© Eurosolar/ Herbert Eberhart in seinem Peugeot 106 electric, so wie in viele in Erinnerung haben
© Eurosolar/ Herbert Eberhart in seinem Peugeot 106 electric, so wie in viele in Erinnerung haben

Der Erneuerbare-Energie Webpionier Österreichs ist von uns gegangen

Ing. Herbert Eberhart ist nicht mehr unter uns

Ing. Herbert Eberhart, geb. am 27. 8. 1961 in Mistelbach an der Zaya, lebte und arbeitete in Bad Pirawarth im Weinviertel. Nicht nur in der Region war er für sein Engagement für Erneuerbare Energien und Elektromobilität bekannt.

Es ist sehr lange her seit sich unsere Wege zufällig das erste Mal geschnitten haben. Es war vor vielen Jahren, bei einer Veranstaltung in der Wirtschaftskammer bei der er es um die Energieversorgung Österreichs ging, vorwiegend um die Erdgasversorgung. Die Debatte um das Großwasserkraftwerk Hainburg kam dort zufällig ins Gespräch. Nachdem ich mich damals besonders für die Realisierung eines Nationalparks Donauauen und gegen Großwasserkraft unterhalb Wiens engagierte, war ich erstaunt, als Herbert Eberhart sich zu Wort meldete und erklärte, wir müssten unsere Energie nicht aus Großprojekten beziehen, es gebe andere Wege. Er selbst habe z.B. ein Solarstommodul, das den Strom direkt in die Steckdose einspeisen würde, einen sogenannten Solarkraftzwerg. Es wäre die einfachste Variante, selbst Strom zu produzieren. Im Anschluss hatte ich die Gelegenheit, mit ihm zu plaudern und er erzählte, dass er sich seit einiger Zeit mit dem Thema erneuerbare Energie beschäftige und im EDV-Bereich tätig sei. Es war meine erste Begegnung mit einem Menschen, der bereits vor vielen Jahren mit dem Solarvirus infiziert war.

Später entdeckte ich, wie unendlich engagiert er bei diesem Thema war. Er war seit 1992 Mitglied bei EUROSOLAR- sehr lange auch Vorstandsmitglied. Er war vor Jahren der Erste in Österreich, der eine Homepage über Erneuerbare Energien ins Netz stellte, mit unzähligen Links und Infos, damals etwas vollends Exotisches. Auch seine guten Englischkenntnisse benützte er perfekt, um die Solarszene auch international, zu dieser Zeit noch vor allem via e-Mail, zu vernetzen. Lange Jahre war er außerdem im Vorstand von Eurosolar und brachte seine Fähigkeiten im EDV-Bereich mit vielen Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit in den Verein ein. Er schrieb hunderte e-Mails an die Politik, unzählige Leserbriefe, beantwortete die Anfragen vieler Interessierter und forderte vehementes Umdenken ein, ohne Wenn und Aber. Für sein Engagement wurde er 2005 mit dem Österreichischen SOLARPREIS ausgezeichnet, zu guter Recht.

Seine erste Homepage, die damals unter dem Namen "Erneuerbare Energie in Österreich - Photovoltaik, Solarenergie, Windenergie, Biomasse, Biogas, Wasserkraft Geothermie" im Web zu finden war, war eine umfassende Informationsplattform, von der aus man unendlich viele Informationen im Netz finden konnte. Ein so umfassendes Linkverzeichnis wie dieses gab es nicht einmal in Deutschland. Sein Thema war "Erneuerbare Energien", auch im Web, lange bevor es uns gab. Weitere Meilensteine, die er vorantrieb, waren die Solarbundesliga der österreichischen Kommunen und schließlich die Elektromobilität. Als meine Kinder noch in der Volksschule waren und wir ein Schaukochen mit einem Solarkocher veranstalteten, kam er mit seinem Elektroauto, einem Peugeot 106 electric, zu uns nach Orth und freute sich unendlich darüber, dass sogar ein Bankdirektor zu unserem Treffen bei der Schule kam, weil dieser unbedingt das Elektroauto sehen wollte. Das war zu dieser Zeit noch wirklich etwas Seltenes. Er konnte damals die Einstellung einiger Leute zu erneuerbaren Energien verändern. Vor allem der Pfarrer war schwer beeindruckt, als er erklärte, das Elektroauto würde mit "Sprit vom Himmel", direkt von einer Photovoltaikanlage, fahren. Dass er auch seinen Diesel-PKW umgerüstet hatte, zu einem mit Pflanzenöl betriebenen Fahrzeug, war ein weiterer Punkt, der die Menschen vor Ort beeindruckte. Das Pflanzenöl dafür stammte direkt aus der Region. Die Kinder waren vollends begeistert, als er mit ein paar von ihnen eine Runde mit dem Elektroauto drehte. Er war ein absoluter Pionier für erneuerbare Energien.

Als wir vor mehr als 10 Jahren Oekonews gründeten stellte uns Herbert Eberhart seine gut nachrecherchierten Links für unsere Linksammlung zur Verfügung. Die Links überprüfte er davor sogar noch. Wir fanden das einfach wunderbar. Er war zu dieser Zeit eine unserer guten Seelen im Hintergrund und damit ein Meilenstein beim Start von Oekonews.

Ein weiterer Teil seiner Arbeit, für die er viel Zeit investierte, war das allererste österreichische Elektrotankstellenverzeichnis, das bereits vor mehreren Jahren den Grundstock für entsprechende Mobilität mit Elektrofahrzeugen legte. Bis heute leisten die Adressen daraus eine gute Möglichkeit, Plätze zum Nachladen zu finden, mit einem auszudruckenden PDF-Dokument, leicht einzustecken für viele, die kein Smartphone haben. Er lebte die Elektromobilität weiter in der Praxis, als Fahrer eines Renault Twizy.

Nach einem Schlaganfall war er leider nicht mehr ganz der Alte, er zog sich zurück. Nun ist er für immer von uns gegangen.

Lieber Herbert Eberhart, du warst immer von der Wichtigkeit der Sonne für unseren Energiebedarf überzeugt und hast die Energiewende gelebt und weitergetragen. Möge diese Sonne für deine Seele scheinen!

Ein großes DANKE für deinen jahrzehntelangen Einsatz!

Das wertvollste Vermächtnis eines Menschen ist die Spur,
die sein Wirken in unserer Welt zurückgelassen hat.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /