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Gesetzeslücke: Bienengiftiges Fipronil als Haushaltspestizid frei erhältlich

GLOBAL 2000: EU-Verbote müssen auch für Haus und Garten gelten

Wien – Ein Einkaufstest der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 hat gezeigt, dass Insektenvernichtungsmittel mit dem Wirkstoff Fipronil für KonsumentInnen frei erhältlich sind. Fipronil wurde jedoch wegen seiner Bienengiftigkeit von der EU in der Landwirtschaft weitgehend verbotenen. Der Pestizidwirkstoff ist aber als Ameisenbekämpfungsmittel in Drogeriemärkten, im Lebensmitteleinzelhandel, in Baumärkten und Gartencentern weiterhin frei verfügbar. Fipronil stellt laut Bewertung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein ‘inakzeptables Risiko für Bienen’ dar. Haushaltspestizide wurden vom Fipronil-Verbot bislang nicht erfasst, da hier nicht die Pestizidverordnung 1107/2009 sondern die Biozid-Verordnung 528/2012 gilt. Dabei kann ein ‘mögliches Risiko für Honig- und Wildbienen’ durch die Anwendung von Fipronil in Haus und Garten laut österreichischer Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) nicht ausgeschlossen werden.

Dr. Waltraud Novak, Pestizid-Expertin von GLOBAL 2000, hält dazu fest: ‘Dass Bienengifte, deren Anwendung in der Landwirtschaft verboten wurde, im privaten Bereich weiter verwendet werden, ist absolut inakzeptabel. Landwirtschaftsminister Rupprechter ist gefordert, diese Gesetzeslücke zu schließen und das Inverkehrbringen von fipronilhältigen Produkten per Verordnung zu verbieten, sowie sich für eine europäische Regelung einzusetzen.’

Fipronilhältige Ameisenmittel dürfen laut Hersteller im und am Haus, auf Terrassen und Wegen angewendet werden. Dazu Novak: ‘Fipronil ist hochgiftig für Bienen, Vögel und Fische. Aus der Produktkennzeichnung ist nicht ersichtlich, dass eine Verwendung im Garten nicht erlaubt ist, und daher ist nicht auszuschließen, dass die Mittel unsachgemäß – also auch im Garten wo Ameisennester hauptsächlich anzutreffen sind – angewendet werden. Auch für den Menschen ist der Wirkstoff äußerst problematisch. Ein Gramm von dem Pulver (entspricht einem Teelöffel), das zum Beispiel in der Küche ausgestreut wurde, kann bei einem Kind bereits gesundheitliche Beschwerden auslösen.’

Bis gesetzliche Verbote auch für fipronilhältige Biozide umgesetzt sind, appelliert GLOBAL 2000 an den Handel, auf den Verkauf dieser für Mensch und Bienen gleichermaßen giftigen Produkte zu verzichten. Naturliebhabern empfiehlt GLOBAL 2000 gänzlich auf chemisch-synthetische Bekämpfungsmittel zu verzichten und stattdessen auf bewährte, natürliche Hausmittel wie Backpulver oder Essigwasser zu setzen.

Der GLOBAL 2000-Einkaufstest

Fipronil ist in circa 20 Prozent der Ameisenbekämpfungsmittel enthalten. Gefunden wurde der Wirkstoff in Produkten der Marken ‘Nexa Lotte’ und ‘Celaflor’, und zwar in Ameisenmittel, Ameisenköder und Ungezieferköder. GLOBAL 2000 hat alle Geschäfte, bei denen wir fündig wurden, auf diese Hintergründe hingewiesen und empfohlen, die Produkte aus dem Verkauf zu nehmen. Dies sollte v.a. im Hinblick auf die Fülle von Alternativen, die zu dem Wirkstoff Fipronil vorhanden sind, keine Schwierigkeit darstellen. Erfreulicherweise haben einige Geschäfte sofort reagiert, wie beispielsweise die Gärtnerei Starkl, die bereits alle Bestände aus dem Verkauf genommen hat. Andere wollen zumindest mittelfristig ihr Sortiment umstellen. Negativ aufgefallen ist der Drogeriemarkt dm, der das Produkt trotz unserer Warnungen nicht aus dem Verkauf nehmen will. Die Hälfte aller untersuchten Geschäfte führten keine fipronilhaltigen Produkte im Sortiment.

Detaillierte Infos zum Einkaufstest unter www.global2000.at/bienengiftiges-fipronil-als-ameisenmittel


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /