© Schuhbück- Jugendstilkirche Hl. Leopold
© Schuhbück- Jugendstilkirche Hl. Leopold

Otto-Wagner Spital und Jugendstilkirche als UNESCO_Welterbe?

Otto-Wagner-Spital „Am Steinhof“ mit der Jugendstil-Kirche „Hl. Leopold“ als potentielle UNESCO-Welterbestätte

In Wien wurden gestern die Ergebnisse der Vergleichs- und Machbarkeitsstudie zum Thema Otto-Wagner-Spital


Denkmal: Das Otto-Wagner-Spital mit der Jugendstil-Kirche ‘Hl. Leopold’ ist ein einzigartiges Kulturgut von außergewöhnlichem universellem Wert, wie es die Richtlinien der UNESCO von einer Welterbestätten gemäß internationalem ‘Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt’ erwarten.

Die von Carlo von Boog konzipierte, von Otto Wagner symmetrisch ausgerichtete und von Leopold Steiner politisch durchgesetzte NÖ Landes-Heil- und Pflegeanstalt ‘Am Steinhof’, wie das Spital ursprünglich hieß, entspricht mit der von Otto Wagner konzipierten Anstaltskirche den Kriterien (i) (ii) (iv) (vi) der UNESCO-Welterbe-Konvention.

Allein schon die Kirche ‘Hl. Leopold’ entspricht den Kriterien (i) (ii) und (iv). Sie ist als einzigartiger Jugendstil-Sakralbau ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft, bildet für die Belle Epoque einen Höhepunkt in der Architektur des Jugendstils und stellt ein hervorragendes Beispiel eines Sakralbaues dar, der speziell auch auf die Bedürfnisse kranker und gebrechlicher Personen abgestimmt ist. Die gesamte Spitalsanlage als architektonisches Ensemble unterstreicht und untermauert noch zusätzlich die Bewertung innerhalb dieser Kriterien.

Vergleich: Das Otto-Wagner-Spital kann mit den beiden bereits bestehenden Welterbe-Spitals-anlagen, dem Hospital de la Santa Creu i Sant Pau in Spanien und dem Cabañas-Hospiz von Guadalajara in Mexiko verglichen werden. Aufgrund des einzigartigen Stellenwertes der Jugendstil-Kirche ‘Hl. Leopold’ übertrifft das Otto-Wagner-Spital in dieser Hinsicht sogar die beiden bereits bestehenden Welterbe-Spitäler. Außerdem gibt es in den beiden bestehenden Welterbestätten keinen Pflege- und Krankenhausbetrieb mehr.
Mahnmal: Für das Otto-Wagner-Spital besteht noch ein weiteres Merkmal, das für die beiden bestehenden Welterbe-Spitäler nicht zu trifft, für die UNESCO aber durchaus ein wichtiges Kriterium ist, nämlich das eines Mahnmales. Aufgrund der ‘düsteren Geschichte’ des Otto-Wagner-Spitals zur NS-Zeit mit den medizinischen Versuchen an unschuldigen Kinder und dem menschenverachtenden Umgang mit ‘Asozialen’ entspricht das Otto-Wagner-Spital auch dem Kriterium (vi).

Machbarkeit: Auf internationalen Ebene dürfte die Erklärung des Otto-Wagner-Spitals ‘Am Steinhof’ (mit seiner Jugendstil-Kirche ‘Hl. Leopold’) zu einem ‘Welterbe der gesamten Menschheit’ seitens ICOMOS und UNESCO mit großer Wahrscheinlichkeit erfolgen, vorausgesetzt, es wird eine den Richtlinien der UNESCO entsprechende und äußerst detaillierte Dokumentation vorgelegt. Außerdem muss die Otto-Wagner-Spitalsanlage zuvor in die nationale Vorschlagsliste (‘tentative list’) aufgenommen worden sein.

Zu diesem Zweck hat die Stadt Wien einen entsprechenden Beschluss zu fällen und ein dies-bezügliches Schreiben an das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) zu richten. Wie das BMUKK dem Parlament Anfang dieses Jahres mitteilte, liegt bislang noch kein entsprechendes Ersuchen des Landes Wien vor.

Der (nationale) Denkmalschutz, eine wesentliche Voraussetzung für die Welterbe-Nominierung, ist jedenfalls gegeben, auch wenn er in Österreich oft wirkungslos ist.

Notwendigkeit: Demzufolge ist eine Nominierung als UNESCO-Welterbestätte notwendig und dringend geboten, werden doch jetzt bereits Baumaßnahmen auf dem Areal des Otto-Wagner-Spitals gesetzt, deren Fortsetzung eine Eintragung in die UNESCO-Welterbe-Liste zunehmend erschweren würde.


Autor der Studie: Dipl.-Ing. Christian Schuhböck, Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Naturschutz, Landschaftsökologie, Landschaftsgestaltung und Landschaftspflege spezialisiert auf das Welterbe, Nationalparks und internationale Schutzgebiete

Mehr Info:
www.AllianceForNature.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /