© Austria Solar- Robert Kanduth CEO von GreenOneTec
© Austria Solar- Robert Kanduth CEO von GreenOneTec

"Solarwärme im Gespräch" mit Unternehmer Robert Kanduth

Robert Kanduth, einem der erfolgreichsten Solarunternehmer Österreichs und CEO des Kärntner Kollektorerzeugers GreenOneTec im Interview

Österreich ist und war ein führendes Land in Sachen Solarthermie. Trotzdem hat man das Gefühl, dass alle Welt nur mehr über Photovoltaik spricht, woran könnte das liegen?

Das ist grundsätzlich richtig. Photovoltaik ist sexy weil man Strom erzeugt, aber ich versteh’s nicht ganz, weil beide Mal produziert man kWh. Außerdem braucht man in Österreich 85% Wärme aber nur 15% Strom. Die ganze Bevölkerung möchte die 15% haben und einspeisen. Ich versteh’s wirklich nicht, weil Solarthermie ist noch immer wesentlicher effizienter als die Photovoltaik.

Ihr Unternehmen ist führend im Bereich der Flachkollektoren und ist aber auch im Bereich Photovoltaik aktiv. Wie sehen Sie die Entwicklungen der beiden Technologien in den nächsten Jahren?

Es ist so: Beide Technologien haben eine Daseinsberechtigung, aber das Photovoltaikgeschäft ist derzeit wahnsinnig schwierig, weil die Chinesen mit staatlicher Förderung die Module zu Dumpingpreisen in die ganze Welt liefern. Das ist das große Problem der Photovoltaik. Das passiert uns bei der thermischen Solarenergie noch nicht, ich sage aber bewusst, noch nicht.

Warum tritt die WTO hier nicht stärker auf?

Normalerweise wär das der richtige Weg, aber aus irgendeinem Grund traut sich niemand hier einzugreifen. Die ganze Welt und vor allem Europa fürchtet sich vor China wie die Maus vor der Schlange. Er herrscht furchbare Angst vor der Einführung von Zöllen auch wenn die chinesischen Hersteller nachweislich mit Dumpingpreisen in den Markt eintreten. Die letzten 5 Jahre wurden satte 50 Mrd. Dollar in die Photovoltaik investiert. Die chinesische Staatsbank finanziert weltweit Projekte, die mit chinesischen Modulen gebaut werden. Europas muss munter werden denn es sind nichtmal die niedrigen Lohnkosten, sondern die massiven Subventionen durch den chinesischen Staat. Wenn China auch im Solarthermiemarkt so massiv einsteigt, wird’s schwierig für Europa.

Welche Rahmenbedingungen bräuchte die Solarwärme in Österreich oder der EU um einen Schub nach vorne zu bekommen?

Grundsätzlich muss sich Europa das Ziel setzen, bis 2050 energieautark zu werden. Das heißt aber auch, dass es gesetzliche Rahmenbedingungen für diesen Weg braucht. Die Solarthermie ist mittlerweile die wirtschaftlichste Möglichkeit der erneuerbaren Energien. Es gibt nichts Effizienteres als die Solarthermie. Deshalb muss es bei jedem Neubau und bei jeder Sanierung verpflichtend vorgegeben werden. Dann müsste der Staat nicht mal einen Cent in die Hand nehmen.

Also wäre die Solarthermie auch ohne Förderung wirtschaftlich?

Ja selbstverständlich wärs wirtschaftlich, aber die Leute wollen einfach Förderungen, weils sexy ist. Man kann sagen mit Förderung rechnet sich die Anlage in acht Jahren und ohne in zwölf Jahren. Man muss hier aber wirklich längerfristig denken. Es geht eben nicht so wie bei der Industrie, dass sich jede Anschaffung in 3-4 Jahren rechnet.

Nur ein Beispiel: Wir haben erst kürzlich jene Kollektoren prüfen lassen, die vor über 20 Jahren gebaut wurden. Zehn Kollektoren von zehn unterschiedlichen Typen wurden untersucht und nicht das geringste Problem konnte festgestellt werden. Wir gehen heute von einer Lebensdauer von 40 Jahren aus. Ich kann das heute tatsächlich behaupten. Ich bin seit über 20 Jahren im Geschäft und produziere Kollektoren und auch dieser Test hat wieder bewiesen, dass es möglich ist. In den Kollektoren ist einfach nichts drinnen was kaputt wird. Die Anlage hält etwas länger als ein Dach. Natürlich müssen einzelne Komponenten wie Pumpen getauscht werden und nach 10-20 Jahren wird wohl auch mal ein Boiler kaputt, aber das sind keine massiven Kostentreiber. Es muss sich durchsetzten, dass eine Solaranlage eine Investition fürs ganze Leben ist und ich dann aber auch ein Leben lang nichts mehr tun muss für die Energie.

Wie heizen Sie bei Ihnen zu Hause?

Ich habe bei mir privat 230 m² Sonnenkollektoren im Hang und einen 20.000 Liter Pufferspeicher. Ich decke so 95-98% des Wärmebedarfes. Das Haus ist jetzt 5 Jahre alt und zugegebenermaßen relativ groß. Bei einem normalen Einfamilienhaus würden vermutlich 100 m² reichen um dasselbe abzudecken und in all den Jahren haben wir kein einziges Mal gefroren.

Wenn Sie sich für die Energiezukunft Österreichs etwas wünschen dürften, was wäre das?

Die Österreicher brauchen eine Strategie, bis wann sie energieautark sein wollen. Die Regierung hat sich bei Veröffentlichung der 34% Ziele mit Händen und Füßen gewehrt und wollte sich lediglich auf ein 28% Ziel einlassen. Ein Jahr später sind sie draufgekommen, dass Österreich laut EU-Berechnungsmethoden ohnehin schon 30% hatte, also wollten sie bis 2020 die Erneuerbaren eigentlich abbauen. Es fehlen hier einfach echte Ambitionen. Ich würde mir wünschen, dass das Lobbying der Dinosaurier in Österreich verschwindet und dass wirklich Leute am Werk sind, die wissen wo die Zukunft liegt. Österreich sollte bis zum Jahr 2020 mindestens 40% und bis 2030 60 % aus erneuerbaren Energien erzeugen. Mein Wunsch wäre, dass sich die Minister nicht mehr von einem Dinosaurier wie Veit Sorger von der Industriellenvereinigung (IV) beeinflussen lassen. Die Industrie selbst ist schon viel schlauer und auch innerhalb der IV gab es die letzten 3-4 Jahre einen massiven Wandel. Nur die Spitze tut noch weh, aber diese Leute werden die nächsten Jahre verschwinden. Dann wird auch die wohl wichtigste Vereinigung des Landes für die erneuerbaren Energien da sein und es wird einen Riesenknall geben.

Link area="1">www.greenonetec.com

Das Interview in voller Länge finden Sie im Solarwärmeblog


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /