© Kurt Michel - pixelio.de
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Petition: Stopp für Risikobetrieb des AKW Dukovany

Harte Umweltverträglichkeitsprüfung des Reaktors bei Laufzeitverlängerung notwendig - tschechische Behörde weigert sich.

Am 24. Februar 2015 wird Reaktor 1 des tschechischen Atomkraftwerks Dukovany genau 30 Jahre am Netz sein, am 31. Dezember 2015 erlischt seine derzeitige Betriebserlaubnis. Die Betreiberfirma CEZ will den Reaktor 1 aber nicht stilllegen, sondern noch bis zum Alter von 50 Jahren weiterfahren - obwohl er kein Volldruck-Containment hat, das im Falle eines schweren Unfalls den Austritt von schmelzendem radioaktivem Brennstoff verhindern kann. Da sich der Bau von Atomkraftwerken marktwirtschaftlich noch nie gerechnet hat und staatliche Subventionen (siehe AKW Hinkley Point) immer schwieriger werden, ist es schon sein einiger Zeit die Absicht und Praxis der AKW-Betreiber, ihre immer älter werdenden Reaktoren möglichst lang laufen zu lassen: Jedes weitere Jahr des Betriebs bringt zwischen 100 und 200 Millionen Euro Gewinn pro Reaktor.

Nach "Espoo-Konvention" UVP-pflichtig - Tschechien weigert sich

Bisher konnten die AKW-Betreiber einfach bei der nationalen Regulationsbehörde um eine Verlängerung der Laufzeit ihrer Reaktoren ansuchen, die nach (oberflächlicher) Prüfung den Weiterbetrieb um zehn bis 20 Jahre genehmigten. Seit Juni 2014 ist dies durch einen Sieg der Anti-Atom-Bewegung jedoch anders: Die Laufzeitverlängerung von Alt-AKWs ist nun gemäß "Espoo-Konvention" der Vereinten Nationen verpflichtend einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) mit Öffentlichkeitsbeteiligung zu unterziehen, bei der auch konkrete Unterlagen vorzulegen sind. "Wir haben die tschechischen Behörden mit dieser neuen Erkenntnis der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa konfrontiert - sie teilen uns jedoch mit, dass dies ihrer Meinung nach nicht für sie gilt", sagt Reinhard Uhrig, Anti-Atomsprecher von GLOBAL 2000. "Wir werden dafür kämpfen, dass das internationale Recht auch von Tschechien respektiert und die Laufzeitverlängerung des alten Reaktors 1 in Dukovany durch ein hartes Verfahren gestoppt wird."

GLOBAL 2000 startet mit heutigem Tag eine Petition, die den österreichischen Umweltminister, Andrä Rupprechter, dazu auffordert, sich bei der tschechischen Regierung für die uns zustehende grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) nach der "Espoo-Konvention" und nach harten Kriterien einzusetzen, und wird dies mit rechtlichen Studien und internationalen Aktivitäten unterstützen. "Wenn eine umfassende Liste der Sicherheitsrisiken und notwendigen Nachrüstungsmaßnahmen für den Weiterbetrieb durch die UVP vorgeschrieben wird, wird sich der Betreiber einen Weiterbetrieb nicht mehr leisten wollen, wie es sich bereits in anderen Ländern abzeichnet (Japan) oder bereits geschehen ist (USA - AKW Crystal River)", meint Uhrig.

Dukovany-Reaktoren sind bei Stresstests durchgefallen

Die vier Reaktoren in Dukovany sind bei den "Stresstests" nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima negativ aufgefallen: In den meisten AKWs ist - neben der normalen Wasserversorgung aus einem Fluss - ein Grundwasserbrunnen oder ein spezieller Kühlturm die zweite Wärmesenke, die die enorme Wärmemenge aus der nuklearen Kettenreaktion abführen kann. In Dukovany ist dies nicht der Fall: Die vier Reaktoren in Dukovany benötigen ca. 83.000 Liter Wasser pro Stunde, die ausschließlich aus dem kleinen Fluss Jihlava entnommen werden. Durch die Überdüngung der umliegenden Felder ist die Jihlava voller Algen, die immer wieder von den Sieben an den Wasser-Einsaugstutzen des AKW entfernt werden müssen - beim Verstopfen droht der Super-GAU.

2015 erreichen EU-weit weitere 18 Reaktoren die Altersgrenze von 30 Jahren, auch für diese Reaktoren gilt die UVP-Pflicht nach Espoo - insbesondere die sechs französischen Reaktoren fallen hier auf. "Durch das Erkämpfen einer UVP nach harten Kriterien und die damit verbundenen Nachrüstungsanforderungen kann ein Präzedenzfall für Europa erreicht werden, der im positiven Fall zur Stilllegung von Uralt-AKWs führen wird", sagt Uhrig abschließend.

Hier geht's zur Petition: www.global2000.at/stoppt-dukovany



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Weitere Infos: Global2000

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /