© Gerd Altmann / pixabay.com
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Kritikernetzwerk: Die ‚Urknallmaschine‘ LHC am CERN sollte wegen mangelhafter Risikoevaluierung nicht operieren!

Konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit werden genannt.

Nuklearphysikalische Hochenergieexperimente wie am LHC des CERN sind überaus teuer (bislang ca. € 8 Mrd.), ein praktischer Nutzen ist nicht absehbar, sie bergen vielleicht existentielle Risiken in sich und vor allem wurden diese Risiken nicht ordnungsgemäß evaluiert. Manche Kritiker halten den LHC gegenwärtig für das größte von Menschenhand geschaffene Risiko für den Planeten Erde. Die selbe Gruppe von Kritikern, unter ihnen Professoren und Doktoren, welche beim ersten LHC-Betrieb Klagen in den USA und in Europa gegen CERN einreichte, opponiert nach wie vor gegen den Betrieb, wesentlich aus denselben Gründen wie dereinst. Außerdem haben sich seither noch weitere kritische Studien angehäuft (siehe weiter unten).

Am Large Hadron Collider sollen nun – mit doppelt so hohen Energien wie je zuvor - Protonen und schwere Blei-Ionen bei annähernder Lichtgeschwindigkeit kollidiert, um "seltene Ereignisse" und Zustände von Materie wie "Sekundenbruchteile nach dem Urknall" künstlich zu erzeugen. Es handelt sich um ein nuklearphysikalisches Hochenergieexperiment noch nie dagewesenen Ausmaßes.

Gefährlich sei das natürlich nicht - dies behauptet zumindest eine vom Betreiber selbst eingesetzte teilchenphysikalische Expertenrunde.

In mehreren Studien (Prof. Eric E. Johnson, University of North Dakota; Dr. Marc Leggett, Griffith University, Australia) wird bezüglich des von CERN beauftragten Sicherheitsreports (LSAG) nicht zuletzt auf die Gefahr der bewussten oder unbewussten Befangenheit hingewiesen.

Der Chaostheoretiker Prof. Otto Rössler (Thüringen) fühlt sich nach wie vor unverstanden, sieht ein erhebliches Risiko durch die auch von CERN für möglich gehaltene Entstehung Schwarzer Löcher im Miniaturformat und appelliert mitunter verzweifelt an alle möglichen Stellen. Die Gruppe "LHC-Kritik" und Eric Penrose (Sohn des bekannten Mathematikers, Kosmologen und Hawing-Kollegen Sir Roger Penrose) haben mehrere detaillierte Zusammenfassungen der wissenschaftlichen Risikodiskussion erarbeitet. Eric Penrose widmete sich insbesondere dem "Strangelet"-Risiko, welches sich durch die in wenigen Wochen oder Monaten geplanten Rekord-Kollisionen mit schweren Blei-Ionen erhöht. Auf das Risiko durch Teilchenbeschleuniger angesprochen sagte Sir Roger Penrose nach einem kosmologischen Vortrag in Wien: ‘Es ist alles andere als trivial, diese Fragen zu stellen. Von einer absoluten Sicherheit kann nicht ausgegangen werden.’

Aber auch andere diskutierte Risiken wie eine sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitende Vakuum-Blase werden von CERN damit generell abgetan, dass der LHC nichts anderes betreibe, als das Universum schon seit Milliarden von Jahren. Dieser Vergleich hinkt aus mehreren Gründen. Nur zu zur Veranschaulichung, dass die von CERN selbst zur Verfügung gestellten Zahlen, je nach Intention, für ein Sicherheitsargument oder für ein Risikoargument herhalten können:

Der LHC erzeugt in 10 Jahren Laufzeit auf kleinstem Raum und unter extremen Bedingungen ebenso viele hochenergetische Teilchenkollisionen, wie sie sich durch kosmische Strahlen im Laufe von 400.000 Jahren – stets vereinzelt und unter natürlichen Bedingungen - in der gesamten Erdatmosphäre ereignen. Dies musste einer der bekanntesten österreichischen Physiker nach anfänglicher Skepsis und eigenem Nachrechnen auch bestätigen. Der Versuchsaufbau ist also keineswegs mit einem Nachstellen völlig natürlicher Ereignisse gleichzusetzen, sondern stellt vielmehr eine extreme künstliche Manipulation an den Grundbausteinen der Materie dar.

Eine multidisziplinäre und externe Risikoprüfung, wie etwa vom Risikoforscher und Ethiker Dr. Mark Leggett gefordert, oder eine Sonderumweltverträglichkeitsprüfung, wie vom bekannten Risikoforscher Prof. Wolfgang Kromp (Universität Wien) vorgeschlagen, ist nach wie vor ausständig. Weder CERN, noch die Mitgliedsstaaten, noch internationale Organisationen wie die UNO haben diesbezügliche Schritte bislang eingeleitet. Was in der kommerziellen Nutzung der Nuklearenergie mittlerweile zum Standard gehört, ist in der Forschung an gigantischen "Urknallmaschinen" immer noch nicht angekommen.

Die Evidenzen, dass als dringender sicherheitsrelevanter Schritt eine externe und multidisziplinäre Risikoprüfung – unter Einbeziehung von Risikoforschern, Kritikern und CERN - erfolgen muss, sind himmelschreiend. Es ist unzumutbar, dass die Mitgliedsstaaten achselzuckend an den Betreiber CERN selbst verweisen, während dieser die selbst auferlegten Sicherheitskriterien für ausreichend hält, dies trotz Kritik von Risikoforschern, anhaltender Debatten und der Veröffentlichung weiterer Papers, die auf konkrete Risiken hinweisen.

Diese Vogel-Strauß-Politik wird nicht mehr lange aufrecht zu erhalten sein. Aus dem CERN-Budget oder von den Mitgliedsstaaten müssen Mittel für eine neutrale Risikoevaluierung, zu der es konkrete Vorschläge gibt, bereitgestellt werden. Vor allem in Anbetracht weiterer Ausbaupläne wird sich CERN ansonsten mit zunehmendem Protest konfrontiert sehen, sowohl von wissenschaftlicher als auch von ziviler Seite her. Auch rechtliche Mittel können weiter ausgeschöpft werden.

Gemäß ganz aktuellen Meldungen haben die Verantwortlichen des von der EU mitfinanzierten Milliardenprojekts ’Human-Brain-Projekt’ der ETH Lausanne nach heftiger Kritik einen Mediationsbericht akzeptiert. Nun soll eine Arbeitsgruppe zur Reform des Projekts eingesetzt werden, der auch Fabiola Gianotti, die künftige Direktor des CERN angehört. Genau daran sollte sich CERN eigentlich ein Beispiel nehmen!
www.derbund.ch/wissen/technik/Die-Macher-glauben-an-ihr-Projekt/story

Das Netzwerk ‘LHC-Kritik’/’LHC-Critique’ und andere sprechen sich weiterhin gegen jede öffentliche Finanzierung von gigantischen Teilchenbeschleunigeranlagen aus. Unter den derzeitigen Bedingungen sollte der LHC gar nicht operieren.

Die nächsten paar Milliarden Jahre wären auch ohne CERN für die Menschheit schwer genug.

Weitere Infos auf der ’LHC-Kritik’ Website: www.LHC-concern.info

GastautorIn: LHC-Kritik für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /