© LED-Spots im Einsatz
© LED-Spots im Einsatz

Erleuchtung beim Stromverbrauch

Bedeutung und Einsatz energiesparender Leuchtmittel in privaten Haushalten – Experten klären auf

München – Im Herbst werden die Tage spürbar kürzer, grauer und dunkler. In den Wohnungen brennt das Licht jetzt im Schnitt mindestens acht bis neun Stunden pro Tag. Um sich den eigenen Energieverbrauch bewusst zu machen, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt. Kaum eine andere Maßnahme steht so symbolhaft für den privaten Stromverbrauch wie das Licht. Für mehr als zwei Drittel der Deutschen ist der Einsatz von Energiesparlampen und LEDs die beliebteste Energiesparmaßnahme. Zwar entfallen auf Leuchtmittel nur knapp zwei Prozent des privaten Energieverbrauchs im Haushalt und der Verbrauch wird angesichts der europäischen Ökodesign-Richtlinie weiter zurückgehen, aber seine Bedeutung bleibt ungebrochen. Florian Henle vom unabhängigen Ökoenergieversorger Polarstern erklärt: ‘Wir brauchen diese ‚Erleuchtung’ zum Energiesparen im Alltag. Sie ruft uns einen allgemein bewussten Energieverbrauch in Erinnerung.’ Auf der Stromrechnung sei eine kontinuierliche Umstellung auf energiesparende Leuchtmittel weniger spürbar als allgemein gedacht, weil die Leuchtmittel eine lange Lebensdauer haben und die Effekte sich auf viele Jahre verteilen; moderne LEDs können je nach Einsatz teilweise mehr als zwei Jahrzehnte funktionieren. Aber die Wirkung eines bewussten Umgangs mit Licht sei so umfassend wie bei kaum einer anderen Energiesparmaßnahme: Es schützt Umwelt und Gesundheit und hebt die Stimmung.

‘Es braucht ein Umdenken bei der Beleuchtung’

Verbrauchern sei im Allgemeinen Optik und Design bei der Beleuchtung wichtiger als die Beleuchtungsart, weiß Professor Paul W. Schmits von der HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen. ‘Hier braucht es im Zuge der neuen Leuchtmittel und ihrer Charakteristiken ein Umdenken.’ Bei der Beleuchtungsstärke müsse man heute in Lumen denken und nicht mehr in Watt. ‘Zu Zeiten der Glühbirne haben die Verbraucher vor allem nach Watt-Leistung eingekauft.’ Bei den heutigen Leuchtmitteln und ihrer Technik sage das nicht mehr viel aus. Schon in wenigen Jahren benötige man viel weniger Watt als heute, um die gleiche Helligkeit zu erreichen. Aussagekräftiger ist die Einheit Lumen. Sie bezieht sich auf den Lichtstrom der von einer Lampe in alle Richtungen ausgesendet wird. Die Wattzahl wiederum ist hilfreich, um den Energieverbrauch einzuschätzen. Neben Lumen und Watt geht es beim Leuchtmittel-Kauf um die Lichtfarbe, die sogenannte Farbtemperatur, die in Kelvin gemessen wird und um die Farbechtheit, angegeben als Farbwiedergabeindex (kurz CRI). Damit sind beim Leuchtmittelkauf statt einer Wattangabe, heutzutage vier Aspekte zu berücksichtigen: Lichtstärke (in Lumen), Farbtemperatur (in Kelvin), Farbwiedergabe (CRI-Angabe) und Energieverbrauch (in Watt).
Lichtexperten wie Professor Schmits sehen darin vor allem die Chance, die Wirkung von Licht als Stimmungsmacher bewusster einzusetzen. ‘Bisher wirkt Licht unbewusst, wenn wir lernen, es bewusster einzusetzen, hebt das unsere Lebensqualität’, ist er überzeugt. Das sei noch ein langer Lernprozess, aber einer, der sich für jeden Einzelnen von uns lohne.

Tipps zur Lichtgestaltung der eigenen vier Wände

Mit der Umstellung von der Glühbirne auf effizientere Leuchtmittel haben sich im Lichtdesign und in der Lichtplanung große Veränderungen ergeben. Nicht ohne Grund geht der Physik-Nobelpreis in diesem Jahr an die Erfinder des blauen Lichts. Für Sebastian Hepting, Lichtdesigner bei Ingo Maurer, hat die längere Lebensdauer der Leuchtmittel für private Haushalte nicht nur ressourcenschonende Vorteile – im Schnitt haben LEDs ein Achtel des Stromverbrauchs früherer Glühbirnen–, sondern auch viele gestalterische: ‘Sie lässt mehr Spielraum, die eigene Kreativität in der Beleuchtung zu entfalten.’ Weil man viel seltener die Leuchtmittel wechseln müsse, könne die Lichtquelle ganz anders platziert werden. ‘Auch können LEDs aufgrund ihrer geringen Wärmeausstrahlung und Größe sehr wirkungsvoll in Möbel integriert werden’, schwärmt der Lichtexperte. Inzwischen sei die Entwicklung in der Lichttechnik soweit fortgeschritten, dass in ehemalige Glühbirnen-Fassungen zunehmend LED-Leuchtmittel, sogenannte LED-Retrofit-Lampen, eingesetzt werden könnten. Ein Umrüsten, das Energie spart und bei dem gleichzeitig jeder selbst die Atmosphäre, die von dieser Lampe ausgeht, mitbestimmen kann. Die Kriterien Lumen, Farbwiedergabe und Farbtemperatur helfen dabei. Auch Sebastian Hepting betont die Wirkung von Licht auf unser Wohlbefinden. Statt einer zentralen Lichtstelle im Zimmer, rät er Lichtzonen zum Lesen, Fernsehen oder Essen zu schaffen. ‘Ein Raum lebt von Helligkeitsverläufen.’ Die Mischung aus hellen und dunklen Bereichen wirke spannend und präge mit dem passenden Licht auch die Situation.

Spickzettel zum Leuchtmittel-Kauf

Lichtstrom: Er wird in Lumen angegeben und gibt Auskunft über die Helligkeit des Leuchtmittels. Hersteller von LED-Leuchtmittel geben zur Orientierung meist einen Watt-Vergleich zu einer Glühbirne an. 1.000 Lumen entsprechen beispielsweise etwa 75 Watt.
Farbtemperatur: Sie wird in Kelvin gemessen. 2.700 Kelvin erzeugen ein wärmeres Licht, vergleichbar mit einer typischen Glühbirne. Am Arbeitsplatz sind durchaus kühlere Töne sinnvoll, weil sie die Konzentration fördern. Hier können es 4.000 bis 5.000 Kelvin sein.
Farbwiedergabeindex (CRI): Er sollte stets höher als 85 sein. Es gibt auch LED-Leuchtmittel mit einem CRI von 95. Das entspricht der Qualität von Halogenlicht. Hier werden alle Farben des Farbspektrums sehr natürlich dargestellt.
Energieverbrauch: Er wird in Watt gemessen. Je höher die Wattzahl ist, umso höher der Energieverbrauch. Inzwischen haben selbst Leuchtmittel mit einem Farbwiedergabewert von 85 eine Energieeffizienz von 100 Lumen pro Watt.


Übrigens: Polarstern sorgt auch für Erleuchtung in Kambodscha. Pro Kunde und Jahr unterstützt das Unternehmen dort eine Familie beim Bau ihrer eigenen Mikro-Biogasanlage. Das ist ihr persönlicher Einstieg in die Energiewende und der Weg zu einem höheren Lebensstandard: Mit dem erzeugten Biogas werden Gasherd und Gaslampen betrieben. Mehr über das Projekt unter https://www.polarstern-energie.de/kambodscha/


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /