© oekonews/Rudi Hämmerle- Fisker Karma bei evolution:m
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Elektromobilität: Mehr als nur ein Autowechsel

Der „Zukunftskongress Mobilität“ evolution:m stellte am Dienstag im Bregenzer Kongresshaus Elektromobilität in den Mittelpunkt- Es geht langsam aber stetig weiter

© oekonews/Rudi Hämmerle-Neues aus dem Bereich Elektroauto in Bregenz
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© oekonews/Rudi Hämmerle- evolution:m in Bregenz
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© oekonews/Rudi Hämmerle- Dipl.-Ing. Rolf Lübke,  Vorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Bahn FuhrparkService GmbH., beantwortet Fragen der Oekonews-Chefredakteurin
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© Oekonews/Rudi Hämmerle - Volvo electric und e-mobile Polizei
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© oekonews/Rudi Hämmerle- Rege Diskussionen in den Pausen
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© oekonews/Rudi Hämmerle- Beim Kongress
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© oekonews/Rudi Hämmerle- Vielfalt an Elektrofahrzeugen
© oekonews/Rudi Hämmerle- Vielfalt an Elektrofahrzeugen
© oekonews/Rudi Hämmerle- Alles elektrisch
© oekonews/Rudi Hämmerle- Alles elektrisch

Bregenz- Elektromobilität muss in Zukunft Teil des Verkehrsangebots sein. Vernetzte Mobilität, ein Wechsel verschiedener Mobilitätsformen, wie Radfahren, das Benutzen von Öffis und das Benutzen von Elektroautos sind eine Chance für einen Wandel der Mobilität. Beim Kongress evolution:m, der unter dem Motto: ‘Es gilt Begehrlichkeiten zu wecken’ stand, diskutierten Experten auch darüber, ob Elektromobilität den erwarteten Systemwechsel bringt.

Wollen wir unser Mobilitätsverhalten ändern, wie muss das Angebot aussehen? Woher kommt die Energie dafür? Renommierte Experten gingen bei der Premiere von evolution:m in Bregenz vor rund 170 Teilnehmern aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und aus Liechtenstein diesen Fragen nach.


‘Ökologie, Energie und Nachhaltigkeit sind Themen, die uns alle betreffen’, betonen die Schirmherren, der Vorarlberger Landesstatthalter Mag. Karlheinz Rüdisser und Vorstandsmitglied Direktor Dr. Christof Germann von illwerke vkw. RÜdisser sieht die zentrale Frage darin, woher die Energie kommt. ‘Weg von den fossilen Brennstoffen’ muss es heißen, alle – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – sind gemeinsam gefordert, aus Rücksicht auf die Umwelt alternative Mobilitätsformen zu fördern und zu unterstützen bzw. auf diese umzusteigen. Elektromobilität wird dabei einen immer größeren Stellenwert haben. Vorarlberg zählt mit seinem Pilotprojekt VLOTTE des Energiedienstleisters illwerke vkw Vorarlberg bereits heute zu den Vorreitern bei Europas Modellregionen für Elektromobilität. Energieeffizient und emissionsfreundlich muss Mobilität sein, ist Dr. Germann überzeugt. Der Energiebedarf dafür ist nicht so hoch, wie manche vielleicht annehmen: ‘Wären zehn Prozent der Fahrzeuge in Vorarlberg elektrisch angetrieben, würde der Stromverbrauch nur um zwei Prozent steigen,’ so Germann.

Mobilität ist im Wandel - Elektromobilität kommt, wenn auch langsam. ‘Die Automobilhersteller befinden sich in einem technologischen Paradigmenwechsel. Noch nie haben sich die Strategien in so kurzer Zeit geändert. Dies erfordert enorme Innovationsanstrengungen, denen nicht jeder Akteur gewachsen ist’, meint Stefan Bratzel, einer der führenden Mobilitätsexperten im deutschsprachigen Raum und Keynote-Sprecher bei der Konferenz. Dennoch: Reine Elektrofahrzeuge werden in den nächsten zehn Jahren nur eine untergeordnete Rolle spielen. Aber Hybridantriebe, vor allem Plug-in Hybride, werden als Übergangstechnologie an Bedeutung gewinnen. Der Wandel der Gesellschaft zeigt sich besonders im Vergleich zwischen der älteren und jüngeren Generation - Das Auto ist bei der Jugend nicht mehr Statussymbol, sondern nur noch Funktionsgut. Bei den 18- bis 25-Jährigen ist das eigene Auto in starker Konkurrenz zur eigenen Wohnung. Sie würden lieber einen Monat auf das Auto anstatt auf Handy und Internet verzichten.

Der Wandel wird kommen

Nicht Technik, sondern vor allem die ‘historische Chance’ eines Wandels hin zu alternativen Antrieben – und somit auch der Weg für ein verändertes Nutzerverhalten stand im Mittelpunkt. Privat-Pkw, öffentlicher Personennahverkehr, Carsharing, Elektro-Autos, E-Bikes, Räder werden gemischt. Das heißt neue Lösungen und eine intelligente Vernetzung der Systeme sind notwendig. ‘Wer eine postfossile Gesellschaft einrichten will, muss auch schauen, wollen die Menschen überhaupt so leben? Alternative Mobilitätskonzepte müssen Teil einer gesamten Systemlösung sein, damit diese funktionieren. Dazu müssen wir aber auch viele unterschiedliche Optionen entwickeln und anbieten, welche die Bedürfnisse der Menschen treffen’, meint Alexander Mankowsky, Zukunftsforscher und Trendstratege der Daimler AG.

Ein Mix der Mobilitätsformen

‘Das Auto ist nicht das einzige Mittel für Mobilität’, ist Frank Rinderknecht, Gründer und CEO der Rinspeed AG, bekannt für seine spektakulären Autovisionen, überzeugt. Das Projekt microMAX soll den Kurzstreckenverkehr durch moderne Mitfahrzentralen revolutionieren und im Individualverkehr private und öffentliche Nutzung zusammenführen.
Rinderknecht meint weiter: ‘Auf der rationellen Ebene kann man nicht gewinnen, ein Umdenken lässt sich weder durch Zwang oder Gesetze herbeiführen. Beim Thema Elektromobilität bleiben im Kopf der Menschen die Themen Reichweite und Lademöglichkeit, auch wenn das Auto gerade komplett geladen ist und nur eine kurze Strecke gefahren wird. Autofahren, das sind zwei Drittel Emotion und nur ein Drittel Transportleistung. Die emotionale Aufladung von technischen Dingen ist wichtig, damit diese auf lange Sicht nicht verlieren.’


Gerhard Günther, in der Illwerke-Vkw-Gruppe für die Vlotte, das Vorarlberger E-Mobilitätprojekt, zuständig, ist von seinem Projekt überzeugt. Er meint, es sei notwendig, ‘über die derzeitigen E-Autos, die vor allem von Firmen gefahren werden, in die Breite zu kommen. Auch die Preise werden nach und nach günstiger, damit werde sich so mancher Private den Umstieg ebenfalls überlegen.’

„Stehzeug“ Auto

Für Gernot Spiegelberg, Leiter Elektromobilität bei Siemens. sind Fahrzeuge statistisch gesehen eigentlich ‘Stehzeuge’. ‘Rund 90 Prozent ihrer Lebenszeit parken Autos ungenutzt zu Hause oder am Arbeitsplatz und werden höchstens ein bis zwei Stunden am Tag genutzt. Da die meisten Fahrten viel kürzer als die mögliche Reichweite von Elektromobilen sind, könnten so -zig Millionen Kilowattstunden Strom nach Bedarf gespeichert und ins Netz zurückgespeist werden’, meint er.

E-Carsharing als "Einstiegsdroge"

Dipl.-Ing. Rolf Lübke, Vorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Bahn FuhrparkService GmbH., setzt ebenfalls auf das Elektroauto und will den Bereich Elektromobilität bei der DB noch stärker ausbauen. Dies versucht man in den unterschiedlichsten Bereichen. Nicht nur im Bereich Carsharing, wo der e-flinkster in der Zwischenzeit verstärkt von den Kunden nachgefragt wird. Das e-mobile Carsharing sieht er als eine ideale Umstiegshilfe. Er berichtet von den Vorurteilen so manche Montagearbeiter, die am Anfang sehr skeptische waren, weil sie ihre Fahrten etwas umstellen und auf die Reichweite des E-Autos einstellen mussten. Aber der Einsatz in der Praxis hat sie überzeugt: "In dem Moment, in dem man die Leute in das Elektroauto gesetzt hat, sind sie begeistert. Die bessere Beschleunigung und die Fahreigenschaften sind einfach überzeugend." sagt er. Rund 10 Prozent dieser Montagefahrzeuge legen pro Tag lediglich Entfernungen von bis zu 100 Kilometern zurück- hier kann man sehr einfach auf E-Fahrzeuge wechseln. So manches geht schneller als am Anfang gedacht; Bei e-flinkster war zu Beginn das Ziel, 10% der Autos durch Elektorfahrzeuge zu ersetzen, in der Zwischenzeit sind es bereits 15%. Das e-mobile Carsharing soll außerdem auf Österreich ausgeweitet werden, wo man mit Emil, dem in Salzburg gestarteten e-Carsharing, schon einen kompetenten Partner gefunden hat.

Gesamtbilanz als wichtiges Thema

Dr. Franz Xaver Söldner, ehem. stellv. Referatsleiter ‘Sauberer städtischer und intelligenter Verkehr’, der EU-Kommission in der Generaldirektion Mobilität und Verkehr meint, in nächster Zeit werden alle alternativen Mobilitätsformen gebraucht werden. Alle Energieträger werden nach seiner Meinung dabei eine Rolle spielen. Es gehe im gesamten um die nachhaltige Benutzung. Nicht gegeneinander- sondern ein miteinander werde es sein. Das Wichtigste sei weniger Energieverbrauch. Erdgasfahrzeuge, Verwendung alternative Kraftstoffe und mehr. Es sei notwendig, die Gesamtbilanz zu sehen. Wheel to wheel, von der Erzeugung bis zum gefahrenen Kilometer. Es nütze nicht, nur die Mikrobilanz zu betrachten. Die Gesamtbilanz der Stromerzeugung sei nicht nur lokal, sondern auf den ganzen europäischen Binnenmarkt bezogen zu sehen. Wenn Elektrofahrzeuge im – mit Strom aus polnischen Kohlekraftwerken gefahren werden, so sei die Gesamtbilanz um nichts besser als ein Dieselfahrzeug. Daher sei es notwendig, die C02 Intensität des gesamten Stromnetzes zu verändern. Die europäischen Stromversorger haben sich schon festgelegt, sie wollen bis 2050 komplett C02 neutral sein.

Die Praxis zeigt: Es funktioniert

Am Ende der Konferenz haben wir noch einige Gäste gefragt, was sie zu den Themen meinen.
Fazit: Es gab zwar Statements von der Industrie und von den Experten, was ihnen fehlte, war Elektromobilität im Alltag.

Ein Elektroautofahrer erzählt: "Es funktioniert weit besser, als ich selbst erwartet hätte. Die Reichweite ist keine große Frage für mich, die fehlende Infrastruktur ist eher das Problem, zwar nicht in Vorarlberg, aber wenn ich Freunde in der Bodenseeregion besuche. Die deutsche Infrastruktur sieht beispielsweise anders aus und ohne entsprechende zusätzliche Karte kann ich dort nicht nachladen! Es wäre sehr sinnvoll, wenn die Nutzer in Zukunft viel stärker eingebunden wären. "

Weitere Meinungen:

" Innovative Nutzer könnten der Industrie bereits jetzt genügend Rückmeldungen geben. Ideal wäre z.B. ein Plug-In-Hybrid mit kleinerem Akku und einem kompakten Range Extender als fossiles Backup. Das muss absolut kein Vierzylinder sein. Soetwas gibt es leider nicht zu kaufen!"

"Schade, wenn ein E-Fahrzeug, wie das heute vor der Türe vorgestellte, nur die eigene Wallbox mit entsprechendem Anschluss zum Laden verwenden kann. Der Anbieter sollte nie den Fehler machen, da eigene Weg zu gehen. Was wenn es diese Wallbox woanders nicht findet?"

"Es geht einfach schon weit mehr, als die Industrie sich traut. Kann nur eines empfehlen: In der Praxis erleben. Selber elektrisch fahren."

GastautorIn: Rudi Hämmerle und Doris Holler-Bruckner für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /