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Expertenbefragung zeigt: Größte Herausforderung für die Baubranche sind „Bauschäden“

„Lebenszykluskosten“ und „Zertifizierung“ sind auch bei der Befragung 2014 nicht vorne gereiht

Wien - Baufehler und daraus resultierende Mängel und Schäden sind die größte Herausforderung für die Baubranche. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse der jährlichen Expertenbefragung. Somit bestätigen sich die Arbeitshypothesen der ‘Zukunft Bauen 2014’, dass

* die Wahrscheinlichkeit von Bauschäden mit den zunehmenden Anforderungen steigt, und
* damit das existenzgefährdende Potenzial für die Unternehmen der Baubranche zunimmt.

Daher überholt dieses Thema alle anderen zur Diskussion gestellten - quasi aus dem Stand -, denn die Liste der bisher 16 vorgegebenen ‘Fragen, vor denen die Baubranche steht’ wurde wegen des aktuellen Schwerpunktthemas erweitert: ‘Bauschäden vermeiden / minimieren’ wurde heuer erstmals abgefragt.



Für die Immobilienwirtschaft besonders interessant sind ‘Lebenszykluskosten’ und ‘Zertifizierung’. Dennoch bekommen beide Items seit 2011 gleichbleibend schwache Bewertungen.

‘Lebenszykluskosten’ werden zwar als ‘wichtig’ genannt, dennoch landen sie weiterhin nur im hinteren Mittelfeld - Rang 11 (von 19) mit Note 2,03; ‘Nachhaltige Gebäudezertifizierung’ erreicht gar nur Rang 15 mit Note 2,26. Hier liegen Anknüpfungspunkte für das Marketing brach, weil höhere Qualität argumentativ mit geringeren monatlichen Kosten zu verbinden ist bzw. durch den Zertifizierungsprozess zuverlässiger erreicht wird.

Neben ‘Bauschäden’ wurden auch ‘Klimaschonende Mobilität, z.B. Fahrradabstellplätze, Anbindung ÖV’ und ‘Optimierung der Raumnutzung mit IT-Unterstützung (MoreSpace o.ä.)’ erstmals abgefragt. Beiden neuen Fragen wird derzeit vergleichsweise wenig Bedeutung beigemessen:
‘Klimaschonende Mobilität’ kommt nur auf Rang 16 (Note 2,36). Das wird daran liegen, dass sich die Baubranche (noch) nicht dafür zuständig fühlt. Bauen, Wohnen und Mobilität werden bisher weitgehend getrennt betrachtetet, deren Zusammenwachsen dank autonomer lokaler Energiegewinnung und Elektromobilität wird wohl auch noch einige Zeit und Mühe erfordern.

‘Raumnutzung optimieren’ liegt sogar am letzten Platz (Note 3,06), trotz überzeugender positiver Erfahrungen, etwa im Rahmen des Projektes ‘Univercity 2015’ der TU Wien, (dokumentiert auf http://www.univercity2015.at/news/news_detail/article/7638/). Der durch den Umbau des Audimax erforderliche Ersatz wurde mit der Software ‘MoreSpace’ organisiert. Dabei konnten - vorsichtig geschätzt - ca. 250.000 Euro (Miete inkl. Logistik, Auf- und Abbau) eingespart werden.

Jene 16 Fragen hingegen, die seit 2011 gleichlautend gestellt werden, bekommen wieder Durchschnittsnoten zwischen 1,6 und 2,6: somit erscheinen alle weiterhin ziemlich wichtig. Für das eigene Unternehmen in den nächsten 5 Jahren am bedeutendsten - nach ‘Bauschäden vermeiden’ - sind ‘Vermeidung sommerlicher Überhitzung’, ‘Energieausweis’, ‘Nutzung erneuerbarer Energie’, ‘Umfassende Sanierung von Gebäuden’, ‘Primärenergiebedarf’ und ‘Innenraumluftqualität’ (etwa gleichauf mit Noten 1,64 bis 1,75 auf Rang 2 bis 7).

‘Heizwärmebedarf’, ‘CO2-Ausstoß’ und ‘EU-Gebäuderichtlinie (EPBD/GEEG)’ gehören zu dieser Spitzengruppe und liegen heuer knapp dahinter (Noten 1,90 / 1,94 / 1,95).


Obwohl die Zeitreihen einen sehr bewegten Eindruck machen, sind die Ergebnisse insgesamt weitestgehend konstant: Alle Antworten ergeben von Jahr zu Jahr fast gleiche Noten und Ränge. Das Auf und Ab bewegt sich größtenteils innerhalb der statistischen Schwankungsbreite; vereinzelte signifikante Bewegungen werden im Folgejahr durch eine Gegenbewegung wieder ausgeglichen.
Die einzige anhaltend signifikante Veränderung betrifft ‘Vorfertigung’: 2011 noch im Mittelfeld (Note 2,01), ist sie 2013 auf den vorletzten Platz abgerutscht (Note 2,21) und 2014 nochmals zurückgefallen (Note 2,37).

Ebenfalls seit 2011 unverändert ist die unterschiedliche Einschätzung verwandter Fragen: ‘Vermeidung sommerlicher Überhitzung’, ‘Energieausweis’ und ‘Innenraumluftqualität’ werden als deutlich wichtiger bewertet als ihre Pendants ‘Wärmespeicherfähigkeit’, ‘nachhaltige Gebäudezertifizierung’ und ‘Kontrollierte Wohnraumlüftung’.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /