© Bank für Gemeinwohl - Projektleiter/-innen Christine Tschütscher, Robert Moser, Sabine Stortenbeek
© Bank für Gemeinwohl - Projektleiter/-innen Christine Tschütscher, Robert Moser, Sabine Stortenbeek

Österreichs erste ethische Bank für Gemeinwohl: Umgesetzte Ideen für eine faire und nachhaltige Bank

Zum ersten Mal seit rund hundert Jahren entsteht hierzulande eine Bank, die gesellschaftliche Verantwortung in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt.

Eine ethische Bank - geht das überhaupt? Eine Bank, deren Ziel nicht Gewinnmaximierung ist, sondern die das Maximieren des Gemeinwohls in den Mittelpunkt stellt. Eine Bank bei der Transparenz und Partizipation ganz vorne stehen, die der Gesellschaft dient. Bei der die Kund/-innen genau wissen sollen, was mit ihrem Geld geschieht.

Das Eigenkapital dafür soll von Bürger/-innen Österreichs zur Verfügung gestellt werden. Eine Genossenschaft wurde bereits gegründet, die stetig wächst und die erforderlichen Finanzmittel bereitstellt. Die Bank wird von hochprofessionellen, großteils ehrenamtlich arbeitenden Expert/-innen aus Begeisterung für die Sache entwickelt. Ein Kernteam von rund einem Dutzend Personen steht mittlerweile unter Vertrag. Unzählige ehrenamtlich Mitwirkende haben bereits zum Projekt beigetragen. Zurzeit sind über 100 Menschen österreichweit aktiv.



Die in Gründung befindliche Bank für Gemeinwohl wird sich auf die ursprüngliche Aufgabe einer Bank besinnen: Spareinlagen, Kredite und Zahlungsverkehr. Girokonten, Bankomat- und Kreditkarten gehören dazu. Die neue Bank wird nicht gewinnorientiert agieren, sondern die gemeinwohl-orientierte Realwirtschaft fördern. Spekulation sowie intransparente Finanzprodukte, die von der Realwirtschaft abgekoppelt sind, werden abgelehnt.

Partizipation heißt, dass z.B. die Sparer/-innen mitentscheiden, in welche gemeinwohlorientierten Projekte ihre Gelder fließen sollen. Geplant ist auch eine Kreditplattform, über die sich Kund/-innen an interessanten Projekten beteiligen können.
Unternehmen und Projekte, an die die Bank für Gemeinwohl in Zukunft Kredite vergibt, werden hinsichtlich ihrer Gemeinwohlorientierung überprüft. Bevorzugt werden Investitionen in Ökologie, Biolebensmittel, Soziales, Bildung, erneuerbare Energie, Kultur, soziales Wohnen u.a. nachhaltige Projekte. Je gemeinwohlorientierter ein Projekt ist, umso günstiger soll der Kredit sein. Um das finanzieren zu können, werden die Sparer/-innen zum Zinsverzicht eingeladen.

Eine Genossenschaft 2.0

Die Bank liegt im Mehrheitseigentum der BfG Eigentümer/-innen- und Verwaltungsgenossenschaft, die 2014 gegründet wurde und derzeit in einer österreichweiten Kampagne Mitglieder anwirbt. Diese ’Genossenschaft 2.0” setzt auf Mitgestaltung: Die Mitglieder werden regelmäßig  informiert,  gemeinsame Meinungsbildung und Entscheidungsprozesse sind ein immens wichtiger Bestandteil der Organisationskultur. Jede/-r hat eine Stimme, unabhängig von der Höhe der erworbenen Anteile. Bis 2016 rechnet das Bankprojekt mit rund 40.000 Genossenschafter/-innen, die ein Startkapital von etwa 15 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Jede/-r Bürger/-in mit Wohnsitz in Österreich kann einsteigen. Mindest-Investment sind 200,- EUR, das Maximum 100.000,- EUR. Dividenden werden bewusst nicht ausgeschüttet. Zu zeichnen bedeutet ein Zeichen zu setzen für ein faires, nachhaltiges und demokratisches Banksystem.

Wie die Idee entstanden ist

Im Jahr 2010, noch unter dem Eindruck der Finanz- und Bankenkrise von 2008, formulierte eine Gruppe engagierter Menschen ihre gemeinsame Vision einer neuen Bank, die dem Gemeinwesen dient. Damals traf zivilgesellschaftliches Engagement auf praxisbezogenes Bankenfachwissen, das dadurch entstehende Spannungsfeld fordert bis heute auf allen Seiten intensive Lernprozesse. Seit 2012 koordinieren hauptberufliche Projektleiter/-innen mit Bankexpertise und Managementerfahrung ein rund 100-köpfiges, breit aufgestelltes Team aus Ehrenamtlichen und Angestellten.

Teamarbeit auf Augenhöhe

Die Zusammenarbeit in diesem Pionierprojekt ist von visionärer Kraft und Herzlichkeit geprägt. Die Arbeitskreise und Teams sind soziokratisch organisiert - das ist eine innovative Organisationsform, bei der Eigenverantwortlichkeit und flache Hierarchien im Mittelpunkt stehen: Jede/-r kommt auf Augenhöhe zu Wort, Entscheidungen fallen konsensual.

Wie soll es weiter gehen?

Bis 2016 sollen rund 40.000 Genossenschafter/-innen ein Kapital von rund 15 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Mit 6 Millionen Euro kann das Bankprojekt bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) um die Banklizenz ansuchen. Dieser Schritt ist für Ende 2015 geplant. Danach wird weiter Genossenschaftskapital eingeworben. Voraussichtlich Ende 2016 wird dann die eigentliche Bank ihre Geschäftstätigkeit eröffnen.

Ein wirklich spannendes Projekt!

Mehr Infos: www.mitgruenden.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /