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Weltwassertag: EuropäerInnen verbrauchen 4.750 Liter Wasser pro Tag

Verbrauch von „virtuellem“ Wasser weit unterschätzt - lebenswichtige Ressource Wasser fließt „unbemerkt“ in weltweite Konsumgüterproduktion

Der Weltwassertag wurde 1993 eingeführt und findet jährlich am 22. März statt. Mit diesem Tag wird an die Bedeutung der weltweit wichtigsten Ressource Wasser erinnert: an die Bedeutung von Trinkwasser, aber auch z.B. in Seen und Flüssen. Denn diese erfüllen vielfältige Funktionen für den Menschen, die über die Energiebereitstellung hinausgehen - wie die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Flusslebensräume sind z.B. die artenreichsten der Erde.

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 weist auf den zunehmenden Verbrauch der lebenswichtigen Ressource Wasser hin. ‘Der direkte Wasserverbrauch – etwa durch Trinken, Kochen oder Waschen – macht nur einen Bruchteil des europäischen Wasserverbrauchs aus. Der Großteil entsteht durch den Konsum von Gütern, die in ihrer Produktion sehr wasserintensiv sind. Mit dem zunehmenden weltweiten Handel mit Materialien und Produkten steigt der Verbrauch von ‘virtuellem’ Wassers stetig an’, warnt Lisa Kernegger, Ökologin bei GLOBAL 2000. Durchschnittliche EuropäerInnen verbrauchen demnach 4.750 Liter Wasser pro Tag.

Virtuelles Wasser beschreibt, welche Menge Wasser in einem Produkt oder einer Dienstleistung enthalten ist oder zur Herstellung verwendet wird. Im Gegensatz zu direkt verbrauchtem Wasser wird der Anteil des "virtuellen Wassers" oft unterschätzt. ‘Zum Beispiel fällt bei der Erzeugung von Rindfleisch nicht nur der Verbrauch von Trinkwasser für die Tiere an, sondern auch die Bewässerung von den Feldern und Wiesen, welche das Futter liefern. Weiters wird auch das sogenannte Nutzwasser eingerechnet. Für die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch braucht man im globalen Durchschnitt also rund 15.000 Liter Wasser. Oder ein anderes Beispiel: Für die Produktion eines einzigen Baumwoll T-Shirts werden im Durchschnitt 2700 Liter Wasser benötigt ’, berichtet Kernegger.

Die beträchtlichen Mengen an Gütern, die in Europa konsumiert werden, werden häufig in anderen Weltregionen angebaut oder produziert. ‘Mit dem Import von wasserintensiven Produkten konsumieren wir hier in Europa gleichsam Wasser aus anderen Regionen der Welt”, erkärt Kernegger. ’Paradoxerweise wird oft in Ländern mit geringen Süßwasserreserven ein großer Teil des Wassers für die Produktion von Exportgütern für wasserreiche Länder verwendet. Dadurch ist oft die knappe regionale Wasserversorgungssituationen enorm verschärft”, sagt die Ökologin. ‘Unser Konsum übt demnach indirekt Druck auf die Wasserressourcen anderer Länder aus.’ Daher ein dringender Aufruf der Umweltschützer zum Wasser sparen: ‘Wasser sparen kann man also nicht nur, indem man das Wasser beim Zähne putzen nicht rinnen lässt, sondern auch indem man nur das konsumiert, was man wirklich benötigt’, rät Kernegger.

Reines Trinkwasser - keine Selbstverständlichkeit

Die UNICEF erinnert daran, dass hinter den Statistiken die Gesichter und Schicksale von Kindern verborgen sind. Weltweit sterben jeden Tag etwa 2.000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen. Rund 1.800 dieser Todesfälle sind direkt mit verschmutzen Trinkwasser und unhygienischen oder fehlenden Sanitäranlagen verbunden.

"Manchmal konzentrieren wir uns so sehr auf die hohen Zahlen, dass wir die menschlichen Tragödien übersehen, die jeder Statistik zugrunde liegen", sagt Sanjay Wijesekera, Leiter der weltweiten UNICEF-Wasserprogramme.

"Wenn jeden Tag 90 Schulbusse mit Kindergartenkindern Unfälle ohne Überlebende hätten würde die Welt Notiz davon nehmen. Doch dies ist genau das, was täglich wegen verschmutzen Trinkwasser und unhygienischen oder fehlenden Sanitäranlagen geschieht."

Die Zahl der Kleinkinder, die an Durchfallerkrankungen sterben konnte während des letzten Jahrzehnts deutlich verringert werden: von 1,2 Millionen im Jahr 2000 auf etwa 760.000 im Jahr 2011. Für UNICEF ist das noch immer zu viel. "Die Zahlen können betäubend sein aber sie repräsentieren reale Leben von realen Kindern", sagt Wijesekera. "Jedes Kind ist wichtig. Jedes Kind hat das Recht auf Gesundheit, das Recht auf Überleben, das Recht auf eine Zukunft."

Bisherige Erfolge zeigen, dass es möglich ist, jedem Kind Zugang zu sauberem Trinkwasser zu verschaffen: mit politischem Willen, ausreichenden Investitionen, gerechter Verteilung und mit Fokus auf schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen.

WWF zum Weltwassertag: Die Sieben Sünden des Staudammbaus

Weltweit verstoßen zahlreiche Staudammprojekte gegen grundlegende Nachhaltigkeitskriterien und bedrohen die Existenz hunderttausender Menschen. Das kritisiert der WWF anlässlich des Weltwassertages Zahlreichen im Bau befindlichen oder geplanten Anlagen stellt die Naturschutzorganisation in der Analyse ‘The Seven Sins of Dam Building" ein verheerendes Zeugnis aus. Auf der Liste finden sich neben ‘berühmt-berüchtigten" wie dem Belo Monte-Projekt in Brasilien, auch europäische Beispiele, etwa in Österreich oder der Türkei. An zwei Projekten, die in der WWF-Studie als besonders ökologisch und sozial unverträglich gebrandmarkt werden, ist die österreichische Andritz AG beteiligt. Ein weiteres Beispielprojekt ist der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal durch die Tiroler Wasserkraft AG.

Der WWF hat aus hunderten ihm bekannten Wasserkraftwerkprojekten weltweit neun Beispiele ausgewählt, um die gravierendesten "Sünden" des Staudammbaus aufzuzeigen. Diese neun Projekte sind Beispiele dafür, wie Staudammprojekte heute nicht mehr geplant und umgesetzt werden dürfen, weil hier gleich mehrere, gravierende Sünden begangen werden. Dabei ist nicht unbedingt die Größe eines Staudamms entscheidend. Zwar finden sich zahlreiche Mega-Projekte auf der Liste des WWF, doch auch die Gesamtauswirkungen von zahlreichen kleinen Wasserkraftprojekten, sind in ihren negativen Auswirkungen nicht zu unterschätzen. Die ausgewählten Projekte sind: Coosa (USA), Belo Monte (Brasilien), Kaunertal (Österreich), ein Kleinkraftwerk in Rumänien, Kraftwerke in Moraca (Montenegro), Cide (Türkei), Boguchanskaya (Russland), Xayaburi (Laos) und Gibe III (Äthiopien).

Um ein Mindestmaß an sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit zu garantieren sollten Stauanlagen von der ‘Weltkommission für Staudämme" oder gemäß den Kriterien des ‘Protokolls für nachhaltige Wasserkraft" überprüft und gegebenenfalls angepasst oder gestoppt werden. Das geschieht jedoch viel zu selten.

Wasser und Zusammenarbeit

Die UNO hat heuer das Jahr 2013 zum ‘Internationalen Jahr der Wasserkooperation’ erklärt. Auch der Internationale Weltwassertag, der heuer sein 20-Jahr-Jubiläum feiert, steht unter dem Motto. Ganz besonders will man das Bewusstsein für die Notwendigkeit gemeinsamen Vorgehens schärfen und darauf hinweisen, dass Kooperation bei Nutzung und Erhalt der Wasserressourcen oft am Beginn von Zusammenarbeit in anderen Bereichen steht. Auch die österreichischen Wasserversorger nehmen diesen Tag uum Anlass, mit einer Reihe von Aktivitäten die Bedeutung des Trinkwassers zu unterstreichen.

‘Der Weltwassertag bietet die perfekte Gelegenheit, sich die Bedeutung des Gutes Wasser in Erinnerung zu rufen. Für uns in Österreich ist es eine Selbstverständlichkeit, Trinkwasser in bester Qualität und in ausreichender Quantität rund um die Uhr zur Verfügung zu haben. Dafür bedarf es aber eines intensiven Ressourcenschutzes, der ständigen Achtsamkeit aller Bürgerinnen und Bürger, eines verantwortungsvollen Handelns von Seiten der Landwirtschaft und der Industrie sowie eines hohen Engagements der Wasserversorger’, so DI Dr Wolfgang Zerobin, Vizepräsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). Eine Zusammenarbeit aller Beteiligten habe sich bereits bezahlt gemacht, meint Zerobin und betont gleichzeitig, dass ein fortwährender Dialog − ganz besonders mit der Landwirtschaft − unverzichtbar ist, um gegenseitig das Problembewusstsein zu fördern und die zukünftigen Herausforderungen im Ressourcenschutz bewältigen zu können.

Die Bevölkerung Österreichs wird von mehr als 6.000 Wasserversorgungsunternehmen mit Trinkwasser versorgt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /