© Hans Braxmeier /pixabay.com
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Lustlose Marktplatzhirsche

Subventionen für unrentable AKWs benachteiligen alle anderen Stromanbieter. Aber die Branche hält still – beinahe. Eine Ansichtssache von Dr. Fritz Binder-Krieglstein

Strom-Robin-Hood

Anlassbedingt proben die seit Jahren als ‘Stromrebellen’ bekannten Eigner des Elektrizitätswerks im kleinen Ort Schönau im Schwarzwald wieder einmal den Aufstand: Unterstützt ‘von unten’ klagt der reine Ökostromanbieter mit eigenem Stromnetz die EU, die im britischen Atomstrom-Fördertarif (12,5 Cent/Kilowattstunde 35 Jahre lang und zudem inflationsgesichert) für 2 neue Reaktoren in Hinkley Point nach Prüfung des Falles keine Wettbewerbsverzerrung erblicken konnte.

Unter öffentlichem Druck verlautete dann die österreichische Regierung und danach die von Luxemburg, ebenso klagen zu wollen. Auch die oekostrom AG aus Wien, bekundete mittlerweile, den Rechtsweg beschreiten zu wollen. Und was taten die wirklichen Marktplatzhirsche Österreichs?


Hm mpf öm

Per Emails nach ihrer Klagslust befragt, immerhin drückt billiger Atomstrom Umsatz, Gewinn und die Dividende ihrer Aktionäre, fielen Antworten aus der Stromwirtschaft – auszugsweise zusammengefasst - folgendermaßen aus:

Stromindustrieverband ‚Österreichs Energie‘: Eine Wettbewerbsverzerrung erscheint durch (Anm.: nicht näher benannte) ‘bisher vorgelegte Untersuchungen’ zu wenig fundiert. Zugleich meinte man, nicht beurteilen zu können, ob Atomstrom je wirtschaftlich gewesen sei, weil man ‘kein AKW betreibe’.

Verbund AG: ‘Der VERBUND selbst wird sich nicht an der Klage beteiligen, da die Klage bereits von unserem Haupteigentümer, der Republik Österreich, eingebracht wurde.’ Und weiter: ‘Eine echte Wirtschaftlichkeitsberechnung von Nuklearkraftwerken muss die Gesamtkosten (inklusive Entsorgung, Lagerung etc.) beinhalten.’

kelag: Man werde nicht klagen. Das war präzise geantwortet. Der nächsten Antwort ist vorauszuschicken, dass der deutsche AKW-Betreiber RWE 37,8 % Anteile an der kelag hält: ‘Was wir mit unseren Eigentümern erörtern, werden wir nicht in der Öffentlichkeit diskutieren.’

Wien Energie:Auf die Frage, ob geklagt werde, einzugehen wurde verzichtet. Womit auch keine Begründung für eine Klage oder Nichtklage übermittelt wurde. Immerhin glaube man daran, dass ‘ein sauberes, atomstromfreies Europa 2030 möglich sei’ und möchte bis 2030 50 % des in Wien produzierten Stroms erneuerbar herstellen.

Salzburg AG: ‘Aufsichtsrat und Vorstand der Salzburg AG halten fest, dass die derzeit in den Medien diskutierte Subvention der EU für das geplante britische Atomkraftwerk Hinkley Point C entschieden abzulehnen und zu verhindern ist.’ Ob das ‚verhindern‘ das Mittel der EU-Klage beinhaltet, wurde nicht verraten - also Schweigen.

TIWAG: Sie glänzte mit maximaler Lustlosigkeit: ‘Leider muss ich mitteilen, dass Vorstandsvorsitzender Dr. Wallnöfer aufgrund terminlicher Verpflichtungen nicht erreichbar und eine Beantwortung der Fragen daher nicht möglich sein wird.’

Und dann Temelin?

Eines weiß die heimische Stromindustrie sicher: Obsiegt die britische Regierung, zieht die tschechische Regierung mit dem bereits geplanten Ausbau des AKWs Temelin wahrscheinlich nach. Wenn daher jetzt die Gelegenheit unterlassen wird, mit möglichst vielen Klägern Druck und Stimmung gegen AKW-Subventionen zu machen, drohen weitreichende finanzielle Nachteile, gerade für Österreichs Stromkaiser. Dann aber ist es zu spät.

Sparen!

Wie gut nur, dass es wenigstens verlässliche (Strom)Rebellen gibt, die klagen. Denn Subventionen für Ökostrom sind um Hausecken ökonomischer als für AKWs – und ökologischer sowieso.

GastautorIn: Dr. Fritz Binder-Krieglstein für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /