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E-Control: Industrie hat von Strommarktliberalisierung vor 15 Jahren stark profitiert

Seit 1999 können Industriebetriebe ihren Stromlieferanten frei wählen - Preise für die Industrie sind deutlich gesunken

Vor 15 Jahren wurde der österreichische Strommarkt für Großkunden liberalisiert. Seit Februar 1999 können Industriebetriebe mit einem Jahresverbrauch von mindestens 40 Gigawattstunden ihren Stromlieferanten frei wählen. Ein Jahr später wurde der Markt auch für Industriebetriebe mit einem jährlichen Stromverbrauch von 20 Gigawattstunden geöffnet. "Seit nun 15 Jahren können sich Industriebetriebe ihren Stromlieferanten frei aussuchen. Die Industrie ist der größte Profiteur der Liberalisierung. Die Preise sind für die Industrie deutlich gesunken", sagt Martin Graf, Vorstand der Energieregulierungsbehörde E-Control, die im März 2001 ihre Tätigkeit begann. Eine Studie des Wifo im Auftrag der E-Control aus 2011 zeigte, dass die Liberalisierung allen Unternehmen zusammen jedes Jahr rund eine Milliarde durch geringere Strompreise erspart, der Großteil davon entfällt auf die Industrie. Die von der E-Control seit 2001 festgelegten Stromnetztarife brachten der Industrie zusätzliche Einsparungen von jährlich rund 170 Millionen Euro. Im Oktober 2001 gab Österreich als fünftes EU-Land seinen Strommarkt völlig frei. Seither können auch alle anderen Stromkunden (Haushalte, Gewerbe- und Landwirtschaftsbetriebe) von der Liberalisierung profitieren.

Härtester Einschnitt bei Industrieenergiepreis mit Vollliberalisierung

Der Industriestrompreis (Energiepreis inkl. Netzkosten) begann schon im Vorfeld der Liberalisierung ab 1998 zu sinken. "Der härteste Einschnitt kam dann mit der vollständigen Liberalisierung 2001/2002", sagt Martin Graf. Der Energiepreis für Strom halbierte sich für einen Wiener Industriebetrieb von 5,65 Cent pro Kilowattstunde auf 2,27 Cent pro Kilowattstunde. "Damit war der Tiefpunkt erreicht." Ab 2003 stiegen die Energiepreise durch die Rohöl- und demzufolge Gaspreissteigerungen an. Der Höchststand wurde mit der Wirtschaftskrise 2008/09 erreicht. Seit 2011 sinken die Energiepreise für Strom wieder. In der ersten Jahreshälfte 2014 erreichten sie das Preisniveau von 2007.

Zwtl.: Strompreise für Industrie aktuell niedriger als im EU-Durchschnitt

2007 waren die heimischen Industriestrompreise (Energie- und Netzkosten; ohne Steuern und Abgaben) unter dem Durchschnitt der damals 27 EU-Mitgliedstaaten, im unteren Drittel. Nachdem zwischen 2008 und 2011 die Industriepreise über dem EU-Durchschnitt waren, sanken sie danach deutlich darunter. Derzeit sind die Strompreise für die Industrie in Österreich unter dem Durchschnitt der EU-28 auf dem 17. Platz bzw. fast auf der gleichen Stelle im Ranking wie 2007.

Industriebetriebe wechseln häufig ihren Anbieter

Von ihrem Recht auf freie Lieferantenwahl haben die Industriebetriebe fleißig Gebrauch gemacht. Seit 2001 haben pro Jahr rund acht Prozent aller Industriebetriebe ihren Stromlieferanten gewechselt. Zum Vergleich: Bei den Haushalten suchten sich pro Jahr im Schnitt nur knapp 1,1 Prozent einen neuen Stromanbieter. Für den Wettbewerb im Industriebereich ist die Wechselrate allerdings nur wenig aussagekräftig, betont Martin Graf. "Industriebetriebe müssen nicht wechseln, um billigere Preise zu bekommen. Sie haben die Größe, um direkt mit den Stromlieferanten zu verhandeln." Es reiche, wenn unterschiedliche Angebote auf dem Tisch lägen, dann könnten Industriebetriebe den Preis beim bestehenden Lieferanten drücken. "Haushalte können das in der Regel nicht. Diese müssen zu einem anderen Lieferanten wechseln oder falls möglich beim bestehenden Anbieter einem anderen Tarif wählen, um günstigeren Strom zu erhalten."

Energieeffizienzgesetz könnte für Schub in Industrie sorgen

Durch das neue Energieeffizienzgesetz sind Energielieferanten angehalten, pro Jahr 0,6 Prozent an Energie einzusparen. Zwar ist vorgegeben, dass 40 Prozent dieser Einsparungen bei Haushalten erfolgen müssen, der Rest wird zu einem großen Teil aber bei der Industrie und dem Gewerbe geholt werden, meint Graf. Vor allem die energieintensive Industrie habe bereits viele Energieeffizienzmaßnahmen gesetzt, "das größte Potenzial für Energieeinsparungen liegt im großen Gewerbe und kleineren Industriebetrieben. Das neue Energieeffizienzgesetz könnte dort einen neuen Schub bringen." Denn für Energielieferanten ist es leichter, durch eine einzige umfangreiche Maßnahme in einem Betrieb eine vergleichsweise große Menge Energie einzusparen, als bei tausenden Haushalten kleinere Maßnahmen zu setzen. "Gewerbe und Industrie werden von den Energieunternehmen sicher ordentlich beackert werden", prophezeit Graf. Es könnten sich auch neue Geschäftsfelder auftun. Industriebetriebe, die selbstständig Energie einsparen, etwa durch die Anschaffung neuer effizienter Anlagen, könnten diese Energieeinsparungen dann an die Energielieferanten verkaufen.

Quelle: E-Control


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /