenen des Energiesystems nicht sichtbar. Daher ist ein innovativer Zugang notwendig, der den Bedarf an zukünftigen Energiedienstleistungen als zentrale Funktion des Energiesystems ins Zentrum rückt. Eine integrierte Betrachtung des Energiesystems kann zudem dazu beitragen, Lock-ins in ineffiziente, treibhausgasintensive Strukturen zu vermeiden, die sich daraus ergeben, dass Investitionen ins Energiesystem die Strukturen typischer Weise über Jahrzehnte hinweg bestimmen, woraus sich die Relevanz heutiger Entscheidungen ableitet. Ziele der Energiewende müssen JETZT beschlossen werden, damit sie schrittweise, aber noch zeitgerecht umgesetzt werden können, so Köppl.

Entkarbonisierung der Stahlproduktion

Ing. Johann Prammer, Leiter des Strategischen Umweltmanagements in der voestalpine-Konzern AG, wollte nicht prognostizieren, ob sein Unternehmen zu den Gewinnern oder Verlierern der Energiewende zählen werde. Aufgrund der Produktpalette und ihrer Aktivitäten trägt die voestalpine auf jeden Fall zur Energiewende bei. Das Unternehmen ist in der Stahlbranche führend bei der Reduktion von THG-Emissionen, der Senkung des Energieverbrauchs und der Steigerung der Energieeffizienz. Die Direktreduktion von Eisen mit Wasserstoff oder Methan aus erneuerbarem Strom ist eine von mehreren längerfristigen Optionen zur Entkarbonisierung der Stahlproduktion. Bei der Umstellung auf dieses Verfahren muss aber die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit (d.h. Energie im erforderlichen Ausmaß zu leistbaren Preisen) gegeben sein. Auf europäischer Ebene gilt es eine Strategie für eine Energiewende mit verlässlichen Rahmenbedingungen zu erstellen und umzusetzen, meint Prammer.

Abschließend dankte Christian für die interessanten Referate und die rege Beteiligung. Er hob den Gleichklang aller Anwesenden betreffend die Notwendigkeit oder Unvermeidlichkeit der Energiewende hervor und kündigte an:

‘Bei der nächsten Veranstaltung der Reihe am 12.10.2015 werden volkswirtschaftliche Aspekte referiert und diskutiert und damit auch Gegenargumente zur Energiewende wie etwa Verlust der Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft, Arbeitsplatzverluste, hohe Kosten für Wirtschaft und Private etc. behandelt.’


Artikel Online geschaltet von: / wabel /