© Pomali
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Ökologie-Check bei Pomali

Die Beteiligten haben sich zum Ziel gesetzt, gemeinschaftlich möglichst nachhaltig zu leben.

Was vor zehn Jahren als Traum begann, wird jetzt gerade in bauliche Wirklichkeit gebracht – das niederösterreichische Cohousing-Projekt ‘Pomali’, am Rand des Dunkelsteiner Waldes zwischen Krems und St. Pölten.

Gemeinschaftlich wohnen im verdichteten Wohnbau

Pomali wird bei Fertigstellung der 2. Bauphase (spätestens Frühling 2015) 29 Wohneinheiten in Holzriegelbauweise im verdichteten Wohnbau umfassen. Schon jetzt wohnen 29 Erwachsene und 20 Kinder in Pomali. Die Wohneinheiten im Passivhausstandard sind komplett (mit Küche und Bad), aber kleiner als herkömmliche Wohnungen konzipiert, dafür teilen sich die BewohnerInnen die rund 600 m2 Gemeinschaftsräume mit Großküche, Büro, Kinderraum, Werkstatt, Lager und Wellnessbereich.

Ressourcen-Schonung durch gemeinsame Nutzung

Das Plus dabei: Die gemeinschaftliche Nutzung von Geräten und Material schont Ressourcen. Die BewohnerInnen wollen mehrmals die Woche gemeinsam kochen und essen. Das hat neben der Stärkung der Gemeinschaft auch einen ökologischen Vorteil: Einmal Nudeln kochen für zwanzig Hungrige ist ressourcenschonender als zwanzig Einzelportionen zuzubereiten. Mit dem verdichteten Wohnbau wird außerdem Platz für Grünraum geschaffen und der Zersiedelung auf dem Land Einhalt geboten. Das Warmwasser für die gesamte Anlage wird über eine thermische Solaranlage aufbereitet, alle Pomali-Haushalte beziehen Ökostrom.

Der große Wermutstropfen von Pomali: Die Häuser erreichen zwar die Maximalzahl der ökologischen Kriterien für die Wohnbauförderung, die gewünschte Bauökologie fiel trotzdem dem Rotstift zum Opfer. Aus finanziellen Gründen wurde nur mit konventionellen Materialien (Mineralwolle und Styropor) gedämmt, statt Lehmziegeln sind Gipskartonplatten verbaut. Und auch die Kunststofffenster passen so gar nicht in die Idealvorstellungen ökologischer Bauweise. Martin Kirchner, Mitbegründer von Pomali: ‘Wir mussten letztendlich entscheiden, ob wir ‚ökologisch sauber‘ bleiben, es uns aber nicht leisten können und das Projekt nicht realisieren. Oder ob wir bei einzelnen Punkten Abstriche machen, damit der Mietpreis leistbar bleibt. Jetzt ist die bauliche Hülle zwar nicht ökologisch optimal, aber sie bietet uns die Infrastruktur, um gemeinsam durch Teilen vieler Ressourcen einen nachhaltigeren Lebensstil zu leben – und das ist langfristig das Wichtigste bzw. der wirkliche Innovationsbedarf in unserer Gesellschaft!’

Grünfläche mit Permakultur-Vision

Derzeit beherrschen noch die Bagger das Bild im Außenraum von Pomali, denn der 2. Bauabschnitt mit zwölf Wohneinheiten wird erst fertiggestellt. Geht es nach den Gartenverantwortlichen, sollen hier in den nächsten Monaten bereits die ersten Schritte in Richtung Permakultur-Garten mit seltenen Obst- und Gemüsepflanzen gesetzt werden. Franco Baumeler, hauptberuflich Leiter des Schaugartens Arche Noah, und sein Nachbar Florian Mörzinger, der ebenfalls Gärtner ist, bereiten gerade hunderte, zum Teil bereits übersiedelte Pflanzen für den Außenraum vor, gemeinschaftlich werden derzeit auch die ersten 1000m2 Gemüsefläche geplant.

Gesundes und günstiges Essen

Auch beim Einkauf der Nahrungsmittel geht es um eine vernünftige Balance von Ökologie und Ökonomie. Derzeit wird das Bio-Gemüse noch aus St. Pölten angeliefert. Petra Kirchner, die dort selbst schon eine Art Food Coop unter dem Namen ‘Greißlerei 2.0’ auf die Beine gestellt hat, plant nun mit einem Team direkt in ‘Pomali’ den gemeinschaftlichen biologischen Großeinkauf bei Bauern und Bäuerinnen in der Region.

Alternative Mobilität auf dem Land

Durchschnittlich besitzt jeder Haushalt im Bezirk St. Pölten Land 1,53 PKW (38726 Haushalte, 58990 Autos; Zahlen per 31.12.2011). In der Cohousing-Siedlung Pomali haben nur 11 der 17 bereits bestehenden Wohneinheiten ein Auto, das ist ein Schnitt von 0,64 PKW pro Haushalt. Statt eigener Autos setzt Pomali auf einen Mobilitäts-Mix: Die BewohnerInnen verleihen einander die eigenen Autos in einem privaten Carsharing-System, ein kleines vereinseigenes Auto wurde für die gemeinsame Nutzung angeschafft. Weitere E-Bikes und ein Elektro-Autos sollen in den nächsten Wochen und Monaten folgen. Immerhin sind zur Bahnstation vier Kilometer und eine ordentliche Steigung zu bewältigen. Wenn das Carsharing in der Siedlung funktioniert, sollen es auch die umliegenden NachbarInnen nutzen können. ‘Wir wollen das, was wir für Pomali kreieren, auch für die Gemeinde öffnen und so etwas für die größere Gemeinschaft hier im Ort tun’, erklärt Bärbel Vitovec, die Ökologie-Verantwortliche des Projekts. Sie realisiert gerade gemeinsam mit dem Mobilitätsverantwortlichen der Gemeinde Oberwölbling die Einrichtung eines Gemeindebusses. Vergleichbar mit einem Anrufsammeltaxi soll dieser als Freiwilligen-Projekt realisiert werden und damit gemeindeweit die Umwelt und die Geldbörsen schonen.
Und wovon träumen die Pomalis noch? Zum Beispiel von Arbeitsplätzen in der Region, damit Wohnen und Arbeiten möglichst nahe sind. Von der weitgehenden Selbstversorgung mit Obst und Gemüse. ‘Und von einem Kompostklo’, schmunzelt Franco Baumeler, der Gärtner. Der nächste Reality Check wird zeigen, wie weit die ‘Pomalis’ gekommen sein werden.

Alle Infos über freie Wohnungen auf www.pomali.at

Pomali kennenlernen

Nächste Info-Abende:
Direkt im Wohnprojekt Pomali Oberwölbling:
Treffpunkt: Eingangsbereich von Cohousing Pomali, Landersdorf 108, 3124 Oberwölbling
15.4./21.5. jeweils ab 18.00 Uhr
Anmeldung bei Markus Vonach: bzw. 0660/5076329.
Info-Abende in Wien:
Treffpunkt Freiraum des "Dreiklang", Wasagasse 28, 1090 Wien
23.4./16.5./26.6. jeweils ab 17.30 Uhr
Anmeldung bei Lea Mirwald: bzw. 0680/2461914

GastautorIn: Hemma Rüggen für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /