© Klimafonds/APA/L. Schedl- Pressekonferenz in Wien
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Klima- und Energiemodellregionen: Energiewende zahlt sich aus!

WIFO-Studie: Umwandlung des Energiesystems zeigt positive ökonomische Effekte - Richtige Schritte in den Modellregionen

© APA/Ludwig Schedl/Klimafonds -vlnr.: Ingmar Höbarth (Geschäftsführer Klima- und Energiefonds), Jorgen Randers (Norwegian Business School), Claudia Kettner (WIFO), Preben Maegaar (Nordic Folkecenter for Renewable Energy)
© APA/Ludwig Schedl/Klimafonds -vlnr.: Ingmar Höbarth (Geschäftsführer Klima- und Energiefonds), Jorgen Randers (Norwegian Business School), Claudia Kettner (WIFO), Preben Maegaar (Nordic Folkecenter for Renewable Energy)

Wien- "Volkswirtschaftliche Effekte von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und des Anteils Erneuerbarer Energien in den österreichischen Klima- und Energiemodellregionen" so ist der Titel der aktuellen Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), die heute zum Auftakt der internationalen ExpertInnentagung "Pioniere der Energiewende: Klima- und Energiemodellregionen" präsentiert wurde, Das WIFO stellt darin den österreichischen Klima- und Energiemodellregionen ein gutes Zeugnis aus. Claudia Kettner vom WIFO erklärt: "Energieeffizienzmaßnahmen und die Forcierung erneuerbarer Energien, wie in den Klima-und Energie Modellregionen geplant, tragen zur Transformation des Energiesystems bei und haben positive ökonomische Effekte." Die Studie zeigt klar auf, dass Investitionen in Energieeffizienz zum Teil mit beträchtlichen Betriebskosteneinsparungen verbunden sind und auf nationaler Ebene positive Effekte haben, sowohl auf das Bruttoinlandsprodukt als auch auf die Beschäftigung.

Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, meint dazu im Rahmen der Eröffnung der Tagung: "Es ist wirklich positiv, dass die Maßnahmen in unseren Modellregionen zu klaren Projekten führen. Nun ist es wichtig, vor allem die nationale und internationale Vernetzung zu fördern. Nur durch raschen Know-how-Transfer können Maßnahmen schnell greifen und Erfolgsmodelle großflächig umgesetzt werden. Höbart weiter: " Es muss für alle sichtbare Projekte der Veränderung geben, z.B. Pelletsheizungen, PV-Anlagen f. Gemeinden usw... oder auch Gemeindegebäude, die zu Kraftwerken erneuerbarer Energie werden!"

100% Erneuerbare Energie auf dänischer Insel Thy

Ein dänisches Erfolgsmodell präsentiert Preben Maegaard, Direktor des Nordic Folkecenter for Renewable Energy in Dänemark. Die Kommune von Thisted auf der dänischen Insel Thy sowie die benachbarte Insel Mors sind Pioniere auf dem Gebiet der erneuerbaren Energie. Die Gemeinden und die Stadtverwaltung nutzen zu 100% Erneuerbare Energie zur Deckung ihres Strombedarfs. Der Heizbedarf der Kommune Thisted wird mit mindestens 80% Erneuerbaren Energien gedeckt.

Jorgen Randers: Eine dramatische Klima-Krise in wenigen Jahrzehnten, wenn wir nicht handeln

Jorgen Randers zeichnet mit seinem vor kurzem veröffentlichten Bericht "2052" an den Club of Rome ein drastisches Zukunftsszenario auf. Er erwartet eine "Klima-Krise" in wenigen Jahrzehnten, die u.a. nur durch den weltweiten Ausbau Erneuerbarer Energien und die deutliche Reduktion des Energieverbrauches und des CO2-Ausstoßes gemildert werden kann. Die Handlungsfelder werden von ihm klar definiert- mit einem Umstieg auf C02-freies Wirtschaft, weit mehr Ressourceneffizienz und anderer Lebensweise als jetzt.

Gibt es billigere Lösungen?

Das Klimaproblem ist jedoch nicht unser einziges Problem, wie Univ.Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb beleuchtet. Ozeanversauerung, Wasserverschmutzung, und mehr. Sie meint, dass wir nicht nur über Technologien reden sollen, sondern auch auch über den heutigen Lebensstil und den Einfluss auf die immer mehr wachsende Weltbevölkerung. Wertigkeiten müssen anders gesetzt werden. Unser Lebensstil mit immer steigenderem Verbrauch ist nicht der richtige Weg.

"Die Lebensqualität /subjektive Zufriedenheit wächst nicht mit materiellen Ressourcen und materiellen Gütern, Wir müssen wechseln von Lebensstandard zu Lebensqualität. Es muss anders sein, als es ist! Ein Kulturwandel ist notwendig, Aber das ist nicht die Technologie allein. Haben Sie den Mut aus der Reihe zu tanzen". sagt sie. "Es ist nicht nur eine Technologiewende für eine Veränderung notwendig. "Eine zukunftsfähige Gesellschaft erfordert mehr als Produktivität, sie erfordert auch Reife, Mitgefühl und Weisheit von uns. " so Kromp-Kolb.

Energieautonomie geht nicht von heute auf morgen- aber sie ist machbar!

Wohlstand und Wohlbefinden müssen mit bewertet werden. "Energieautonomie ist machbar, aber sie ist kein Osterspaziergang und sie geht leider nicht von heute auf morgen! " so Umweltminister Niki Berlakovich.

Bisherige Zahlen sprechen für sich: 83 Regionen, 873 Gemeinden befinden sich in den Modellregionen, in denen mehr als 2 Mio, Menschen leben.
"Wir brauchen keine Verhinderer, wir brauchen Erneuerer. Hier geht es auch um sehr viel Bewusstsseinbildung. Wir müssen die Menschen mitnehmen und für das Thema begeistern, Die Klima- und Energiemodellregionen sind hier die Vorreiter!" so Berlakovich. "Gehen wir den Weg gemeinsam, im positiven Sinne." so sein Aufruf.

Hintergrundinformationen

Klima- und Energie-Modellregionen

Der Klima- und Energiefonds initiiert und unterstützt durch das Förderprogramm "Klima- und Energiemodellregionen" Regionen, die sich zum Ziel gesetzt haben, von fossilen Energien unabhängig zu werden. Sie erreichen dieses Ziel, indem sie regionale Ressourcen nutzen und dabei ihren Energiebedarf mit einem klugen Mix aus der Produktion von erneuerbaren Energien, Maßnahmen zur Energieeffizienz und intelligenter Steuerung decken.

Die Klima- und Energie-Modellregionen sind ein wesentliches Instrument, um das Ziel der Österreichischen Bundesregierung, bis 2050 unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden, umzusetzen. Dabei soll im Jahresverlauf zumindest gleich viel Energie (erneuerbar) produziert werden, wie verbraucht wird. Ein breites Netz an ausgebildeten, vernetzten und koordinierten Modellregionen ist dafür ein geeigneter Ansatz.

Österreich hat in Europa schon länger eine Vorreiterrolle in Bezug auf Energieregionen, als Beispiel sei hier nur Güssing erwähnt. Der Klima- und Energiefonds hat gemeinsam mit diesen Pionieren die Strategie des Programmes in einem Stakeholderprozess entwickelt.

Jorgen Randers

Jorgen Randers ist Autor des aktuellen Buches "2052 - Bericht an den Club of Rome". Er skizziert eine Zukunft, die ganz anders sein wird, als wir uns dies heute vorstellen können. Welche Nationen werden ihren Wohlstand halten oder gar vermehren - welche unter der künftigen Entwicklung leiden? Wie wird sich der Übergang zur wirtschaftlichen Vorherrschaft Chinas gestalten? Ist die Demokratie nach westlichem Vorbild geeignet, die großen Menschheitsprobleme zu lösen? Jorgen Randers, einer der Co-Autoren des Meadows-Reports von 1972, hat ein Szenario für die nächsten 40 Jahre erstellt; er stützt sich dabei auf globale Prognosen führender Wissenschaftler, Ökonomen und Zukunftsforscher.

Trotz der überwiegend düsteren Prognosen glaubt Randers zwar nicht an einen globalen Kollaps, denn "der Anpassungsprozess der Menschheit an die Grenzen dieses Planeten hat begonnen". Er rechnet jedoch mit einer großen Klima-Krise, denn die Zukunft wartet mit gewaltigen Herausforderungen auf, wird geprägt sein von sozialen Unruhen und zahlreichen Umbrüchen. Sie zu meistern wird unsere Jahrhundertaufgabe sein; "2052" liefert hierzu die (über)lebensnotwendigen Grundlagen.

Nordic Folkecenter

Thisted ist das Zuhause von "Nordic Folkecenter", einem Unternehmen, das umfangreiche Forschungen, Entwicklungen, Trainings- und Beratungsprogramme, welche den weiteren Fortschritt im Bereich der erneuerbaren Energiequellen in Dänemark und weltweit zum Inhalt haben, anbietet. Die gemeinnützige Organisation hat außerdem die Gründung von Schwester-Organisationen in Mali und Uganda unterstützt.

Weitere Informationen unter www.klimaundenergiemodellregionen.at.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /