© Global 2000/ Chronobyl-Tour.com
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GLOBAL 2000-Lokalaugenschein in größtem Atomkomplex Europas

Sicherheitsprüfung und Kontrolle statt freihändiger Laufzeitverlängerung für AKW Saporischschja.

Einen Tag nach dem Jahrestag der Tschernobyl-Atom-Katastrophe besuchte GLOBAL 2000-Atomsprecherin Patricia Lorenz den größten Atomkomplex in Europa, Saporischschja in der Süd-Ukraine und ganz in der Nähe des Kampfgebietes, mit sechs laufenden Reaktoren a  950 MW oder 5.700 MW installierter Leistung, dessen erster Reaktor im Dezember 2015 ans Ende seiner genehmigten Laufzeit kommt. Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 fordert eine strikte Sicherheitsprüfung mit internationaler Beteiligung (UVP) vor weiteren Laufzeitverlängerungen der Reaktoren aus Sowjet-Zeiten. "Die grenzüberschreitende UVP ist die einzige Möglichkeit, Einfluss auf die Entscheidungen zur Laufzeitverlängerung der veralteten Reaktoren in der Ukraine zu gewinnen - und Sicherheit und Alternativen zu prüfen", sagt Lorenz. Während des internationalen UVP-Verfahrens kann auch die Republik Österreich Informationen zur Reaktorsicherheit verlangen - und zur Alternativenprüfung, die insbesondere in der Ukraine entscheidend ist für die nachhaltige Sicherung der Energieversorgung des krisengeplagten Landes.

Nachhaltige Energiewende statt kurzsichtiger Laufzeitverlängerungen

Das in der Ukraine vorherrschende Argument, zur Sicherung der Stromversorgung (mit knapp 50 Prozent Atomstrom) die Reaktoren unbedingt am Netz halten zu müssen, ist kurzsichtig, denn in spätestens 20 Jahren steht die Ukraine endgültig vor der Situation, ihre Reaktoren abwracken zu müssen. Für die Reaktoren sind verbindliche Ausstiegsdaten zu formulieren, um eine Energiewende weg von der heutigen Fossil- und Uran-Abhängigkeit der Ukraine von Russland und anderen Staaten zu ermöglichen. Erst wenn verbindliche Stilllegungsdaten formuliert sind, darf der anstehende EURATOM-Kredit von 300 Millionen Euro für einen beschränkten Zeitraum bis zur Stilllegung aller ukrainischer Reaktoren ausgeschüttet werden.

Keine unabhängige Kontrolle der Reaktoren durch ukrainische Nuklearaufsicht mehr

Mit Gesetz vom 28. Dezember 2014 wurden die Kompetenzen der Ukrainischen Aufsichtsbehörde (SNRIU) stark eingeschränkt: Jegliche Kontrolle von Nuklearanlagen ist nun nur mehr auf direkte Weisung der jetzigen ukrainischen Regierung möglich. "Die Ukraine verletzt wiederholt in der Frage der Laufzeitverlängerung von AKW eindeutig die ESPOO-Konvention. Nur internationale Kontrolle und rigorose, transparente Sicherheitsprüfungen der Reaktoren können Licht ins Dunkel der Situation in den bröckelnden ukrainischen Nuklear-Komplexen bringen", betont Lorenz. "Die österreichische Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass die Ukraine ihren internationalen Verpflichtungen nach der Espoo-Konvention nachkommt - und gegebenenfalls ihre Zustimmung zu Finanzhilfen an diese Kontrolle binden."



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /