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Geflügelfleisch, Keime, Massentierhaltung

Einige ergänzende Gedanken von Johanna Wolfsberger zur Plus-Minus-Sendung der ARD

Nachfolgend einige ergänzende Gedanken von Johanna Wolfsberger, Mitbegründerin von Bio Austria, Autorin, ..., engagierte Pensionistin zur ARD Sendung Plus-Minus "Geflügelfleisch. Gefährliche Keime breiten sich aus" (http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/swr/gefluegelfleisch-keime-100.html).

Geflügelfleisch vom Bio-Bauern kaufen

Wenn man Geflügel vom Bio-Bauern direkt kauft, kommt es meist nicht zu solchen Bakterien-Kolonien auf dem Fleisch. Es beginnt mit einer argerechten Haltung, so dass diese gefährlichen Bakterien meist am lebenden Geflügel nicht vorhanden sind, weil sie genügend Raum und Freiland zur Verfügung haben. Zusätzlich achten oder müssen Bio-Bauern auf hohe Hygiene im Stall, beim Schlachten und bei der Verpackung achten. Salmonellen entwickeln sich auch nur im lauwarmen Umfeld, wenn alles sehr kalt gehalten wird, können sie sich nicht entwickeln. Also Hühner nach dem Schlachten nicht heiß abwaschen sondern möglichst eiskalt.

Erst unmittelbar vor der Zubereitung könnte man mit heißem Wasser die Tiere oder Teile abwaschen und dann auf sauberen Tüchern etwas trocken tupfen.
Holzbretter zum Zerteilen der Tiere sind nicht schädlich, im Gegenteil, sie sind weniger problematischer als oft benützte Plastikbretter.
Holzbretter muss man nur mit sehr heißem Wasser gut abbürsten, eventuell Spülmittel zugeben, dann nochmals sehr heiß nachspülen und trocknen lassen. In längstens 1/2 Stunde sind alle Keime auf dem Schneidbrett verschwunden. Diese Versuche wurden im Holzforschungsinstitut vor 20 oder 30 Jahren schon durchgeführt.

Plastik-Schneidbretter sind nicht so hart, wie Holzbretter, schneidet man nun darauf mitz scharfen Messern oder hackt einen Knochen durch, entstehen tiefe Rillen, in denen sich die Keime festsetzen können und binnen kürzester Zeit Kulturen wuchern lassen.
Diese Bretter muss man mit der chemischen Keule, sehr starken Reinigungs- und keimtötenden Mitteln bearbeiten und mindestens zwei- bis dreimal desinfizieren, bis sie wieder verwendbar sind.
Es ist völlig blöd (hirnrissig), dass die Hygienevorschriften für Plastik aufgestellt wurden und Holzbretter, die durch holzeigene desinfizierende Stoffe ohne diese chemische Keule wieder dauber und brauchbar sind.

Plastik ist kein intelligentes Produkt, sondern Verschwendung von Volksvermögen - es kostet ungeheure Mengen an Erdöl, die Produktion ist energieintensiv und das Endprodukt ein großes Problem, wenn es entsorgt werden soll. Holz ist ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff und in der Entsorgung (Verbrennung oder Verrottung) kein Problem.

Ungesunde und nicht artgerechte Massenhaltung

Weil durch die ungesunde und nicht artgerechte Massenhaltung von Geflügel in engen Käfigen die Hühner, Enten, Gänse und Puten in riesigen Hallen sich diese Keime und auch Salmonellen (auch auf und in Hühnereiern!!!) ausbreiten können, müssen sie eben wie in Amerika durch die chemische Keule "essbar" gemacht werden. Aber es wird ja nicht nur das Chlorbad bei Hühnern eingesetzt, es werden auch Gammastrahlen und ähnliches verwendet. In Holland wird z.B. das Gemüse durch Gammastrahlen "entkeimt".

Schmarrn bei Diskountern und Ketten

Im Burgenland hatte ich eine Putenfarm in meiner Nähe. In 12 Wochen mussten die schlachtfertig sein. Dann wurden sie abgeholt und in enge Kisten übereinander in den LKW gestaplt zum Schlachthof gebracht. Für den Eigenbedarf und private Kunden schlachteten diese Bauern dann 30 bis 40 Stück selbst und rupften sie, etc. Mir boten sie sie auch an, aber ich dankte. Das haben sie nie verstanden.

Wenn nun diese Tiere weg waren, wurde mit dem Frontschaufler der Mist aus dem Gebäude (riesige Halle) gebracht, dann wurde der Stall mit chemischen Mitteln keimfrei gemacht und mit einem Gitter, das sie auf die Decke aufziehen konnten, auf 1/3 Lauffläche verkleinert. Nachdem der Stall so vorbereitet war, wurden die Küken angeliefert und in dieses Abteil herein gebracht. Nach 4 Wochen wurde dieses Gitter um ein weiteres Drittel vegrößert und nach 8 Wochen wurde es ganz entfernt.
Im Stall brannte Tag und Nacht das Licht und es wurde Musik gespielt, damit sie schneller wachsen.
Wenn nun die Küken halb erwachsen waren, waren schon viele Tiere tot, die zertreten oder erdrückt wurden, denn diese armen Viecher liefen in ihrem Stress in Massen gegen die Absperrung bzw. die Eisentore. Ich hörte das bis zu meinem Haus, der Stall lag etwa 150 m weit weg. Im Anfang wusste ich nicht, woher der Lärm kam, nachts war das sehr störend, bis mir die Nachbarin sagte, es seien die Puten, ... Das war, als ob etwas schweres gegen dieses Eisentor des Stalles laufen würde.

So lange die Tiere im Stall waren, konnte kein Mist entfernt werden. Das Futter wurde in hängenden großen Schalen den Tieren gegeben, das Wasser ebenso, das war halbautomatisch.
Ich sah auch in so eine Hühnerfabrik hinein, das war so grauslich, dass ich nie wieder ein Hendl in einem Supermarkt kaufte/kaufe. Überhaupt kein Geflügel, wo ich nich weiß, woher es kommt und wie es gehalten wird.

Eier kaufe ich nur bei Bauern, jetzt eben am Markt. Ich habe einen burgenländ. Bauern, der alle 3 Wochen nach Wien kommt und den ich seit etwa 35 oder 40 Jahren kenne. Der bringt mir Eier, Gemüse, Hühner, Perlhühner, und Lammfleisch, er hält auch ein/zwei Schweine, aber ich soll Schwein meiden, so kaufe ich mir nur noch ab und zu seine herrlichen Hauswürstl und einen Speck zum Kochen.

Und dann kommt noch alle 2 - 3 Monate ein anderer Bauer aus der Gegend von Wr. Neustadt, der bringt mir auch Lammfleisch vom Krainer Steinschaf, das besser schmeckt, als das gewöhnliche Lammfleisch vom Berglamm.

Auch einen Bauern aus der Gegend um Traisen kenne ich seit 30 Jahren, der liefert Jungrind- und Kalbfleisch, aber ich esse ja viel Gemüse, so dass ich wenig Fleisch brauche, aber wenn, dann muss es erstklassiges Bio-Fleisch sein.

Fische kaufe ich beim Marc, den ich seit 25 Jahren kenne.


Zu der Sendung im ZDF - Wenn Diskonter sich Preisschlachten auf dem Rücken der Produzenten - meist Bauern - liefern, kann das keine Qualität sein, die sie da anbieten.

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Letzendlich bleiben bei diesen Preiskämpfen nicht nur die Bauern auf der Strecke, sondern auch die Konsumenten, die diesen Schmarrn kaufen. Leider sind viele Leute gezwungen, bei Diskountern und Ketten einzukaufen, weil sie sich Bio nicht leisten können.

Es stellen sich u.a. nachfolgende Fragen:

Wie ermöglicht man sozialen Randgruppen einen Zugang zu Bio?
Wo findet man Bio aus der Region?
Wo kann man gemeinschaftlich mit anderen Kochen, Backen und Essen (Auch als Alternative zum konventionellen Angebot)?

Welche Rolle können Gemeinschaftsgärten oder beispielsweise Foodcoops leisten?


Artikel Online geschaltet von: / wabel /