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Nutzen statt besitzen: Megatrend „Sharing“ bringt Elektromobilität voran

Rapide wandelnde Bedürfnisse der Nutzer verändern die Mobilitätskultur

Deutsche Automobilhersteller brachten zur Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt endlich ernst zu nehmende Elektroautos auf den Markt. Elektromobilität wird sich jedoch nur dann als Zukunftstechnologie durchsetzen, wenn sie zu den sich rapide wandelnden Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher passt. Hier beobachten die ISOE-Mobilitätsexperten Jutta Deffner und Konrad Götz bemerkswerte Veränderungen. Gerade der neue Megatrend ‘Sharing’ zeige: Nutzen statt Besitzen ist die Haltung, die die E-Mobilität nach vorne bringen wird.

Elektromobilität gilt als Meilenstein für eine zukunftsfähige Mobilität – nahezu täglich machen neue Zahlen und Schätzungen zum Absatz von E-Fahrzeugen in Deutschland die Runde. Dabei sind die bloßen Absatzzahlen nicht unwichtig. Entscheidend aber sei, wie Akzeptanz und Attraktivität von E-Mobilität erhöht werden könne, sagen die ISOE-Forscher Jutta Deffner und Konrad Götz. Im ISOE-Forschungsschwerpunkt ‘Mobilität und Urbane Räume’ haben die Mobilitätsexperten dazu inzwischen aussagekräftige Ergebnisse gewonnen.

Demnach ist E-Mobilität dort attraktiv, wo sie in flexible Nutzungskonzepte eingebunden wird, wie etwa beim Carsharing mit One-Way-Option. ‘Mehrere Anbieter sind bereits auf dem Markt, zum Beispiel Daimler mit car2go. Citroen ist mit Multicity nachgezogen, andere werden mit Free Floating folgen’, sagt Konrad Götz. Beim Free Floating stehen die Mietautos nicht mehr auf einem festen Platz, sondern sind überall in den Städten per Smartphone nutzbar. ‘Jeder kann sich hier so viel Elektromobilität holen, wie er oder sie gerade zur Fortbewegung braucht. Das empfinden die Leute als zeitgemäß’, sagt Mobilitätsforscher Götz.

Die Idee vom eigenen Auto erodiert

Dementsprechend entwickle sich derzeit eine regelrecht neue Mobilitätskultur. ‘Viele AutofahrerInnen wollen keine riesigen Investitionen mehr für einen eigenen Wagen aufbringen, der mehr Zeit rumsteht als er fährt’, erklärt Jutta Deffner. Vielmehr wollten sie nur dann auf ein Auto zugreifen, wenn sie es brauchen. Und sie möchten es dann mit anderen Möglichkeiten wie Fahrrad oder ÖPNV kombinieren. ‘Die bewusste Entscheidung für Nutzen statt Besitzen ist dabei Ausdruck eines neuen Megatrends’, sagt Deffner. ‘Sharing’ zeichne sich auch in anderen Bereichen ab, wie etwa beim internationalen Wohnungstausch. Dass inzwischen aber sogar Privatwagen – von der Luxuslimousine bis zum Kleintransporter – über Internetplattformen geteilt werden, werten Jutta Deffner und Konrad Götz als Hinweis darauf, dass die Idee vom eigenen Auto erodiert.

‘Deshalb boomt Carsharing wie kein anderes automobiles Gewerbe’, folgert Götz. Wenn im Carsharing dann noch die geräuscharmen E-Autos mit zertifizierter Null-Emission eingesetzt werden, käme das dem Bedürfnis vieler Menschen nach umweltschonendem Alltagsverhalten entgegen. ‘Fahren mit Null-Emission und hohem Coolness-Faktor in Verbindung mit smarten Möglichkeiten zur Anmietung, Nutzung, zum Aufladen und Parken – das ist Nachhaltigkeit ohne Spaßbremse und damit alltagstauglich’, resümiert der Lebensstilforscher.

GastautorIn: Dr. Nicola Schuldt-Baumgart für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /