© SRE
© SRE

GLOBAL 2000 warnt: Radioaktives Wasser in Fukushima nur die Spitze des Eisbergs

Viel größeres Problem liegt im Keller der Wracks - geschmolzene Brennstoff-Klumpen

Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 warnt vor noch viel größeren Gefahren als dem permanenten Austritt von hochradioaktivem Wasser aus den Reaktor-Ruinen von Fukushima Daiichi: Die immer noch notdürftig gekühlten Brennstoff-Klumpen, die sich in den Betonboden der Reaktoren 1 bis 3 gebrannt haben und deren genaue Position und Zustand auch zweieinhalb Jahre nach Beginn der Katastrophe völlig unklar ist, sind eine ungelöste tickende Zeitbombe.

In den letzten Tagen hat sich die weltweite Aufmerksamkeit auf das Versagen der Betreiberfirma TEPCO konzentriert, hochradioaktive Wassermassen im zerstörten Atomkomplex unter Kontrolle zu halten. Täglich fließen nach Schätzungen des Wirtschaftsministeriums 360.000 Liter Grundwasser ins Meer, die zuvor in den wie ein Schweizerkäse zerlöcherten Kellern und Kabelschächten der Reaktoren in Kontakt mit hochradioaktiven Materialien gekommen sind. 15.000 Liter werden pro Stunde in die Reaktoren gepumpt, um die geschmolzenen Reaktorkerne und die vollen Abklingbecken zu kühlen. "Das japanische Wirtschaftsministerium versucht offenkundig, die Kontrolle über die Finanzierung einer gigantischen Kühlanlage rund um die Gebäude zu erlangen, die den Boden einfrieren und damit den Durchfluss des radioaktiven Wassers stoppen soll", kommentiert Reinhard Uhrig, Atomexperte und politischer Geschäftsführer von GLOBAL 2000. "Wir haben bereits 2011 vor dem Eindringen von Grundwasser gewarnt und auf die Erfahrung aus der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl verwie-sen, wo in bewährter sowjetischer Ingenieursleistung das Gebiet rund um das Atom-Wrack mit Stahl-wänden bis zum Grundgestein zumindest provisorisch abgedichtet wurde - Japan versucht sich jetzt als Hochtechnologienation zu positionieren, die mit einem gigantischen, störanfälligen Kühlschrank dieses Problem erst verspätet angehen will."

Corium - geschmolzene Brennelemente im Keller

Die insgesamt 360 Millionen Liter radioaktives Wasser, die in verschiedenen Tanks und Kellern der Atomruine schwappen, sind ein gigantisches Problem - die 210.000 Kilogramm geschmolzener Brennelemente mit hochradioaktiven und extrem krebserregenden Spaltprodukt Plutonium mit einer Halbwertszeit von 24.000 Jahren sind aber ein unvergleichbar höheres Risiko: Noch nie wurden ge-schmolzene Brennelemente, das so genannte Corium, aus einer so hochradioaktiven Umgebung ent-fernt. Erfahrungen aus Tschernobyl mit dem tausende Kilo schweren Klumpen in Form eines "Elefan-tenfuß" zeigen, dass Menschen in der Nähe innerhalb von Minuten eine tödliche Strahlendosis erhalten würden. "Dass diese enorme Herausforderung nicht der Versager-Firma TEPCO alleine überlassen bleiben kann, ist offensichtlich: TEPCO scheitert bereits im Kampf gegen Stromunterbrechungen durch Ratten und andere kleinere Probleme", sagt Uhrig. Die Anlage ist zwar seit 2011 von größeren Katastrophen wie Erdbeben und Taifunen verschont geblieben, aber erst am vergangenen Sonntag traf wieder ein Erdbeben der Stärke 5,8 die seismisch aktive Küste vor den Reaktor-Ruinen.

"Jetzt ist die internationale Gemeinschaft gefordert, den Experimenten von TEPCO und dem japanischen Wirtschaftsministerium ein Ende zu bereiten und Hilfsgelder sowie Knowhow in die Abwrackung von Fukushima zu stecken", fordert Uhrig. "Anstatt Milliarden in fragwürdige EU-Beihilfen für Atom-Neubauten zu stecken, muss die Staatengemeinschaft auf ein internationales Mandat für Fukushima drängen - Österreichs Vertretung bei der Internationalen Atomenergieagentur IAEA muss hier eine Allianz mit anderen Anti-Nuklearen Staaten erreichen."



Verwandte Artikel:


_____
Weitere Infos: Global2000

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /