© Zukunft Erde
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St. Margarethen an der Raab: Steirische Marktgemeinde zeigt, wo es lang geht!

Diskussionsveranstaltung: Zukunft Erde - Wie kann ich die Energiezukunft mitgestalten?

Unter dem Motto: "Aus der Geschichte und von der Natur lernen" fand vorgestern in der vollbesetzten Hügellandhalle St. Margareten, veranstaltet vom Verein "Schritt für Schritt" eine spannende Vortrags- und Diskussionsveranstaltung statt. Ein sehr aufgeschlossenes und dynamisch interessiertes Publikum, ausgezeichnete kulinarische Verpflegung in bester regionaler Bioqualität und hervorragende Referenten garantierten für einen kulturellen Höhepunkt der Sonderklasse.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister und Biobauer Johann Glettler, der sehr erfreut auf die so erfolgreiche Veranstaltungsreihe "Zukunft Erde", bei der auf hohem Niveau Zukunftsfragen beleuchtet werden und die zu einem Fixstern in der regionalen Jahres-terminplanung geworden ist, hinwies, bedankte sich der Obmann des veranstaltenden Vereins "Schritt für Schritt", Gerhard Berghold, für die nun bereits fünfjährige segensreiche Vereinstätigkeit, die in konstruktiver Eigendynamik viel Positives in der Oststeiermark bewirken konnte. Das Ziel des Vereins ist es, dass jeder Einzelne selbst aktiv wird und jedes Jahr ein Schritt umgesetzt wird - alle sind eingeladen mitzumachen. Aktuell wichtige Themen: Strom aus Photovoltaik, OEKOSTROM, Stroh- und Heupellets, Restoffverwertung.

Mag. Peter Piccottini (Studiengangsleiter Bionik FH Kärnten) machte den Anfang mit einer Einführung ins Thema:"Wie wir von der Natur lernen" und stellte die Frage "Was können wir uns von der Natur puncto Energie abschauen" ? Es geht darum mit dem geringsten Energieaufwand, sprich ökologischem Fußabdruck, ein sich wechselseitig ergänzendes Energiesystem als zu erreichendes Ziel zu etablieren. Es gibt grundsätzlich keinen Mangel, wir sind Partner der Natur und selbst Teil des Systems. Dadurch können wir durch unser Handeln Einfluß nehmen, wobei wir ehrlich vorzugehen haben und im Sinne des, ursprünglich aus der Waldwirtschaft stammenden Begriffs, "Nachhaltigkeit" uns an vernünftige moralische Leitlinien halten.

Der anschließende Impulsvortrag von Univ.-Prof.in Dr.in Verena Winiwarter (Wissenschafterin des Jahres 2013) und erste österreichische Umwelthistorikerin war eine richtige Wohltat in Sachen verantwortungsvoller Wissenschaft. Sie ist seit 2010 Dekanin der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Umweltgeschichte von Agrargesellschaften und die Umweltgeschichte Österreichs sowie die Wissenschaftstheorie inter- und transdisziplinärer Forschung. "Die Chancen eines nachhaltigen Lebensstils und wie wir aus der Geschichte lernen" war ihr Thema mit dem es ihr gelang zu faszinieren und tragfähige Perspektiven aufzuzeigen. Eine wichtige Rolle spielt eine gesunde Zivilgesellschaft, die in Form einer vitalen Öffentlichkeit auf den gesellschaftlichen Gestaltungsprozess bestimmenden Einfluß hat und so das Lebensgefühl jedes Einzelnen aufwerten kann.

Weiters gab es sogenannte "Blitzlichter" über innovative Projekte wie die Soziale Initiative Schwarzatal, eine von Michael Johnscher gegründete Einrichtung, die Langzeitarbeitlose, Waldeigentümer und lokale Biomasseverwertung kongenial zum Vorteil aller unter einen Hut zaubert.

Erwin Kaltenegger, Architekt und Passivhaus-Pionier machte deutlich, dass mit cleverer und behutsamer Getaltung oder "Nachrüstung" beim Bau sehr viel energetische Einsparung möglich ist, ja mit dem Plus-Energie-Haus, sogar ein Überschuß zu erzielen ist.

Wolfgang Löser, der in Streitdorf im niederösterreichischen Weinviertel den 1.Energieautarken Bauernhof Österreichs seit über zwölf Jahren erfolgreich betreibt, gelang es mit seiner einmaligen Mischung aus bodenständiger Zuversicht und weitblickender ganzheitlicher Perspektive, einen sehr ermutigenden Ausblick auf die Umsetzung anstehender Potentiale in Richtung stromautonomes Österreich zu geben.

Energiewende in Bürgerhand- Ein "Miteinander" lohnt sich

Die anschließende Podiumsdiskussion, geleitet vom ausgezeichneten und schwungvollen Moderator der Veranstaltung Oliver Zeisberger, brachte mit Neo-Politiker Stefan Gara und Urs Hanik von der Energie Steiermark, der vernünftigerweise dafür plädierte Energie hauptsächlich lokal vor Ort, wo sie erzeugt wird, zu nutzen, zwei weitere in Sachen ERNEUERBARE und Nachhaltigkeit wache Zeitgenossen ins Spiel. Allgemeiner Tenor: Miteinander lohnt sich, politisches Engagement für Nachhaltigkeit MUSS als PRIORITÄT behandelt werden und Geschäftsmodelle der Energie-"versorger"gehören neu definiert. Hierbei kommt der Zivilgesellschaft eine maßgebliche Rolle zu. Und: Photovoltaik ist die Schlüsseltechnologie für eine faire und umweltgerechte Energiegewinnung und stellt eine enorme Chance für unser gesamtes Sozialgefüge dar. Im Grunde bedarf es einer Systemwende, wie Wolfgang Löser nochmals unterstrich mit Regelenergie aus Wärme/Kraft Koppelung und Einbindung der Elekrtomobilität bevor es zu einem plötzlichen Kippen der Struktur kommt. Die ENERGIEWENDE in Bürgerhand ist ein ideales Instrument zu allgemeiner Sinnstiftung, die heutzutage unter den herrschenden Verhältnissen oftmals sträflich vernachlässigt auf der Strecke bleibt.

In seinem Schlußwort wies Erwin Stubenschrott vom Vorzeigebetrieb der Region KWB-Biomasseheizung, darauf hin, dass es durchaus auch einen Kippeffekt zum Positiven hin geben kann, forderte Zivilcourage und plädierte für mehr "Rebellen" für eine enkeltaugliche Energiezukunft. Im Sinne Gandhis, der meinte "mein Leben ist meine Botschaft" machte er den Vorschlag "setzen wir heute den ersten Schritt zu einer lebenswerten Zukunft für unsere Enkel".

St. Margarethen kann sich glücklich schätzen mit einer so vorbildlich wachen und engagierten Bevölkerung in Richtung Lebensqualität unterwegs zu sein und efrischend ansteckend, nicht nur auf die umgebende Steiermark, sondern wit darüber hinaus, sinnstiftend für die gute Ordnung der Dinge aktiv zu sein.

Das ausgezeichnete Bio-Buffet darf nicht unerwähnt bleiben. Es trug wesentlich zu einem Rundum-Wohlbefinden nach der begeisternden Veranstaltung bei.

daniel hackenberg für OEKONEWS


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