© Wien Energie GmbH/APA-Fotoservice/Martin Lusser- Gemeinsam für die Artenvielfalt
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Ein Bürgersolarkraftwerk als natürlicher Lebensraum für die Artenvielfalt

Nicht nur grüner Strom als Resultat, sondern gleichzeitig ein Lebensraum für schützenswerte Tierarten

Wien Das BürgerInnen-Solarkraftwerk Wien-Liesing produziert Solarstrom für rund 400 Wiener Haushalte. Die Photovoltaik-Anlage neben dem Fernheizwerk Süd besteht aus insgesamt 3.976 Paneelen. Auf einer Fläche von zwei Fußballfeldern erzeugt sie nicht nur 100 % CO2-freien Strom, sondern ist auch optimale Umgebung für schützenswerte Tierarten. Das ergibt auch eine aktuelle Studie. Anhand der Photovoltaik-Anlage in der Rosiwalgasse wurde nun nachgewiesen, wie mitten in der Stadt naturnaher Lebensraum entsteht und bestehen bleibt. Durch Bauweise und Vegetationspflege können sich Pflanzen und Tiere - etwa Heuschrecke, Schnirkelschnecke, Nachtpfauenauge, Eidechse und Feldhamster - besonders gut ausbreiten.

Bürgersolarkraftwerk als natürlicher Lebensraum

Wien Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva: "Es freut mich, dass unsere BürgerInnen-Solarkraftwerke nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zum Artenschutz leisten. Die Studie zeigt, dass schon der Bau der PV-Anlage in Liesing die Lebensbedingungen für Heuschrecken deutlich verbessert hat. Durch spezielle Pflegemaßnahmen - etwa etappenweises Mähen der Wiesen - schützen wir auch andere Tierarten. Ein Teil der Flächen bleibt stets als Rückzugsort für die Natur bestehen. Wien Energie unterstützt mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien somit auch den Erhalt und die Wiederherstellung der Biodiversität im städtischen Gebiet."

Umweltdachverband-Präsident Gerhard Heilingbrunner: "Wir freuen uns, dass der Ausbau der Sonnenenergie durch Wien Energie der Artenvielfalt in der Stadt zu Gute kommt. Gerade dort ist die Schaffung von Grünoasen oft ein politischer Kraftakt. Gleichzeitig stehen der Bau eines Kraftwerks und der Naturschutz oft im Widerspruch. Wenn sich die Errichtung von Solarkraftwerken bzw. erneuerbare Energieerzeugung und der Schutz von Ökosystemen auf diese Weise kombinieren lassen, schlägt man zwei Fliegen auf einen Schlag. Das ist begrüßenswert."

Studie zur Erhebung der Heuschreckenfauna

Die PV-Anlage in der Rosiwalgasse im Bereich des Heizwerks Süd wurde in zwei Teilstufen realisiert. Im südlichen Teilbereich wurde bereits im Frühjahr 2013 eine PV-Anlage errichtet. Diese Anlage wurde im Herbst 2013 auf dem zweiten Teil des Areals erweitert. Im Rahmen dieses Projektes wurden Erhebungen der Heuschreckenfauna sowie weiterer schützenswerter Tierarten durchgeführt.

Die Studie kommt zum Ergebnis:

- Durch die Errichtung der Photovoltaikanlagen können Grünflächen (in der Stadt) langfristig gesichert werden. Diese bieten vielfältige -in unserer Kulturlandschaft mittlerweile selten gewordene -natürliche Lebensräume für Heuschrecken und Fangschrecken.

- Bei den Bauarbeiten für die PV-Anlage wurden die Standortverhältnisse und Lebensraumbedingungen für die örtliche bodengebundene Fauna durch das Auflockern der Vegetationsschicht verbessert. Durch steiniges Bodenmaterial bilden sich sonnige Mikrostandorte, die den Lebensraumansprüchen zahlreicher wärmeliebender Heuschreckenarten entgegenkommen.

- Bei der Photovoltaikanlage in der Rosiwalgasse konnten so mittlerweile 13 teils geschützte Heuschreckenarten sowie die Gottesanbeterin als Fangschrecke nachgewiesen werden.

- Bemerkenswert ist das Vorkommen der seltenen und gefährdeten Kleinen Beißschrecke wie auch der Grünen Strandschrecke. Die Zahl der nachgewiesenen Heuschrecken und Fangschrecken ist seit 2013 gestiegen. Grund ist nicht zuletzt eine gezielte Vegetations- und Flächenpflege.

- In der Studie wurde darüber hinaus auch das Vorkommen anderer geschützter Tierarten dokumentiert. Ein Beispiel ist der Feldhamster. In der bestehenden Photovoltaikanlage und auf der Erweiterungsfläche konnten insgesamt vier bis fünf Hamsterbaue nachgewiesen werden. Der Feldhamster besiedelt vielfältige Lebensräume, wie zum Beispiel Ackerränder, Ackerbrachen, Parkanlage oder Friedhöfe und konnte so auch in die Anlage einwandern.

- Oder etwa die seltene Zauneidechse: In der bestehenden Photovoltaikanlage konnten etwa 15-20 Jungtiere beobachtet werden. Das heterogene Vegetationsmosaik und der Wechsel aus beschatteten und besonnten Flächen dürfte das Einwandern der Art aus den umliegenden Gebieten begünstigt haben.

- Weitere Tiere, die durch die PV-Anlage einen Lebensraum gefunden haben sind die Krabbenspinne, Schnirkelschnecke, der Scheckhorn-Distelbock, Rosenkäfer und das Wiener Nachtpfauenauge.

Spektakuläre Naturaufnahmen durch Fotografen der "Wiener Wildnis"

Im Rahmen eines mehrmonatigen Projekts mit den Naturfotografen Verena Popp-Hackner und Georg Popp wurde auch der Naturraum beim BürgerInnen-Solarkraftwerk Wien-Liesing ins Objektiv genommen und fotografisch dokumentiert. Gemeinsam mit Michael Ganzwohl starteten die beiden vor zwei Jahren das Multimedia-Projekt "Wiener Wildnis", das mit außergewöhnlichen Blickwinkeln die städtische Fauna und Flora inszeniert.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /