© Teslablog- Manfred Hillinger uns sein Elektroauto
© Teslablog- Manfred Hillinger uns sein Elektroauto

Be electrified!

Ein Jahr und 20.000 km elektrisch unterwegs- Tesla-Roadster-Fahrer Manfred Hillinger ist unser Held des Monats

© Hillinger- E-Tankstelle mit Münzeinwurf
© Hillinger- E-Tankstelle mit Münzeinwurf
© Hillinger- Die PV-Anlage am Dach
© Hillinger- Die PV-Anlage am Dach

Es war einmal ein Traum- Manfred Hillinger lebt ihn. Er ist elektrisiert von der Idee Energieautarkie, Bereits vor längerer Zeit hat er damit begonnen, seinen Traum für sich zu verwirklichen. Sein Haus ist mit einer Solarthermieanlage und einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Was liegt da näher, als auch mit Sonnenstrom zu fahren?
Nachdem er selbst vollkommen davon überzeugt ist, dass wir eine Energiewende angehen müssen, hat er schon sehr vielen Menschen über die Vorteile von Sonnenstrom und Elektromobilität erzählt. Grund genug für uns, um ihn zu unserem "Helden des Monats" zu machen.

Seit nunmehr knapp einem Jahr und 20.000 km ist Manfred Hillinger elektrisch mit seinem Tesla Roadster unterwegs. Abgesehen von kleineren Einschränkungen, die ein Sportwagen üblicherweise so mit sich bringt, hat sich das Elektroauto sehr gut in den Alltag integrieren lassen. Aufgrund des kleinen Kofferraums werden die Einkäufe in kleineren Portionen erledigt und solange keine Truppentransporte anstehen, reichen die beiden Sitzplätze vollkommen aus.

OEKONEWS hat ihn getroffen und ihn nach seinen Erfahrungen im letzten Jahr gefragt.

OEKONEWS: Ist das Elektroauto für dich alltagstauglich?

Sämtliche täglichen Fahrten lassen sich ohne weiteres bewerkstelligen. Als Pendler liegt meine täglich zu bewältigende Strecke bei rund 100 km. Das ist die dreifache tägliche Strecke des Durchschnittsösterreichers. Die meisten Leute machen sich gar nicht bewusst, wie viel oder besser wie wenig sie eigentlich pro Tag fahren. Die Reichweite der jetzt auf dem Markt angebotenen Fahrzeuge von bis zu 150 km ist absolut ausreichend für den Alltag der meisten Österreicher.

An dieser Stelle kommt meist der Einwand "aber Urlaub". Meine Antwort: Urlaub ist nicht Alltag" - dafür gibt es genug andere Möglichkeiten vom Zug bis zum PKW-Verleih. Einmal durchkalkuliert rechnet es sich für das eine Mal im Jahr einen PKW zu leihen, als das ganze Jahr Versicherung, Sprit, Erhaltungskosten und Wertverlust zu löhnen. Für ein Fahrzeug, welches im Schnitt 22 Stunden am Tag steht.

OEKONEWS: Die heutigen Fahrzeuge sind aber schon etwas teurer in der Anschaffung, oder?

Zugegeben ist der Preis der aktuellen Fahrzeuge noch im erhöhten Bereich. Gerne wird hier verglichen mit aktuell sooo niedrigen Anschaffungskosten der konventionellen Modelle. Wie sich aber im letzten Jahr gezeigt hat, hat sich diese Preisschere schon etwas reduziert und bald werden sowohl ein- als auch zweispurige E-Fahrzeuge auch in der Anschaffung günstiger sein.

Warum? Weil es viel weniger Teile benötigt und die Entwicklung neuer Materialien für Leichtbau und die Akkus rasend schnell fortschreitet.
Bis dahin sollte man sich eher auf die laufenden Kosten seiner heißgeliebten fahrenden Wohnzimmercouch konzentrieren, denn dort liegt der massive Vorteil. Kein wartungsintensiver Motor samt Kühler und Getriebe, Auspuffanlage, Kat und sonstige Teile, geringerer Bremsenverschleiß, keine NOVA bei der Anschaffung, keine laufende Kfz-Steuer, geringere Versicherungskosten durch Ökobonus. Hauptargument: Im Verbrauch kosten 20.000 km im Jahr rund € 1.500,-, das sind € 15.000,- (!!) in einer normalen Nutzungsdauer von 10 Jahren!

Elektrisch bei Haushaltsstrompreis sind das nur € 720,- und bei einer Photovoltaik am Dach € 0,- oder € 400,- wenn man die Abschreibung der Errichtungskosten einbezieht. Öl im Besonderen und Haushaltsstrom werden mit den Jahren teurer
– die Sonne schickt aber keine Rechnung.

OEKONEWS: Wie ist es mit der verfügbaren Infrastruktur?

Geladen wir der Roadster in Ausnahmefällen über Nacht oder am Wochenende an der hauseigenen Photovoltaik-Anlage. Gelegentlich wird aber auch die öffentliche Infrastruktur in Wien und Niederösterreich genutzt. Die Kosten pro 100 km liegen bei weniger als der Hälfte im Vergleich zu einem konventionellen Dieselfahrzeug mit 5,5 Liter durchschnittlichem Dieselverbrauch - also anstatt 5,5 Liter x € 1,4 = € 7,7 nur 18 kWh x € 0,20 = € 3,60.

Hinzu kommt, dass die meisten Ladesäulenbetreiber den Strom noch gratis anbieten. Diese Verbrauchswerte sind mit keinem am Markt erhältlichen konventionellen Fahrzeug machbar, selbst mit Spritspartraining nicht. Damit habe ich der Umwelt in einem Jahr rund 2,4 Tonnen CO2 erspart, nebst Stickoxiden und Feinstaubpartikel.

Für den städtischen Bereich muss natürlich noch eine Basis-Infrastruktur aufgebaut werden. Die jetzt vorhandene würde aber bereits für die ersten Elektro-Einsteiger ausreichen. Wobei man schon sagen muss, dass in Städten andere Konzepte erfolgreich sein werden. Neben Ausbau der Öffis z.B. Car-Sharing, Elektroroller und E-Fahrräder sind hier wesentlich besser geeignet. Denn elektrischer Stau ist auch Stau oder elektrisch zugeparkt ist auch Platzverschwendung.

Was noch fehlt für die Ladeinfrastruktur sind einheitliche Modelle für Zugang und Abrechnung. Derzeit führe ich mehrere Plastikkarten mit mir. Hier sollte rasch in Richtung Erkennung und Abrechnung über Bankomat- oder Kreditkarte entwickelt werden. Die Lösung kann nicht sein, dass mit jedem Anbieter ein Vertrag abzuschließen ist, das wäre am Kunden vorbei realisiert. Habe auch schon eine Lösung mit Münzeinwurf in Anspruch genommen - mit der geplanten und somit bezahlten Parkdauer wird auch der Strom freigegeben. Coole Sache - gibt's übrigens in Ybbs/Donau bei Wüsterstrom.

OEKONEWS: Welche besonderen Erfahrungen hast Du in diesem Jahr mit dem Elektroauto gemacht?

Elektrisch fahren ist grundsätzlich in seiner Funktion nichts anderes wie sich von A nach B zu bewegen. Aber der Spaßfaktor erhöht sich enorm! Die Antrittsschnelligkeit des Elektromotors erlaubt spritziges fahren ohne Rauchwolken am Auspuff und schlechtes Gewissen oder einen Gedanken an die nächste Spritrechnung.
Sich beinahe lautlos über die Straßen zu bewegen ist nicht nur für Natur und Anrainer eine Entlastung von der permanenten Lärmbelastung sondern auch für Fahrer und Beifahrer weit angenehmer. In diesem Zusammenhang wird gerne die Gefahr diskutiert, die angeblich von Elektroautos ausgehe. Teilweise kann ich das bestätigen - als Elektrofahrer wird man schnell aufmerksamer im Straßenverkehr, da man ja um diesen Umstand weiß. Je mehr sich aber künftig elektrisch fortbewegen, desto geringer werden die Umgebungsgeräusche und
man hört wieder mehr. Ist also nur aufgebauscht und kein wirkliches Argument. Meine Empfehlung lautet aber dennoch wieder verstärkt die Augen zu benutzen, damit ist man auf der sicheren Seite.

Anfangs wirft man permanent einen misstrauischen Blick auf die Reichweite. Nach wenigen Wochen stellte sich Vertrauen ein, denn die Anzeige ist sehr genau und mit etwas Voraussicht und Planung lässt sich dann sehr leicht einschätzen, ob man das Ziel erreicht oder doch noch einen Stopp einlegt. Übrigens Steckdosen gibt es wie Sand am Meer und bis die Ladeninfrastruktur ein notweniges Maß erreicht hat, hilft einfaches Fragen.

Mittlerweile haben sich viele Hotels und Betriebe ein grünes Image zugelegt und es wird zur Selbstverständlichkeit Strom für Gäste und Kunden bereit zu stellen.
Bisher bin ich noch nie stromlos liegen geblieben, habe jedoch schon mehrfach die vom Hersteller angeführte Reichweite von rund 340 km ausgereizt. Ich kann nur sagen, die Angaben stimmen.

Absolut überzeugt und begeistert bin ich von der Energierückgewinnung oder Rekuperation von Elektroautos. Dadurch bekommt elektrisch fahren noch einen spielerischen Charakter.
Man möchte jede Gelegenheit nutzen um sich wieder ein wenig Strom zurück zu laden. Kreuzungen und Ampeln werden nicht mehr angebremst sondern angerollt, ebenso abschüssige Straßen und der Windschatten anderer Fahrzeuge kann dazu genutzt werden, die Reichweite zu erhöhen. Man muss nicht zwingend langsamer fahren - es reicht einfach aus, vorausschauend zu fahren.
Was auch dazu führt, dass die Bremsbeläge und -scheiben um ein Vielfaches länger halten. Man braucht sie beinahe nur mehr in Extremsituationen und auf dem letzten Meter zum Anhalten. Bei welchem Verbrennungsmotor kann man den Diesel in den Tank rekuperieren? Verbrannt ist verbrannt. Und hat schon jemand mal aktiv darauf geachtet, wie oft man auf die Bremse latscht? Auch dieser abgeschliffene Bremsstaub ist nicht gerade ungiftig!

OEKONEWS: Was ist mit der langen Ladezeit?

Ja, die gibt es. Wäre gelogen, wenn ich das bestreite. Aber wie ich schon erwähnt habe, steht das Ding ja permanent in der Gegend herum und in dieser Zeit kann es sinnvollerweise laden. Das heißt, über Nacht in der heimischen Garage oder während der Arbeitszeit - rund 22 Stunden am Tag stehen dafür zur Verfügung. Je nach verfügbarem Strom reicht die Dauer von 3,5 bis 15 Stunden. Auch hier ist ein Umdenken notwendig - ich brauche keine Tankstelle mehr anzufahren, ich lade einfach dort wo ich gerade bin, egal ob halb voll oder in ganz seltenen Fällen eben beinahe leer. Wenn ich z.B. in Wien lade, habe ich schon ein paar Favoriten an Ladesäulen, stecke ihn dort an und fahre mit den Öffis gegebenenfalls weiter
oder gehe die letzten Meter einfach zu Fuß.

OEKONEWS: Benützt Du den Tesla Roadster nur privat?

Nein, mit der Anschaffung hab ich auch ein konkretes Ziel verfolgt. Eine Zukunft und einen lebenswerten Planeten für unsere Kinder erreichen wir nur wenn wir Umdenken - erneuerbare Energie und Elektromobilität sind der Schlüssel dazu. Daher benutze ich den Roadster insbesondere für Veranstaltungen, die sich rund um diese Themen drehen. Man kann mich buchen und ich präsentiere dann gerne was mit vorhandener Technik heute bereits möglich ist. Noch ist jeder, den ich auf eine Runde im Roadster mitgenommen habe, mit einem "Elektrogrinser" wieder ausgestiegen.

Für dieses Fahrzeug ist nichts neu erfunden worden - alles Komponenten, die teils schon seit Jahrzehnten in anderen Bereichen erfolgreich verwendet werden.

OEKONEWS: Dein Fazit nach dem ersten Jahr?

Es gibt kein Zurück mehr. Nicht nur die Energiewende, auch die Mobilitätswende hat begonnen. Keinesfalls kommt mir nochmal ein Benzin- oder Diesel-Wagen in die Garage, der Zug ist abgefahren! Den noch vorhandenen Diesel-PKW bei uns fahren wir in absoluten Ausnahmefällen und er hat schon ein Ablaufdatum.
Durch jede Minute, die wir zögern, verheizen wir einen der wichtigsten Rohstoffe unserer Zeit.
Wenn dieser zur Neige geht - und das tut er bereits - wird nicht nur Mobilität teurer! Schon mal überlegt was wir alles aus Erdöl erzeugen? Schau Dich im Büro oder im Wohnzimmer um - sehr viel was man da entdeckt wird dann unleistbar werden. Die Herren der Schöpfung werden wieder mit einem Fußball aus einer mit Sägespänen gefüllten Schweineblase kicken und die Damen brauchen einen Kredit, um sich die Tagescreme leisten zu können und in der Schule wird wieder mit Hühnerfedern geschrieben. Jetzt kommt "ach, jetzt übertreibt er" - mag schon
sein. Nimm das Plastik-iPhone und mach von jedem Gegenstand aus Kunststoff oder anderen Erdölbestandteilen ein Foto. Viel Spaß beim Grübeln.

Be electrified!

Mehr dazu:
www.teslafahren.at



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /