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Energiewende gestalten oder erleiden?

Energiewende in Europa - Berichte aus der EU, aus Deutschland und Österreich

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Vollversorgung mit erneuerbaren Energieträgern ist unausweichlich

‘Langfristig gibt es nur erneuerbare Energieträger. Eine Energiewende hin zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energieträgern ist daher unausweichlich. Technische Möglichkeiten und (derzeit noch) zeitliche Optionen dafür sind gegeben’ stellte Prof. Dr. Reinhold Christian, Geschäftsführer von Umwelt Management Austria, anlässlich der Veranstaltung ‘Energiewende in Europa – Berichte aus der EU, aus Deutschland und Österreich’ am 17. Juni 2015 fest. ‘Die Herausforderung ist allerdings groß, weil in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen Maßnahmen und oft auch Verhaltensänderungen notwendig sind. Die konsequente Realisierung der technischen Möglichkeiten erfordert Zeit. Der Klimawandel macht zusätzlichen Zeitdruck, wenn wir das 2oC Ziel erreichen wollen. Schon lange vor der Verknappung fossiler Energie ist mit ökologischen und aufgrund der Preisentwicklung großen bis katastrophalen ökonomischen Schadwirkungen zu rechnen. Es geht also darum, ob wir die positiven technischen Möglichkeiten rechtzeitig nutzen und damit die Energiewende gestalten wollen oder ob wir zuwarten und sehenden Auges ein katastrophales Schicksal erleiden wollen.’

Umfassende ökosoziale Steuerreform

Dr. Jürgen Schneider, Umweltbundesamt GmbH, bot in seinem Vortrag zahlreiche Daten und Fakten zu Situation und Perspektiven der EU. Europa ist Nettoimporteur von Energie zum Teil aus unsicheren Staaten und Gebieten mit schwieriger Menschenrechtssituation. Die EU und Österreich haben sich klimapolitisch ehrgeizige Ziele gesetzt. Die derzeit gesetzten Maßnahmen reichen allerdings bei Weitem nicht aus, um diese Klimaziele (wie die Beschränkung der mittleren globalen Temperaturerhöhung auf 2oC) zu erreichen. Sie werden gegenwärtig durch fehlende Marktsignale (der niedrige Zertifikatspreis im Emissionshandel führt zu einer forcierten Kohleverstromung) konterkariert. Eine umfassende ökosoziale Steuerreform könnte Anreize in allen erforderlichen Handlungsbereichen bieten und ist ein notwendiger Schritt für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende.

Low-carbon economy in Deutschland

Prof. Dir. Dr. Benno Hain vom deutschen Umweltbundesamt ergänzte durch Details zu den Zielen Deutschlands, die für 2020 und 2030 ehrgeiziger sind als jene der EU und damit auch eher die Erreichbarkeit der langfristigen Ziele für 2050 (Reduktion der Treibhausgasemissionen um 80 bis 95%, etablieren einer Low-carbon economy) plausibel erscheinen lassen. Das Monitoring zur Erreichung der Ziele für 2020 zeigt allerdings auch in Deutschland Lücken. Dem wird jetzt durch ein zusätzliches Maßnahmenpaket entgegengewirkt. Langfristig, so Hain, müsse die Transformation mehr als das Energiesystem betreffen, letztlich die gesamte Wirtschaftsstruktur.

Energiewende: integrierte Klima- und Energiestrategie für Österreich erforderlich

Sektionschef Dipl.-Ing. Günter Liebel vom Ministerium für ein Lebenswertes Österreich konstatierte die Notwendigkeit der Erstellung einer integrierten Klima- und Energiestrategie für Österreich. Die derzeitigen Überlegungen zur Energieunion auf EU Ebene seien zu wenig auf Energieeffizienz und erneuerbare Energien fokussiert. Liebel bestätigte die Bedeutung von Ökosteuern und ergänzte, dass es jedenfalls auch verbindliche Vorgaben und wohl definierte, kontrollierbare Teil-Schritte auf den Weg zum Ziel der Energiewende geben müsse. Politisch sei dies aufgrund konfligierender Zielsysteme aus unterschiedlichen Politikbereichen äußerst schwierig umzusetzen. Die Energiewende braucht daher auch eine breite Bewegung aus der Bevölkerung.

Das Publikum – an die 80 engagierte und kompetente Teilnehmerinnen und Teilnehmer – sorgte für eine intensive Diskussion.

Die Vorträge und weitere Beiträge finden Sie online.


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