© oekonews
© oekonews

Mehr als 50 % der Onlineshops schneiden bei Energieverbrauchs-Kennzeichnung mangelhaft ab

Bei neuen Elektrogeräten müssen seit 2015 auch Onlinehändler Energielabel und Produktdatenblatt mit weiterführenden Informationen anzeigen. Nicht einmal 50 % halten sich daran.

MarketWatch, eine von der EU geförderte Initiative unterschiedlicher Konsumenten- und Umweltschutzorganisationen und GLOBAL 2000 als deren Vertretung in Österreich überprüften von Dezember 2014 bis März 2015 bei 1.838 Haushaltsgeräten und Leuchtmitteln (davon 11 Leuchtmittel bzw. 1.827 Haushaltsgeräte) Energie-Labels bzw. die Einhaltung von Ökodesign-Vorschriften. Im Fokus der GLOBAL 2000 Untersuchung bei 10 Einzelhändlern in der Steiermark und in Tirol und bei 10 Onlinehändlern stand, ob es KonsumentInnen überhaupt möglich ist, das Energielabel zur Kaufentscheidung heranziehen zu können. Ohne Energie-Label müssen sich die KonsumentInnen nämlich mühsam die verstreuten Energiedaten zusammen suchen. Das Label hingegen bündelt diese Informationen und stellt sie für KonsumentInnen einfach zu handhaben und im bereits vertrauten Format dar. Europaweit wurden 220 Shops kontrolliert.

Was genau wurde überprüft?


Es ist notwendig, dass das Gerät überhaupt ein Energielabel hat, dass das Label sichtbar angebracht ist bzw. auch, dass das richtige Label am Haushaltsgerät zu finden ist - und, ob der/m Verbraucher/in ein Produktdatenblatt zur Verfügung gestellt werden kann (vom Verkaufspersonal auf Anfrage bzw. online als Standardinformation), in dem weitere Energiedaten heraus gelesen werden können. Geprüft wurde z.B. im Detail, ob man als KonsumentIn am Panel der Waschmaschine erkennen kann, welche Energie- Verbrauchsdaten beim Standardwaschprogramm zum Tragen kommen, ob ersichtlich ist, wie hoch der maximale Energieverbrauch der Geräte ist bzw. ob Details zum Stand-by-Stromverbrauch bei TV-Geräten angegeben werden.

2. GLOBAL 2000 Energielabel-Check zeigt Verbesserung - aber noch immer Aufholbedarf

Diese und andere Ökodesign- und Energielabel-Parameter wurden schon zum zweiten Mal in Österreich im Detail überprüft. Hat sich etwas verändert? Online-Händler hinken zwar mit nur 47 % korrekter Energieeffizienz-Kennzeichnung immer noch hinterher. Im Jahr zuvor waren jedoch lediglich 25 % richtig - das bedeutet zumindest schon eine deutliche Verbesserung. Aber die Verwirrung im Netz ist noch immer groß: Neben dem aktuellen Energie-Label finden sich parallel entweder veraltete oder gar keine Angaben zum Energieverbrauch der Produkte, was daran liegt, dass Onlinehändler das Energie-Label laut Gesetz nur für Produkte angegeben müssen, die ab 2015 auf den Markt gekommen sind.

"Wir freuen uns, dass die Energieeffizienzdaten wie gesetzlich vorgeschrieben schon bei rund der Hälfte der Webshops zu finden ist. Manche Shops kennzeichnen wirklich vorbildhaft mit dem Energielabel - so kann es auch beim Online-Kaufen wirklich als Entscheidungshilfe genutzt werden. Die andere Hälfte muss jetzt endlich nachziehen", fordert Sibylle Egger von GLOBAL 2000.

Bei den stationären Einzelhändlern wurden 77 % der Haushaltsgeräte richtig gekennzeichnet, beim Check letztes Jahr waren es 76 %. Insbesondere die Produktgruppe der Staubsauger machte Probleme. Diese muss erst seit Anfang des Jahres mit dem Energie-Label versehen werden, das dürfte noch nicht ganz zu allen Einzelhändlern durchgedrungen sein: "Von 344 Staubsaugern im Einzelhandel waren nur 56 % richtig gekennzeichnet, bei den Wäschetrocknern waren es über 70 %. Bei den Geräte-Gruppen Kühlschränke, Elektroherde, Geschirrspüler und Waschmaschinen sind wir mit über 95 % richtigem Labeling schon sehr zufrieden. Bei den anderen muss noch nachgezogen werden", präsentiert Egger die Ergebnisse im Detail.

Die überprüften Händler, die übrigens auf der Seite www.market-watch.at zu finden sind, wurden bereits alle über die Ergebnisse informiert und gebeten, dazu Stellung zu nehmen. Die meisten kündigten eine Überarbeitung an bzw. bedankten sich für die zur Verfügung gestellten Informationen. Bei den Händlern dürfte es also noch einen großen Informationsbedarf geben.

10,5 Mrd. unnötig verbrauchte Euro - ein Pappenstiel?


Bei dem MarketWatch-Projekt wird nicht nur im Handel überprüft, ob die Energieeffizienz-Vorschriften eingehalten werden. In umfangreichen Produkttests werden zur Zeit auch Haushaltsgeräte getestet, ob sie den angegebenen Stromverbrauch einhalten können. Die Ergebnisse werden noch vor dem Sommer veröffentlicht werden. Falsche Energie-Kennzeichungen bei Elektrogeräten sind übrigens kein Pappenstiel fürs Geldbörserl. Durch unkorrektes Energie-Labelling gehen europaweit enorme Einsparungen verloren, die eigentlich leicht zu erreichen wären. "10,5 Mrd. Euro gehen den KonsumentInnen durch falsche oder fehlende Angaben verloren", rechnet Sibylle Egger vor*.

Wie geht es mit dem Energie-Label weiter?

Ab 26.9.2015 kommt die Kennzeichnungspflicht mit Energie-Label für Raumheizgeräte und Warmwasserbereiter, ab Jänner 2016 für Wohnraumlüftungsgeräte. Außerdem wird die Energie-Labelling-Richtlinie überarbeitet. Denn die meisten Geräte erreichen bereits A++ oder A+++, beispielsweise ist ein Kühlschrank der Klasse A bereits nicht mehr erlaubt, bei Kühlgeräten ist die unterste, nach Ökodesign zugelassene Energieklasse A+. Bei unterschiedlichen Gerätegruppen sind so unterschiedliche Klassen, entweder A+ bis A+++, oder G-A zugelassen. Am Label abgebildet sind trotzdem immer 7 Energieklassen - das gilt es nun, für die Verbraucher/innen übersichtlich darzustellen und demgemäß anzupassen.

Mehr Informationen unter: www.market-watch.at

*Quelle: http://www.market-watch.eu/resources/ bzw. http://goo.gl/OhU53V


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /