© Goodfoodmarch
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Wir haben es satt! - Frühstücken für eine ökologische EU-Agrarreform

EU-weite Aktion für neue Agrarpolitik endet am 19. September im Europaparlament - In Wien luden VertreterInnen der Initiative "Wir haben es Satt" zum bäuerlichen Protestpicknick.

Seit drei Wochen sind in Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien und Holland junge Leute in Bewegung und radeln mit dem "Good Food March" nach Brüssel. Dort wollen sie eine echte und nachhaltige Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) fordern. 1200 Menschen aus allen Staaten der Europäischen Union haben sich zudem mit ihrem Foto und einer persönlichen Botschaft an die Abgeordneten des Europa-Parlaments daran beteiligt.

In Wien - wie auch in anderen europäischen Hauptstädten - gab es ebenfalls zeitgleich eine Veranstaltung: VertreterInnen der Initiative "Wir haben es satt" frühstückten im innerstädtischen Votivpark Produkte aus biologischem Anbau. Viele UnterstützerInnen brachten nachhaltig produzierte Lebensmittel mit und forderten bei diesem gemeinsamen Frühstück eine neue Agrar- und Ernährungspolitik.

Heidemarie Postner, Agrarexpertin bei GLOBAL 2000, fasst die Forderungen der Initiative zusammen: "Wir fordern: Steuergelder nur für sinnvolle ökologische, soziale und kulturelle Leistungen der Landwirtschaft und nur für Bauern, nicht für die Agrar- und Lebensmittelindustrie; echtes "Greening" durch verbindliche
Umweltauflagen für alle Betriebe; kein Dumping in die Dritte Welt, keine Billigimporte für Tierfutter und Agrarsprit und keine Spekulation mit Agrarrohstoffen, die den Hunger fördern; keine Gentechnik auf dem Acker und systematische Verringerung von Pestiziden und Kunstdünger."

Mehr Mut bei der Gestaltung des Programms Ländliche Entwicklung fordert Michael Johann, Obmann der Grünen Bäuerinnen und Bauern Österreich: "Wir wollen von Landwirtschaftsminister Berlakovich einen mutigen Aktionsplan, damit die Bio-Anbaufläche in Österreich in der kommenden Förderperiode stark ausgeweitet werden kann. Für ein wirksames Agrar-Umweltprogramm muss das Budget sowohl auf EU- als auch auf nationaler Ebene ausreichend dotiert werden."

Erna Feldhofer von der IG Milch bringt es deutlich auf den Punkt: "Das Bauernsterben, ausgelöst durch die starke Industrialisierung der Milchwirtschaft, muss beendet werden. Hierzu braucht es Maßnahmen von politischer Seite - national, aber auch auf EU-Ebene. Junge Bäuerinnen und Bauern und kleine Familienbetriebe müssen eine faire Chance bekommen."

Irmi Salzer von der Österreichischen Berg- und KleinbäuerInnenvereinigung ÖBV Via Campesina Austria kritisiert: "Die Kommission hat einen zaghaften Reformvorschlag in Richtung mehr Gerechtigkeit und stärkere Ökologisierung der Agrarpolitik vorgelegt. Obwohl diese Reform bei weitem nicht ausreichend ist, versuchen Minister Berlakovich und der Bauernbund noch, sie zu verwässern. Dagegen müssen wir uns wehren - im Interesse der Bauern und
Bäuerinnen und der Umwelt."

In Brüssel selbst organisierten die Mitglieder der unterschiedlichsten Interessensvertretungen eine Demonstration zu den EU-Institutionen und um 12:30 Uhr den großen "Good Food Brunch" vor dem Europaparlament, zu dem alle Abgeordneten eingeladen waren. Erwartet wurden u.a. Parlamentspräsident Martin Schulz, Agrarkommissar Dacian Ciolos und Slow Food Präsident Carlo Petrini.
Sie werden auch um 15 Uhr die Konferenz "Reform der GAP 2020 - Eine
Chance für die Demokratie in Europa" eröffnen, die von Slow Food und der europäischen Landwirtschafts- Plattform "ARC 2020" organisiert wird, in der sich 180 Organisationen der Zivilgesellschaft aus allen Mitgliedsstaaten zusammengefunden haben. Die Berichterstatter des Agrarausschusses und anderer befasster Ausschüsse, die gerade eine Flut von über 8000 Änderungsanträgen zu den Vorschlägen der EU-Kommission zu bändigen versuchen, werden hier Rede und Antwort stehen.

Dabei werden sie nicht nur mit den Fragen der Anwesenden konfrontiert, sondern bekommen auch ein Fotoalbum mit den Gesichtern und Forderungen der ersten eintausend Bürgerinnen und Bürger der EU überreicht, die auf dem Good Food March gesammelt wurden. Diese Sammlung, die auch online auf www.goodfoodmarch.eu zur Verfügung steht, ist ein herzerfrischender Beweis für die Vielfalt und Vitalität einer neuen europäischen Bewegung für nachhaltiges, gutes Essen und ehrliche, ökologische und bäuerliche Landwirtschaft.

Mehr dazu: www.goodfoodmarch.eu



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Weitere Infos: Global2000

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /