© ratiotherm / Die Schichtspeicher der Gemeinde Dollnstein
© ratiotherm / Die Schichtspeicher der Gemeinde Dollnstein

Gemeinde im Altmühltal hat intelligentes "kaltes" Nahwärmenetz

Cleveres System spart Energie

Ottendorf-Okrilla – Mit seinem intelligenten Nahwärmenetz ist die Marktgemeinde Dollnstein im Altmühltal Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Die thermeco2 Hochtemperaturwärmepumpe der Dürr thermea GmbH bildet das Herzstück der klimafreundlichen Wärmeversorgung.

Dollnstein liegt im Naturpark Altmühltal, einem der beliebtesten touristischen Ziele in Bayern. Neben der schönen Landschaft hat die Marktgemeinde mit ihren 3.700 Einwohnern seit Kurzem auch neueste Umwelttechnik zu bieten. Im April wurde hier eines der ersten intelligenten Wärmenetze in Deutschland offiziell eröffnet, das 40 Privathaushalte und kommunale Liegenschaften versorgt. Das Projekt erhielt im März auf dem Bayerischen Energietag den Energiepreis 2015. Gegenüber einem konventionellen Netz spart es 40 Prozent Primärenergie. Unverzichtbare Komponente des ausgeklügelten Heizungssystems ist eine thermeco2 Hochtemperaturwärmepumpe HHR 520.

Energie aus regenerativen Quellen

Das Konzept des Dollnsteiner Nahwärmenetzes ruht im Wesentlichen auf zwei Säulen: der Nutzung erneuerbarer Energien und flexiblen Temperaturen, die sich dem Verbrauch anpassen. In einem herkömmlichen Netz stellt die Heizzentrale permanent 80 Grad warmes Wasser bereit. Im Sommer gibt es für diese Temperatur in einem Ort wie Dollnstein keinen entsprechenden Bedarf, sodass hohe Netzverluste entstehen. Um die zu reduzieren, wird hier die Netztemperatur von Mai bis Ende September auf 20 bis 30 Grad abgesenkt. So lässt sich der Wärmebedarf im Sommerbetrieb vollständig durch erneuerbare Energien vor allem aus der Sonne decken.

Im Winter benutzt das System weitere regenerative Energiequellen: Eine davon ist Grundwasser, das in geringer Tiefe vorhanden ist. In der Heizzentrale steht die thermeco2 Hochtemperaturwärmepumpe mit einer Leistung von 440 kW. Sie entzieht dem Grundwasser Wärmeenergie und stellt damit in der winterlichen Heizperiode Vorlauftemperaturen bis 80 Grad bereit. Das Besondere dieser Technologie: Die Anlage arbeitet mit dem klimaneutralen Kältemittel CO2.

Effizient und intelligent

In den Sommermonaten reicht Sonnenenergie, um die Netztemperatur auf 20 bis 25 Grad zu halten. Für den Warmwasserbedarf der Haushalte, etwa zum Duschen, ist das allerdings nicht genug. Deshalb sind die Übergabestationen in den Häusern mit je einer kleinen Wärmepumpe und einem Pufferspeicher ausgestattet. Den Strom für die thermeco2 Maschine und die Pumpen in den Haushalten liefern ein Blockheizkraftwerk (BHKW) und Photovoltaik-Anlagen.

Heizzentrale, Wärmenetz und Verbraucher sind in einem intelligenten System miteinander verbunden – inklusive Stromversorgung der Verbraucherstationen. Ein Steuerkabel gibt Informationen über Temperatur der Pufferspeicher, Verbrauch und andere Daten an die Heizzentrale weiter. Dadurch können die Pufferspeicher in den Häusern bedarfsgerecht geladen werden. Die kleinen Wärmepumpen laufen also nur, wenn heißes Wasser gebraucht wird. Um die Abwärme des BHKW und die vorhandenen Solaranlagen voll ausnutzen zu können, gibt es einen Hochtemperaturpufferspeicher mit 27.000 Litern und einen etwas kleineren Niedertemperaturspeicher.

Das Nahwärmenetz Dollnstein

- Betreiber: Kommunalunternehmen Energie Dollnstein
- Investitionskosten: insgesamt 1,6 Millionen Euro
- Planung: Ratiotherm GmbH & Co. KG, Planungsbüro Team für Technik, Eichstätt

In der Praxis bewährt

Das Beispiel Dollnstein zeigt, wie eine kleine Kommune einen großen Schritt in Richtung nachhaltige Energieversorgung machen kann. Durch die breite Nutzung regenerativer Quellen ist sie weniger abhängig von fossilen Energieträgern – auch mit Hilfe der thermeco2 Technologie, die sich bereits seit 2011 in unterschiedlichen Anwendungen in der Praxis bewährt.

Es geht den Dollnsteinern nicht nur darum, für die Zukunft vorzusorgen, sondern auch, darum, in die Zukunft zu investieren. Das Nahwärmeprojekt wird von vielen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fachhochschule Ingolstadt begleitet und die örtliche Energiegenossenschaft ‘Neue Energie Dollnstein’ plant die Beteiligung an und die Errichtung von Windenergieanlagen. ‘Man weckt das Engagement der Menschen über die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und zu beteiligen’, ist sich der 2. Bürgermeister Wilhelm Radmacher sicher. ‘ Träger und Betreiber ist das kommunale Unternehmen Energie Dollnstein, welches neben dem Wärmenetz auch einige Photovoltaikanlagen betreibt."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /