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Outlook „Life Style 2030“: Wie wirkt sich Lebensstil auf den Stromverbrauch aus?

Thomas Bogner stellte vor kurzem die Ergebnisse einer Studie dazu vor- mit Ergebnissen, die teilweise überraschten

Beeinflusst der Lebensstil den Stromverbrauch? Welche Fakturen haben außerdem Einfluss auf den Verbrauch? Das waren die weseentlichen Frageb des Porjekts Outlook "Life Style 2030". Basis zur Erarbeitung der Lebensstil-Typologie war dafür eine repräsentative Befragung österreichischer Haushalte.

Befragt wurden jene Personen, die vornehmlich den Haushalt führen bzw. in größere finanzielle Entscheidungen eingebunden sind. Die Angaben und Einschätzungen der als ‘Haushaltsreferenzperson’ Befragten wurden auf die Charakteristik des spezifischen Haushalts umgelegt.

Themen des Fragebogens waren Werthaltungen, Lebensweisen, Konsum- und Stromnutzungsverhalten, Motivation für das Stromsparen, Abrufbarkeit der Informationen zum Stromsparen, Gerätebestand und -nutzung, Mediennutzung sowie Parteinähe. Aus den Aussagen zu Werthaltungen, Lebensweisen und Konsum- bzw. Stromnutzungsverhalten usw. wurden sieben Lebensstil-Typen identifiziert:

* ‘Die Uninteressierten’ – Anteil 11,3 %
* ‘Die Umweltbewussten’ – 16,0 %
* ‘Die Anspruchsvollen’ – 11,3 %
* ‘Die Geruhsamen’ – 6,3 %
* ‘Die Traditionellen’ – 28,4 %
* ‘Die Etablierten’ – 16,2 %
* ‘Die Alternativen’ – 10,5 %

Auch Parameter wie Einkommen, Alter, Geschlecht, Ausbildung spielten bei der Einstufung mit. Die Cluster zeigen ein trennscharfes und gut interpretierbares Profil. Der Stromverbrauch jedes Haushaltes wurde auf Basis der Angaben zu Gerätebestand und -nutzung hochgerechnet, die auf diesem Weg ermittelten Werte (Durchschnitts- und Median-Wert pro Haushalt) zeigten eine gute Übereinstimmung mit einer Erhebung des Strom- und Gastagebuchs der Statistik Austria, das 2009 publiziert wurde.


Erstaunlicherweise unterscheiden sich die durchschnittlichen Stromverbräuche der einzelnen Typen nicht signifikant, weder gesamt auf Haushaltsebene noch beim spezifischen Verbrauch pro Person. Der Einfluss der Parameter Wohnfläche, Haushaltsgröße, Nettoeinkommen etc. konnte klar aufgezeigt werden. Damit scheint klar: eine signifikante Auswirkung des Lebensstils auf den Stromverbrauch ist nicht signifikant gegeben.


Auffallend ist jedoch, dass die vergleichsweise Jüngeren – die ‘Uninteressierten’ sowie die ‘Anspruchsvollen’ – tendenziell eher einen höheren Stromverbrauch aufweisen. Eine wesentliche Rolle scheint hier eine stärkere Konsumneigung zu übernehmen, insbesondere die ‘Anspruchsvollen’ zeigen auch starke Technikaffinität.


Die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Ausdifferenzierung der Lebensweisen und dem Konsumverhalten sowie der geringen Unterschiede beim Haushaltsstromverbrauch liegt offensichtlich darin, dass die Entscheidungsstrukturen und das Verhalten im Bereich der Stromnutzung nicht von einer einzelnen Person, auch wenn diese als Haushaltsreferenzperson identifiziert werden kann, auf den gesamten Haushalt bzw. die weiteren im Haushalt lebenden Personen umgelegt werden kann.

Schlussfolgerung daraus ist, dass aus der Analyse der Einstellungen und Handlungen einer Person im Haushalt keine gemeinsame Klammer für Entscheidungsstrukturen und Stromnutzung des gesamten Haushalts getroffen werden kann. Die Ausarbeitung der ‘Lifestyle-Enduse’-Cluster bietet dennoch ein gutes Instrument für die Gestaltung von Maßnahmen und Programmen, die Haushalte insofern besser ansprechen können, als auf die Interessen und Prioritäten eines Haushaltsmitgliedes direkter Bezug genommen werden kann.


Ausgehend von der weiteren Frage, welche Einflussfaktoren im Zeithorizont 2020 den Stromverbrauch im Haushaltssektor maßgeblich beeinflussen könnten, wurde im Rahmen einer Expertenbefragung erhoben, welche Erwartungen an die Stromverbrauchsentwicklung, aber auch an die Trends zu Strompreis, Ausbau von Smart Metering und Komfortorientierung sowie deren Einfluss auf das Kauf- und Nutzungsverhalten von Haushalten bestehen.

Aus Sicht der Experten1 ist bis 2020 mit einer weiteren Zunahme des sektoralen Stromverbrauchs zu rechnen. Im Hinblick auf die Strompreisentwicklung sowie die Dynamik des Smart-Metering-Rollouts werden kaum verbrauchsdämpfende bzw. -limitierende Auswirkungen erwartet.

Die moderat fortschreitende Komfortorientierung wird als leichter Wachstumstreiber für den Stromverbrauch gesehen, da sich diese vor allem in höherer Geräteausstattung manifestiert.

Nach einem Anwachsen des Stromverbrauchs im Haushaltssektor über mehrere Dekaden ist in den letzten Jahren eine Stagnation eingetreten. In der Modellierung des Strom-verbrauchs bis zum Jahr 2030 wurden zwei Szenarien definiert: Neben dem Referenzszenario ‘Business as usual’ (BAU) wurde das Szenario ‘On the track 2020’ gemäß 2020-Ziel der EU als angestrebter Zielpfad spezifiziert. Letzteres beinhaltet jene Veränderungen zum Referenzszenario, die durch Maßnahmen auf EU- bzw. nationaler Ebene sehr wahrscheinlich beeinflusst werden könnten. Die Intention für die Anwendung dieses Szenarios war, den gegebenen Handlungsspielraum für Stromverbrauchsreduktionen zu quantifizieren. Im BAU-Szenario kann mit einem leicht reduzierten (-3 %) Sektorverbrauch gegenüber 2011 gerechnet werden. Die Ausschöpfung realistischer Potentiale durch effektive Maßnahmen und Programme unter Berücksichtigung der Marktdynamiken bzw. -trägheiten als Umsetzung des ‘-20%’-Pfades führt allenfalls zu einer Verbrauchsreduktion um weitere 9 %. Dieses Resultat zeigt, dass eine Reduktion des Sektorverbrauchs um 20 % bis zum Jahr 2020 mit den aus jetziger Sicht verfügbaren bzw. erwartbaren Instrumenten und Regulatorien sehr unwahrscheinlich ist.

Ein zentraler Aspekt für die Gestaltung von effektiven Maßnahmen und Programmen liegt darin, Konsumenten nicht einfach als rationale Entscheider zu sehen, sondern zu berücksichtigen, dass viele Kaufentscheidungen emotional bzw. aus Alltagsroutinen heraus getroffen werden. Damit ist klar, dass Maßnahmen, die primär auf ein ökonomisches bzw. rationales Kalkül von Konsumenten abzielen, nur eingeschränkt Wirkung zeigen werden.

Die wesentlichen Empfehlungen aus der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

* Im Hinblick auf Information und Sensibilisierung sind klassische Kampagnen nur mit Vorbehalt empfehlenswert. Informationsaktivitäten, die einen Fokus auf junge Konsumenten (Kinder und Jugendliche) legen, sollten jedoch verstärkt berücksichtigt werden.

* Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Kaufverhalten junger Konsumenten sollten Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen im Pflichtschulalter oder sogar schon früher in Kindergarten bzw. Vorschulalter ansetzen.

* Ergänzend sollte in der Berufsausbildung in jenen Wirtschaftszweigen, in denen Multiplikatorfunktionen eingenommen werden – wie z.B. im Elektrohandel, Elektro- bzw. Gas-/Wasserinstallation, etc. – energiebezogene Inhalte stärker integriert werden.

* Ökonomische Instrumente sollten komplementär eingesetzt werden, wobei deren jeweilige Wirkungsweise bzw. Lenkungseffekt vorab im Detail geprüft werden sollte.

* Die auf EU-Ebene wirksamen Instrumente Labelling und Mindeststandards sollten unbedingt forciert werden, da durch die Umsetzung bislang belegt werden konnte, dass diese Maßnahmen ein überragend gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen. Österreich sollte dabei seinen Einfluss durch die Einbindung in die Gestaltung zukünftiger Kriterien und durch Einbringung von technischer Expertise geltend machen.

Allen Maßnahmen gemeinsam ist jedoch, dass quantifizierte Ziele definiert werden müssen, die in bzw. nach der Umsetzung evaluiert werden. Dieser Schritt gewährleistet, dass zukünftige Instrumente und Programme auf Basis der Erfahrungen mit vorhergehenden gestaltet werden können.


Das Projekt wurde aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms ‘NEUE ENERGIEN 2020’ durchgeführt.
Mariahilfer Straße 136, 1150 Wien


Link zum Endbericht: http://www.energyagency.at/fileadmin/dam/pdf/publikationen/berichteBroschueren/LifeStyle2030_Endbericht.pdf


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /